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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Sporthallen-Mief ist Fachleuten ein Rätsel
Zwischenüberschrift:
Gymnasium "In der Wüste": Nicht giftig, aber unangenehm
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Vor zwei Jahren hat die Stadt Osnabrück die Sporthalle des Gymnasiums " In der Wüste" mit einer dicken Thermohaut verkleidet, um Heizkosten zu sparen. Jetzt müffelt die Kleidung von Schülern und Lehrern, wenn sie nach der Sportstunde aus der Halle kommen. Die Fachleute stehen vor einem Rätsel.

" Wenn man in der Turnhalle ist, riecht man gar nichts", sagt Schulleiter Jürgen Westphal. Dumm nur, dass etwas Undefinierbares in den Klamotten hängen bleibt. Und das schon nach wenigen Minuten, wie er naserümpfend vermerkt. Die olfaktorische Note charakterisiert er so: " Muffig, ganz unangenehm."

Erst seit der energetischen Sanierung der Sporthalle steht die spezielle Duftnote im Raum. Aufgefallen war sie zuerst den neuen Fünftklässlern und deren Eltern. Dann merkten es auch die älteren Schüler und die Sportlehrer. Offensichtlich hat sich der Grad der nasalen Zumutung gesteigert. Der Fachbereich Immobilien und Gebäudemanagement wurde alarmiert, Spezialisten vom Bremer Umweltinstitut nahmen Material- und Raumluftproben zur Untersuchung mit.

Nach der Analyse kam aus Bremen eine gute Nachricht. Gesundheitsgefährdende Belastungen ließen sich nicht nachweisen, die Gründe für den Mief blieben allerdings auch im Dunkeln. Die nun aktenkundige " unzumutbare Nutzungsbeeinträchtigung" veranlasste den Fachbereich Immobilien, seine Nase noch etwas tiefer in die Materie zu stecken. Um das Problem einzugrenzen, wurden Materialproben aus sämtlichen Bauteilen in der Halle, im Umkleidebereich und in den angrenzenden Bauteilen labortechnisch untersucht.

Intensiver lüften

Mit dem gleichen Ergebnis wie im ersten Durchlauf: Es riecht unangenehm, aber was auch immer da die Nase beleidigt, ist zumindest nicht giftig. Nach dem millionenschweren Desaster mit Schimmelpilzen im Stadthaus ist Fachbereichsleiter Dirk König schon mal erleichtert, dass die Sporthalle in der Wüste nicht geschlossen werden muss. In diesem Monat soll das Problem mit der Schulleitung, den Elternvertretern und den Fachleuten aus der Verwaltung erörtert werden. Eine konkrete Lösung zeichnet sich aber nicht ab. Weil sich der penetrante Hauch nicht aus der Luft vertreiben lässt, soll das Bremer Umweltinstitut nun sondieren, wo der Hebel angesetzt werden könnte.

Intensiver lüften so lautet die erste Empfehlung. Fachbereichsleiter Dirk König weiß, dass die energetische Sanierung einen Pferdefuß hat: " Bei alten Gebäuden pfeift der Wind durch die Fenster, und jetzt bekommen sie eine komplett luftdichte Gebäudehülle." Allerdings keine kontrollierte Lüftung wie die Neubauten. Da helfe nur konsequentes Stoßlüften. Hausmeister und Sportlehrer in der Wüste sollen darauf achten. Es scheint sich aber nichts zu ändern.

Im Fachbereich Immobilien wird auch schon über den nächsten Schritt nachgedacht: Ob es etwas nützt, den Hallenboden, die Wandoberflächen oder die Geräteraumtore herauszureißen? Diese Möglichkeit deutet eine Mitteilungsvorlage für den Schul- und Sportausschuss an.

Enger Spielraum

Fachbereichsleiter König will aber nicht zulassen, dass auf der Suche nach dem Übel blindlings Material zerstört wird. Schließlich setzt die Stadt gerade großflächig den Rotstift an, und aus vielen Schulen in der Stadt Osnabrück kommen Klagen, weil notwendige Sanierungen seit Jahren auf die lange Bank geschoben werden. Da bleibt nur ein enger Spielraum, um die Sporthalle von ihrem mysteriösen Plagegeist zu befreien.
Bildtext:
Ein unangenehmer Duft legt sich in die Kleidung von Schülern und Lehrern, die sich in der Sporthalle des Gymnasiums " In der Wüste" bewegen.
Foto:
Klaus Lindemann

Kommentar
Stunk

Das stinkt doch zum Himmel. Eine Redensart wird wahr, zumindest in der Sporthalle in der Wüste. Das heißt, eigentlich stinkt es nicht vor Ort, aber wer dort war, trägt den unangenehmen Geruch in der Kleidung. Was also tun? Die Stadt hat, so scheint es, alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um dem rätselhaften Phänomen auf die Spur zu kommen. Letzte Möglichkeit wäre, alles wieder rauszureißen, die Investitionen in die Thermohaut auf den Müll zu werfen.

Angesichts der Sparpläne der Stadt bereitet ein solcher Vorschlag den Verantwortlichen Bauchschmerzen eine verständliche Reaktion. Also ehe zum Hammer gegriffen wird, sollten es alle noch mal ein paar Wochen mit Lüften versuchen.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert, Ulrike Schmidt


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