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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
An schmalen Stellen kracht es öfter
Zwischenüberschrift:
Osnabrück zieht Fazit nach Umbau der Lotter Straße
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Seit dem Umbau der Lotter Straße registriert die Polizei zwar insgesamt weniger Unfälle, auf dem Abschnitt mit der schmaleren Fahrbahn kracht es dagegen häufiger. In vielen Fällen, weil Radler auf dem Bürgersteig fahren, oft in der falschen Richtung.

" Da es bei den Unfällen lediglich leichte Personenschäden gegeben hat, müssen die Unfallfolgen noch nicht als gravierend betrachtet werden", heißt es in einer Vorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt, mit der eine Anfrage der FDP-Fraktion beantwortet wird. Dennoch ist die Entwicklung auffällig. Der Abschnitt zwischen Moltkestraße und Adolfstraße war in den Jahren 2007 und 2008 " noch eher unkritisch", wie der Fachbereich Bürger und Ordnung in dem Schreiben anmerkt. Nach dem Umbau, der im November 2010 zu Ende ging, registrierte die Polizei jedes Jahr sieben bis neun Unfälle.

Radfahrer beteiligt

Abgesehen von Autos, die parkende Fahrzeuge streifen, oder Lastwagen, die an Ampelmasten hängen bleiben, richten die Statistiker ihren Blick auf die Radfahrer. Sie waren im vergangenen Jahr allein auf diesem kurzen Straßenabschnitt an vier von neun Unfällen beteiligt, und zwar als Verursacher, wie der Bericht der Polizei vermerkt. Ein ähnliches Bild ergibt sich an der Einmündung zur Arndtstraße, wo Radlern ebenfalls die Verantwortung für das Unfallgeschehen zugeschrieben wird. Vor allem, weil sie " verkehrswidrig" über den Gehweg fahren. Es kracht dann meist an den Einmündungen, weil Autofahrer nicht mit den Velos rechnen, schon gar nicht in der falschen Richtung. Immer wieder bekommen aber auch Fußgänger auf schmerzhafte Weise ein Vorderrad oder einen Lenker zu spüren. Allerdings werden solche Unfälle oft gar nicht angezeigt.

Die Verkehrsplaner wissen, warum es auf der Lotter Straße zu einer Häufung von Unfällen mit Fahrradbeteiligung kommt. " Dieses Fehlverhalten wird darauf zurückzuführen sein, dass Radfahrer vermehrt auf den Gehweg ausweichen, weil sie sich auf der Fahrbahn nicht ausreichend sicher fühlen", heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Als die Lotter Straße 2009 und 2010 umgebaut wurde, drängten die Geschäftsleute die Stadt, breitere Gehwege für die flanierende Kundschaft anzulegen. Das enge Straßenprofil zwang jedoch zu Abstrichen an anderer Stelle, und so wurden die ursprünglich vorgesehenen Radwege geopfert.

Seitdem fühlen sich viele Radler von den Autos bedrängt. Die Stadt rät ihnen, statt der Lotter Straße die parallel verlaufende Fahrradstraße (Katharinenstraße/ Augustenburger) zu benutzen aber das widerstrebt vor allem denen, die an der Lotter Straße oder in einer der Nebenstraßen etwas zu erledigen haben.

" Situation nicht kritisch"

Gemeinsam mit der Polizei will die Stadt die Situation beobachten und gegebenenfalls mit geeigneten Maßnahmen reagieren″, wie es in der Vorlage für den Ausschuss heißt. In dem Papier wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Verkehrssituation an der Lotter Straße nicht als kritisch angesehen wird.

Der Abschnitt zwischen Hans-Calmeyer-Platz und Lieneschweg sei nach dem Umbau deutlich sicherer geworden. Und in der Einmündung an der Arndtstraße habe es zwar einige vergleichsweise harmlose Unfälle gegeben, allerdings keinen Schulwegunfall und keinen Unfall mit Kindern. Dennoch gebe es an dieser Stelle noch Verbesserungsbedarf bei der Schulwegsituation.

Bildtext:
Mit dem Rad auf dem Gehweg und dann noch in der falschen Richtung: Das ist unfallträchtig.
Foto:
Michael Gründel

Kommentar
Regeln und Realitäten

Radler haben auf Fußwegen nichts verloren. Diese Verkehrsregel ist keine Schikane, sondern dient dem Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer, der Fußgänger. Die erleben immer häufiger, dass ihnen ihr angestammter Verkehrsraum unverhohlen und teilweise sogar mit erschreckender Rücksichtslosigkeit streitig gemacht wird.

Das ist nicht hinnehmbar und muss im Extremfall auch geahndet werden. Allerdings greift es zu kurz, lediglich mit dem Finger auf " Fahrrad-Rüpel" zu zeigen und im Übrigen auf die Straßenverkehrsordnung zu verweisen. Denn Fahrradfahren ist längst kein reiner Freizeitspaß mehr, sondern dient immer mehr Bürgern als Hauptverkehrsmittel.

Diese Entwicklung wird von Politikern zwar gerne als wichtiger Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit gelobt spiegelt sich in der Verkehrsplanung derzeit aber bestenfalls in Ansätzen wider. Natürlich können Radler genauso wenig wie Autofahrer ein Recht auf " freie Fahrt für freie Bürger" für sich reklamieren, und es ist ihnen durchaus zuzumuten, in ihrem Vorwärtsdrang auch mal von einer roten Ampel oder einer Vorfahrtsregel gebremst zu werden. Doch wenn sie das Gefühl haben müssen, dass die Einhaltung der StVO für sie mit akuter Lebensgefahr verbunden ist, darf sich kein Verantwortlicher wundern, wenn Regeln großzügig ausgelegt oder gar ignoriert werden. Eine wichtige Achse wie die Lotter Straße ohne Radweg zu planen das hätte im Jahr 2010 nicht mehr passieren dürfen.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert, Arne Köhler
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