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1.
Erscheinungsdatum:
03.02.2014
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
In den Krieg mit Blumen am Gewehr
Zwischenüberschrift:
Viele Menschen reagierten begeistert auf die Mobilmachung – aber nicht alle
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Am
Samstag,
1.
August
1914,
wurde
bekannt
gemacht,
dass
"
Seine
Majestät
der
Kaiser"
die
Mobilmachung
der
Armee
und
Marine
befohlen
hatte.
Vielerorts
reagierten
die
Menschen
mit
Begeisterung
–
doch
längst
nicht
überall.
"
Blumenüberschüttet"
,
so
heißt
es
in
der
Chronik
des
Osnabrücker
Infanterie-
Regiments
Nr.
78,
sei
die
Einheit
am
8.
August
1914
zum
Bahnhof
marschiert:
"
Singen,
Zurufe,
alte
Armeemärsche,
mit
denen
schon
die
Väter
zur
Schlacht
zogen.
Alles
begeistert
und
ergriffen."
Bilder
aus
diesen
Tagen
zeigen
Soldaten
mit
Blumen
in
den
Gewehrläufen.
Aber
die
Gesichter
lassen
ahnen,
dass
es
mit
dem
"
Spaziergang
nach
Paris"
nichts
werden
würde.
Und
wirklich
sollte
schon
Mitte
November,
als
der
Stellungskrieg
in
Flandern
begann,
von
ehemals
45
Offizieren
und
1984
Soldaten
der
Osnabrücker
Bataillone
die
Hälfte
nicht
mehr
leben.
Der
Osnabrücker
Lehrer
Karl
Koch
(1875–1964)
hat
in
seinen
Erinnerungen
die
Erregung
jener
Tage
geschildert:
"
In
Osnabrück
durchzieht
ein
Gewoge
von
Menschen
die
Straßen.
Um
6
Uhr
abends
(am
1.
August)
wird
der
Mobilmachungsbefehl
bekannt
gegeben.
Auch
der
Landsturm
der
Jahrgangsklassen
1869–1875
wird
aufgerufen.
Am
Montag
eröffnen
die
Franzosen
ohne
Kriegserklärung
die
Feindseligkeiten.
Der
deutsche
Reichstag
tritt
zusammen.
Der
Kaiser
prägt
das
Wort:
'
Ich
kenne
keine
Parteien
mehr,
nur
noch
Deutsche.'
"
Wenig
später
mischen
sich
dann
erste
bange
Töne
in
die
allgemeine
Euphorie.
Noch
einmal
Karl
Koch,
der
als
Reservist
auf
seine
Einberufung
wartet:
"
Am
7.
August
ist
Kriegsbußtag.
Wir
besuchen
den
Gottesdienst
in
St.
Marien,
wo
Pastor
Dr.
Pfannkuche
die
Predigt
hält.
Er
spricht
über
den
Text:
'
Dass
Du
Dich
nicht
fürchtest,
Gott
der
Herr
ist
Dein
Trutz.'
"
Die
Historikerin
Simone
Herzig
hat
die
Berichterstattung
und
Kommentierung
der
Osnabrücker
Tageszeitungen
für
den
Zeitraum
vom
Attentat
in
Sarajevo
über
die
Mobilmachung
bis
zum
Anlaufen
der
deutschen
Offensiven
auch
wissenschaftlich
untersucht.
Zu
jener
Zeit
erscheinen
in
Osnabrück
vier
Zeitungen
mit
wechselnden
konfessionellen
oder
politischen
Schwerpunkten,
die
vom
bürgerlichen
Spektrum
bis
zu
einer
eigenen
SPD-
Parteizeitung
reichen.
Dabei
sind
die
vorgefundenen
Bewertungen
durchaus
relativierend
und
weniger
von
Hurra-
Patriotismus
als
von
"
entschlossenem
Ernst
und
fester
Zuversicht"
geprägt.
Als
zentraler
Topos
kann
dafür
das
Wort
von
der
"
Begeisterung"
gelten,
dass
nach
den
Textanalysen
von
Simone
Herzig
mit
Charaktereigenschaften
wie
"
ernste
Gesinnung"
, "
starkes
Pflichtgefühl"
, "
Opfermut
und
Hingabe"
verbunden
wurde.
Die
Menschen
im
Emsland
und
der
Grafschaft
Bentheim
erfuhren
vom
Ausbruch
des
Krieges
in
Beesten
etwa
durch
die
Brandglocke
oder
in
Salzbergen
durch
den
Ortsdiener.
Die
Bevölkerung
reagierte
gegensätzlich,
glaubt
man
Berichten
in
den
Schulchroniken,
die
von
der
Studiengesellschaft
für
Emsländische
Regionalgeschichte
ausgewertet
wurden.
"
Mobilmachung!
–
Krieg!
!
Brauste
es
in
den
ersten
Aug.Tagen
14
in
herrlicher
Begeisterung
durch
unsere
Emslandgauen"
,
notierte
ein
Lehrer
in
Listrup.
Und
nicht
nur
in
der
Chronik
der
evangelischen
Schule
Freren
steht:
"
Mit
großer
Begeisterung
und
festem
Gottvertrauen
zogen
die
Krieger
ins
Feld."
Anders
verhielten
sich
die
Salzbergener:
"
Jung
u.
alt
eilt
auf
die
Straße.
Große
Erregung,
erschreckte
Gesichter"
,
bemerkte
der
Chronist.
"
Lautlos
kehrt
alles
in
die
Häuser
zurück,
manche
erscheinen
wir
erstarrt."
Für
den
Tag
danach
stellt
er
fest:
"
Stimmung
sehr
gedrückt.
Man
fühlt
etwas
Ungewisses,
Unheimliches,
Drohendes
im
Anzuge.
Viel
weinende
Frauen."
Für
die
Meppener
war
schon
lange
absehbar,
dass
irgendwann
ein
Krieg
ausbrechen
würde.
"
Im
Mobilmachungsfalle"
:
So
hatten
bereits
ab
1894
zahlreiche
amtliche
Schreiben
zwischen
dem
Landratsamt
und
dem
"
Kommandierenden
General
des
X.
Armeekorps"
begonnen
und
sich
über
20
Jahre
mit
dem
Ausbau
des
Meppener
Ludmillenstifts
zum
Garnisons-
Lazarett
und
anderen
Details
beschäftigt.
Zu
den
prägenden
Bildern
in
den
ersten
Kriegstagen
gehörten
mit
Soldaten
durchfahrende
Eisenbahnen.
Zahlreiche
Militärtransportzüge
passierten
die
Bahnhöfe,
und
das
tagelang.
Wo
sie
haltmachten,
wurden
die
Soldaten
reichlich
mit
Fleisch,
Eiern
und
Brot
bewirtet.
Katholische
Rekruten
gingen
zur
Beichte,
bevor
sie
die
Heimat
verließen.
"
Der
Ernst
und
der
Eifer,
mit
welchem
heute
gebetet
wurde
und
man
sich
auf
die
Beichte
vorbereitete,
hatte
besonderen
Grund:
Es
war
der
Kriegszustand
verkündigt
worden"
,
heißt
es
in
der
Pfarrchronik
von
Schüttorf.
"
Man
wollte
sich
für
alles
bereit
machen."
Auch
dem
Meppener
Zweigverein
des
Roten
Kreuzes
war
bald
bewusst,
dass
es
Tote
und
Verletzte
geben
würde:
"
Der
Krieg
hat
. . .
unendlich
viel
Leid
und
Not
im
Gefolge"
,
stellte
der
Vorstand
in
einem
Aufruf
fest,
den
die
"
Ems-
und
Hase-
Blätter"
am
12.
August
abdruckten.
"
Unsere
heiligste
Pflicht
ist
es,
diese
Not
zu
lindern,
soweit
nur
in
unseren
Kräften
liegt."
Das
Rote
Kreuz
bat
dringend
um
Geldspenden,
um
Verwundeten
und
Angehörigen
helfen
zu
können.
In
Holsten
gingen
die
jungen
Männer
davon
aus,
dass
sie
zur
Salzbergener
Kirmes
im
Oktober
wieder
zu
Hause
seien,
spätestens
aber
gegen
Weihnachten.
Zur
Begründung
schrieb
ein
Lehrer:
"
Ein
moderner
Krieg
mit
seinen
gräßlichen
Mordwaffen
würde
nicht
lange
dauern
können."
Dass
dieser
Krieg
ein
"
Opfergang"
sei,
aus
dem
die
Gesellschaft
geläutert
hervorgehen
werde,
war
damals
offenbar
eine
weitverbreitete
Vorstellung.
Von
einem
"
mentalen
Heroisierungsprozess"
spricht
deshalb
auch
Herfried
Münkler
in
seinem
Buch
("
Der
Große
Krieg.
Die
Welt
1914–1918"
): "
Die
Vorstellungen
von
Opfer
und
Ehre
hatten
eine
bis
dahin
unvorstellbare
Relevanz
für
den
Zusammenhalt
der
Gesellschaft
bekommen."
Spätestens
mit
dem
Einsetzen
der
amtlich
gelenkten
Kriegspropaganda
wurde
dann
auch
das
"
Augusterlebnis"
überhöht
und
zu
einer
nationalen
Wiedergeburt
stilisiert.
Je
länger
der
Krieg
dauerte,
je
höher
die
Verluste
waren
und
je
größer
die
Not
an
der
Heimatfront
wurde,
umso
mehr
wurde
an
jenem
Mythos
von
nationaler
Einheit
gewoben,
den
die
Zeitzeugenberichte
auch
für
Osnabrück
deutlich
differenzierter
sehen
lassen.
Bildergalerie
auf
www.noz.de
Bildtexte:
Durch
eine
dichte
Menschenmenge
ging
der
Weg
zum
Bahnhof:
ein
Bild
vom
8.
August
1914
auf
dem
Osnabrücker
Neumarkt.
Vor
dem
Osnabrücker
Schloss
wurden
Anfang
September
1914
Freiwillige
vereidigt.
Fotos:
Staatsarchiv
Osnabrück/
Archiv
Neue
OZ
Autor:
Christof Haverkamp, Frank Henrichvark