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1.
Erscheinungsdatum:
24.02.2014
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Kunst im Kugelhagel
Zwischenüberschrift:
Im Ersten Weltkrieg zerschellt auch die internationale Avantgarde
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Auch
Künstler
ziehen
1914
begeistert
in
den
Krieg.
Das
große
Gemetzel
kostet
viele
Maler
und
Bildhauer
das
Leben.
Das
internationale
Netzwerk
der
Avantgarde
reißt.
Wie
reagierten
Künstler
auf
diese
extreme
Erfahrung?
"
Es
ist
alles
so
grauenvoll,
dass
ich
Dir
nichts
darüber
schreiben
mag.
Unser
aller
Gedanke
ist
Friede.
[. . .]
Der
Krieg
ist
von
einer
namenlosen
Grausamkeit.
Man
ist
weg,
eh
man′s
merkt"
,
schreibt
August
Macke
am
9.
September
1914
voll
böser
Vorahnungen
an
seine
Frau
Elisabeth.
Der
Maler
von
Bildern
des
farbenreichen
Lebensglücks
trägt
da
längst
feldgrau.
Nicht
einmal
ein
halbes
Jahr
liegt
die
Reise
zurück,
die
Macke
gemeinsam
mit
seinen
Künstlerfreunden
Paul
Klee
und
Louis
Moilliet
im
April
1914
nach
Nordafrika
unternimmt.
Als
"
Tunis-
Reise"
geht
diese
Fahrt
in
die
Kunstgeschichte
ein.
Mackes
Bilder
von
Basaren
und
Karawanen
begeistern
das
Publikum
bis
heute
–
als
flirrende
Farbakkorde
voll
unbeschwerter
Daseinsfreude.
In
den
erbitterten
Gefechten,
in
die
der
Künstler
mit
seiner
Kompanie
in
der
nordfranzösischen
Champagne
gerät,
sind
sie
schnell
nur
noch
eine
ferne
Erinnerung.
Maschinengewehrkugeln
treffen
Macke
am
26.
September
1914
bei
Perthes-
lès-
Hurlus
tödlich
–
gerade
einmal
zweieinhalb
Wochen,
nachdem
er
seiner
Frau
den
Brief
geschrieben
hatte.
Mit
Macke
stirbt
eine
der
großen
Hoffnungen
der
Kunst,
ein
Stück
der
nach
der
Jahrhundertwende
hoffnungsvoll
aufgebrochenen
Avantgarde.
Deren
Vertreter
zählen
allerdings
nicht
durchweg
zu
den
entschiedenen
Gegnern
des
Krieges.
Franz
Marc,
Freund
August
Mackes
und
mit
ihm
in
der
Künstlergruppe
"
Der
Blaue
Reiter"
aktiv,
schreibt
am
22.
Februar
1916
an
seine
Frau,
Macke
sei
durch
eine
„
befreundete
Kugel″
gestorben.
Für
Marc
galten
die
Franzosen
als
Kriegsgegner,
aber
zugleich
als
befreundete
Kulturnation.
Die
tödliche
Kugel
als
"
friendly
fire"
der
anderen
Art?
Diese
Sicht
auf
den
Großen
Krieg
befremdet,
zumal
auch
Franz
Marc
seinen
Fronteinsatz
am
4.
März
1916
vor
Verdun
mit
dem
Leben
bezahlt.
Die
mörderischen
Geschosse
des
Ersten
Weltkrieges
treffen
mit
den
Künstlern
im
Fronteinsatz
nicht
nur
Menschen,
sie
zerfetzen
auch
die
Avantgarde
als
kulturelle
Bewegung,
die
dabei
ist,
das
Gesicht
Europas
gründlich
zu
verändern.
"
Mein
Herz
ist
dem
Krieg
nicht
böse,
sondern
aus
tiefem
Herzen
dankbar,
es
gab
keinen
anderen
Durchgang
zur
Zeit
des
Geistes,
der
Stall
des
Augias,
das
alte
Europa
konnte
nur
so
gereinigt
werden"
,
tönt
Franz
Marc
selbstgewiss
am
16.
November
1914
gegenüber
Wassily
Kandinsky.
Der
Krieg
zerstört
die
vermeintlich
verkommene
gesellschaftliche
Ordnung,
er
zerreißt
gleichzeitig
auch
das
internationale
Netzwerk,
das
die
Künstler
hält,
ihren
Erfolg
sichert.
Auf
einem
Zettel
notiert
Pablo
Picasso
den
Verbleib
von
Künstlerfreunden
wie
Georges
Braque
oder
Juan
Gris
in
den
Wirren
des
Krieges.
Der
im
Pariser
Musée
Picasso
verwahrte
Zettel
dokumentiert
im
Kleinen
die
große
Kulturkatastrophe,
die
der
Krieg
auch
bedeutet.
Nicht
nur
Picassos
Pariser
Galerist
Daniel-
Henry
Kahnweiler
muss
als
Deutscher
und
damit
feindlicher
Ausländer
sein
Geschäft
aufgeben.
Sein
Schicksal
steht
für
die
unzähligen
Schnitte,
die
der
Krieg
durch
das
Netzwerk
der
Avantgarde
legt.
1914
ist
die
moderne
Kunst
längst
international
etabliert.
Als
die
bis
heute
legendäre
Kölner
Sonderbund-
Ausstellung
Stars
der
Moderne
wie
Edvard
Munch,
Vincent
van
Gogh
oder
eben
Pablo
Picasso
groß
herausbringt,
hat
die
Kunst
der
Moderne
gesiegt.
Sie
überwältigt
nicht
nur
mit
ihren
provozierend
neuartigen
Bildern
und
Skulpturen,
sondern
auch
mit
einer
Kunstszene,
die
als
internationales
Geflecht
der
Künstlergruppen,
Galeristen,
Ausstellungen,
der
Sammler
und
der
Kunstpresse
Kraft
und
Konsistenz
entwickelt.
Ob
die
Expressionisten
der
1905
gegründeten
Künstlergruppe
"
Die
Brücke"
,
die
im
gleichen
Jahr
in
Frankreich
unter
der
Führung
von
Henri
Matisse
durchgestarteten
"
Fauves"
oder
Picassos
Rosa
und
Blaue
Periode
–
was
da
entsteht,
bejubelt
Wassily
Kandinsky
als
"
Symphonie
des
XX.
Jahrhunderts"
.
Dabei
kommt
das
Wort
"
Avantgarde"
aus
der
Sprache
des
Militärs,
in
der
es
die
Vorhut
einer
Truppe
bezeichnet.
"
Wir
wollen
den
Krieg
verherrlichen"
,
donnert
Filippo
Marinetti,
Propagandist
des
italienischen
Futurismus
in
einem
seiner
Manifeste.
Auch
Marinetti
feiert
wie
Kandinsky
eine
Sinfonie,
allerdings
die
"
furchtbaren
Symphonien
der
Schrapnelle″
und
die
„
wahnsinnigen
Skulpturen,
die
unsere
inspirierte
Artillerie
aus
der
Masse
des
Feindes
formt"
.
Besonnene
Köpfe
wie
Paul
Klee
haben
dagegen
zunächst
kaum
eine
Chance.
"
Wie
wird
man
sich
nachher
gegenüberstehen?
!
Welche
Scham
über
die
Vernichtung
auf
beiden
Seiten!
",
schreibt
der
Künstler
schon
am
4.
Dezember
1914
in
einem
Brief.
Die
Avantgarde
befindet
sich
im
Weltkrieg
mit
"
im
Kampf"
,
so
der
Titel
der
großen
Ausstellung
zum
Thema,
die
die
Bonner
Bundeskunsthalle
bis
zum
23.
Februar
2014
gezeigt
hat.
Den
Kampf
um
die
neue
Kunst
gewinnt
die
Avantgarde
noch.
Am
Wahnsinn
des
Kriegsalltages
zerbricht
sie.
Oder
doch
nicht?
Kunstexperten
schätzen
die
Reaktion
der
Künstler
auf
den
Krieg
heute
sehr
unterschiedlich
ein.
"
Noch
während
des
Ersten
Weltkrieges
geschah
in
der
Kunst
etwas
Überraschendes:
Sie
radikalisierte
sich"
,
schreibt
Uwe
M.
Schneede,
Kurator
der
Bonner
Schau
"
1914.
Die
Avantgarden
im
Kampf"
,
im
Katalog
der
Ausstellung.
Schneede
sieht
die
Kunst
auf
neuen
Wegen,
hin
zu
Dada
und
Surrealismus.
Gerhard
Finckh,
Direktor
des
Wuppertaler
Von-
der-
Heydt-
Museums,
sieht
das
ganz
anders.
"
Die
Malerei
konnte
dieses
Krieges
nicht
Herr
werden"
,
sieht
er
die
Kunst
in
der
Defensive.
Unter
dem
Titel
"
Menschenschlachthaus"
zeigt
Finckh
ab
dem
8.
April
in
seinem
Haus
Beispiele
dafür,
wie
der
Weltkrieg
in
der
deutschen
und
französischen
Kunst
zum
Thema
wurde.
Noch
in
diesem
Jahr
wird
die
Ausstellung
im
französischen
Reims
gezeigt.
"
Diesen
Krieg
konnte
man
nicht
malen"
,
sagt
Finckh.
Für
ihn
zählen
allein
Wilhelm
Lehmbrucks
Plastik
"
Der
Gestürzte"
und
Otto
Dix′Kriegs-
Triptychon
als
künstlerisch
angemessene
Reaktion
auf
das
Grauen
der
Materialschlachten.
Auf
jeden
Fall
haben
sich
Künstler
ab
1914
nicht
besser
oder
klüger
verhalten
als
andere
Menschen.
Sie
waren
Kriegstreiber
und
Kriegsgegner.
Sie
haben
den
Krieg
gefeiert
und
ihn
beklagt.
Am
Ende
suchen
sie,
wie
Hans
Arp,
eine
"
elementare
Kunst,
die
den
Menschen
vom
Wahnsinn
der
Zeit
heilen"
sollte.
Die
Welt,
wie
sie
vor
dem
Krieg
existiert
hatte,
war
da
ohnehin
schon
untergegangen.
Bildergalerie
auf
www.noz.de
Bildtexte:
Bildquellen:
Allen
Memorial
Art
Museum,
Oberlin
College,
USA;
Von-
der-
Heydt-
Museum
Wuppertal;
dpa;
VG
Bild-
Kunst,
Bonn
2014
Kunst
als
Kriegseinsatz:
Maler
bei
der
Camouflage
einer
Kanone
des
Typs
188,
La
Neuville.
Fotografie
(Vintage
print)
Bibliothèque
de
documentation
internationale
contemporaine,
Paris
Kunst
als
Warnung:
Otto
Dix′
Radierung
„
Sturmtruppe
geht
unter
Gas
vor″.
Foto:
dpa
Autor:
Stefan Lüddemann