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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Das Amtsgericht wird aufgestockt
Zwischenüberschrift:
Architekt Klemens Hölscher gibt dem Justizbau ein neues Gesicht
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wenn einer vor den Kadi tritt, gehört auch der Gerichtssaal zur Inszenierung staatlicher Macht. Das Amtsgericht am Kollegienwall bekommt in diesem Jahr fünf neue Sitzungssäle, indem ein Stockwerk obendrauf gesetzt wird. Der Mann, der alle Feinheiten durchkomponiert hat, ist Klemens Hölscher von Reindersarchitekten. Ende des Jahres soll alles fertig sein.
Der 56-jährige Architekt aus Osnabrück hat schon viele öffentliche Gebäude gestaltet. Zum Beispiel den Neubau für die Integrierte Gesamtschule (IGS) in Eversburg. Mit 30 Klassenräumen, mehreren Gruppenräumen und einem großzügigen Atrium ist er einige Nummern größer als die Justizetage am Kollegienwall. Schüler und Lehrer warten schon darauf, dass sie nach den Sommerferien eine nagelneue Schule bekommen.
Wer einen flüchtigen Blick auf die Pläne mit den Außenansichten für die IGS und das Justizgebäude wirft, kann schon mal ins Stolpern kommen. Hoppla, was war jetzt noch Kollegienwall und was Eversburg? Zweimal ein lang gestreckter Kasten ohne Schnörkel, sparsam mit farbigen Elementen dekoriert sieht so das Grundmuster in Hölschers Baukastensystem aus?
Auf eine so simple Formel möchte der Architekt seine kreative Leistung nicht reduzieren lassen. Er bezieht seinen Büropartner Axel Winter gleich mit ein und drückt es so aus: " Wir versuchen auf die Besonderheit des Ortes einzugehen und den Bestand zu respektieren. Mit einer gewissen Sachlichkeit", wie er hinzufügt.
So ähnlich sieht es auch Cristina von Pozniak-Bierschenk, die Leiterin des Staatlichen Baumanagements: " Wir haben einen Architekten gesucht, der mit der Formensprache adäquat umgeht." Kreativität drücke sich nicht nur in kühnen Entwürfen aus, sondern auch darin, das Umfeld eines Bauprojekts behutsam einzubeziehen.
Das Staatliche Baumanagement gibt das Raumprogramm vor, das mit den Justizbehörden abgestimmt ist, die Behörde achtet auf Kosten, Termine und Qualitäten. Bei der Form des Baukörpers hatte Klemens Hölscher gar keine Spielräume, weil seine Aufgabe darin besteht, einen dreigeschossigen Sechzigerjahre-Komplex mit der erst drei Jahre alten Wärmeisolierung aufzustocken. Und zwar so, dass die als Naturdenkmal unter Schutz gestellte Platane auf der Neumarktseite nicht beeinträchtigt wird.
Die Arbeit des Architekten steckt im Detail: Wie werden die unterschiedlich großen Sitzungssäle und Beratungszimmer angeordnet? Auf welchem können Gefangene nach oben geleitet werden, ohne mit Zeugen oder Besuchern in Berührung zu kommen? Aus welchen Materialien sollen die Fußbodenbeläge sein?
Diese funktionalen und ästhetischen Festlegungen erfordern oft unzählige Baubesprechungen und Abstimmungstermine. Am Ende mag sich schon die Frage stellen, wo denn die persönliche Note des Architekten Klemens Hölscher zu finden ist, wenn er auf so viele Aspekte Rücksicht nehmen muss.
Für einen Profi wie ihn gibt es da keinen Identitätskonflikt. Wenn das ganze Erscheinungsbild wie aus einem Guss wirkt, steckt darin auch ein Stück seiner Persönlichkeit. Und dann gibt es ja noch Details, etwa die Colorgläser, die sich an einigen Stellen mit den Fensterscheiben abwechseln. Das sind reine Deko-Elemente, hinter denen sich Beton verbirgt. Aber das Glas, sagt Hölscher, ! gibt der Fassade eine gewisse Leichtigkeit".
3, 3 Millionen Euro hat das Staatliche Baumanagement für die Aufstockung des Amtsgerichts kalkuliert, dazu kommen weitere 2, 7 Millionen für Ankauf und Umbau des Gebäudes Kollegienwall 5. Alles zusammen bildet den ersten Bauabschnitt für das Justizzentrum Osnabrück.
Pläne für den zweiten Bauabschnitt gibt es auch schon. 29 Millionen Euro sind erforderlich, um den 140 Jahre alten Untersuchungsknast abzureißen und an seiner Stelle einen achtstöckigen Neubau zu errichten mit einem zeitgemäßen Gefängnis in den oberen Etagen. Da würde Klemens Hölscher auch gern den Zeichenstift ansetzen. Aber die Landesregierung hat dem Projekt noch nicht ihren Segen gegeben. Wenn es so weit ist, kann er sich bewerben. Der Architektenauftrag wird europaweit ausgeschrieben.
Bildtexte:
Ein langer Riegel ist das Justizgebäude am Osnabrücker Kollegienwall. Architekt Klemens Hölscher setzt bald noch eine Etage obendrauf.
Hier ist noch Luft nach oben: Im März beginnen die Bauarbeiten für die Aufstockung des Amtsgerichts am Kollegienwall.
Fotos:
Klaus Lindemann
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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