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1.
Erscheinungsdatum:
15.02.2014
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Vier Jahre hinter Stacheldraht
Zwischenüberschrift:
Das Offiziersgefangenenlager am Westerberg: 500 Mann waren Geiseln für das Verhalten der Gegenseite
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Nur
sechs
Wochen
nach
dem
Ausbruch
der
Kampfhandlungen
an
der
Front
kam
der
Weltkrieg
zurück
in
die
Heimat:
In
Osnabrück
wurde
bereits
Mitte
September
1914
ein
Offiziersgefangenenlager
eingerichtet.
Bis
zum
Jahresende
1918
saßen
hier
in
der
Artilleriekaserne
am
Westerberg
an
die
500
gefangene
Offiziere
hinter
Stacheldraht:
vom
Leutnant
bis
zum
General.
Beide
Seiten
betrachteten
die
gemachten
Gefangenen
als
Geiseln,
als
ein
Faustpfand
der
Diplomatie
für
das
Verhalten
des
Gegners.
Und
deshalb
wurden
sie
auch
mal
besser
und
mal
schlechter
behandelt.
Am
Nordhang
des
Westerberges
zwischen
der
Artilleriestraße
und
der
Barbara
straße
hatte
die
Stadt
Osnabrück
zwischen
den
Jahren
1900
und
1903
eine
Artilleriekaserne
erbaut,
sie
wurde
später
nach
dem
letzten
Kriegsminister
des
Kaiserreichs
"
General-
von-
Stein-
Kaserne"
benannt.
Am
26.
März
1902
zog
hier
die
II.
Abteilung
des
Feldartillerieregiments
Nr.
62
ein
–
zusammen
250
Soldaten
und
150
Pferde.
Der
Krieg
wäre
ohne
die
Vierbeiner
nicht
zu
führen
gewesen.
Denn
eine
solche
Artillerieeinheit
verfügte
über
drei
Batterien
mit
jeweils
sechs
Geschützen,
die
im
Einsatz
von
sechs
Pferden
gezogen
wurden.
Gelenkt
wurde
solch
ein
sechsspänniger
Zug
von
drei
Reitern
im
Sattel,
die
jeweils
noch
ein
Handpferd
zur
Rechten
führten.
So
wurden
damals
die
schweren
Kanonen
und
tonnenweise
Munition
und
Material
notfalls
auch
querfeldein
transportiert.
Die
Last
der
Langeweile
Mittlerweile
gehört
die
Von-
Stein-
Kaserne
zur
Hochschule
Osnabrück,
sind
hier
Hörsäle
und
Labors
eingerichtet.
Aber
weil
an
diesem
Kasernenstandort
in
den
folgenden
Epochen
praktisch
nichts
verändert
worden
ist,
lässt
sich
das
Konzept
der
damaligen
Preußischen
Heeresbauverwaltung
für
eine
Einheit
der
bespannten
Artillerie
bis
heute
an
den
Liegenschaften
ablesen:
Das
große
Mannschaftsgebäude
mit
der
Wache
nebenan
steht
im
Westen
an
der
Artilleriestraße,
ebenfalls
liegen
hier
das
Stabsgebäude
und
das
Offizierskasino,
es
folgen
Pferdeställe
und
Kanonenschuppen,
Küche
und
Kantine,
zwei
Reithallen,
die
Hufschmiede
und
die
Wagenmeisterei.
Sogar
ein
"
Isolierstall
für
kranke
Pferde"
war
vorgesehen.
Inmitten
des
Areals
lagen
die
Abreiteplätze
für
die
Arbeit
mit
den
Pferden,
unterhalb
der
Stallgebäude
der
Richtplatz
zum
Exerzieren
mit
den
schweren
Feldhaubitzen
vom
Kaliber
7,
7
Zentimeter.
Bereits
sechs
Wochen,
nachdem
die
Osnabrücker
Artilleristen
in
den
Ersten
Weltkrieg
ausgerückt
waren
–
und
während
der
vier
Kriegsjahre
insgesamt
652
862
Schuss
Munition
verfeuerten,
wie
das
Kriegstagebuch
penibel
verzeichnet
–
bekam
die
Artilleriekaserne
am
Westerberg
im
September
1914
eine
neue
Funktion
zugewiesen:
Bis
Ende
1918
waren
jetzt
hinter
doppeltem
Stacheldraht
etwa
500
gefangene
Offiziere
interniert.
Die
Gefangenenlisten
sind
erhalten,
sie
nennen
Russen,
Franzosen,
Engländer;
aber
auch
Belgier,
Italiener,
sogar
fünf
Inder
und
ein
Portugiese
waren
darunter.
Auch
eine
Vielzahl
von
Fotos
gibt
es
noch,
teils
von
den
Gefangenen
selbst
aufgenommen,
teils
auch
von
einem
professionellen
Fotografen
aus
der
Stadt
angefertigt
um
wohl
mit
der
Feldpost
den
Angehörigen
als
Lebenszeichen
in
die
Heimat
geschickt
zu
werden.
Nach
der
Haager
Landkriegsordnung
mussten
gefangene
Offiziere
–
ganz
im
Gegensatz
zu
den
einfachen
Soldaten,
die
häufig
in
der
Landwirtschaft
eingesetzt
wurden
–
nicht
arbeiten.
Die
größte
Plage
des
Lagerlebens
dürfte
deshalb
die
Langeweile
gewesen
sein.
Weshalb
die
am
Westerberg
internierten
Offiziere
denn
auch
rege
Aktivitäten
entwickelten:
Sport
auf
dem
Kasernenhof,
Vorträge
und
Sprachkurse,
auch
Musik
und
Theateraufführungen
wurden
von
der
deutschen
Bewachung
begrüßt
und
gefördert.
Immer
wieder
verwendeten
die
Gefangenen
ihre
Energie
aber
auch
darauf,
Fluchtpläne
zu
schmieden:
Anfang
Februar
1915
graben
etwa
zehn
russische
Offiziere
im
Keller
des
Südflügels
einen
Tunnel
und
werden
dabei
ertappt.
Im
Frühjahr
1916
kommt
der
Hauptmann
Charles
de
Gaulle,
der
spätere
französische
Staatspräsident,
ins
Lager
nach
Osnabrück.
Er
war
vier
Wochen
zuvor
bei
den
Kämpfen
um
das
Fort
Douaumont
bei
Verdun
verwundet
und
gefangenen
genommen
worden.
De
Gaulle,
der
später
zum
"
Ausbrecherkönig"
wurde,
weil
er
bis
1918
insgesamt
fünfmal
seinen
Bewachern
davonlief,
aber
stets
wegen
seiner
Größe
von
1,
95
Meter
prompt
entdeckt
wurde,
schmiedet
sofort
Fluchtpläne
und
wird
deshalb
verlegt.
Auch
im
Sommer
1916
graben
mehrere
Offiziere
erneut
einen
Tunnel
und
werden
dabei
entdeckt.
Im
Sommer
1915
springen
der
belgische
Divisionspfarrer
Brouwers
und
der
russische
Hauptmann
von
Schmidt
aus
einem
Fenster.
Ein
tragischer
Tod:
Der
Belgier
wird
von
der
Wache
erschossen,
der
Russe
ergriffen.
Und
noch
im
Sommer
1918
entkommen
drei
Franzosen
von
Osnabrück
ins
neutrale
Holland.
Andererseits
galt
unter
Siegern
und
Besiegten
noch
die
tradierte
Ritterlichkeit:
Wer
sein
"
Offiziersehrenwort"
gab,
durfte
in
Gruppen
von
etwa
40
Mann
und
begleitet
von
einem
deutschen
Bewacher
längere
Spaziergänge
über
den
Westerberg
unternehmen.
Und
mit
allen
militärischen
Ehren
wurden
zwei
im
Lager
verstorbene
russische
Offiziere,
der
Generalleutnant
Michael
Schreider
und
der
Generalleutnant
Simon
Federow,
im
Jahr
1915
auf
dem
Johannisfriedhof
beigesetzt.
Der
Trauerzug
der
Gefangenen
quer
durch
die
Stadt
erregte
damals
großes
Aufsehen.
Das
Leben
hinter
dem
Stacheldraht
am
Westerberg
war
gewiss
langweilig,
gleichwohl
relativ
privilegiert.
Die
Generäle
wohnten
in
Einzelzimmern,
die
Hauptleute
und
Leutnants
zu
sechs
oder
acht
in
einer
Stube;
fürs
Stiefelputzen,
Ofenheizen
und
zur
Bedienung
hatten
sie
eigene
Burschen,
Verpflegung
lieferte
der
Kantinenwirt
mit
der
Möglichkeit,
Wein
und
Bier
zu
kaufen
oder
Konserven
aus
der
Heimat
zu
empfangen.
Und
dennoch:
Die
Gefangenen
waren
zugleich
Geiseln
für
die
Gegenseite.
Ihre
Versorgung
verschlechterte
sich
deshalb,
wenn
es
Klagen
über
die
Unterbringung
deutscher
Kriegsgefangener
in
Russland
gab:
"
Dies
hat
zur
Folge
gehabt,
dass
die
russische
Regierung
die
unwürdige
Behandlung
aufhob,
worauf
auch
hier
die
Vergeltungsmaßregeln
fortfielen"
,
so
heißt
es
in
den
Akten.
Zur
Kontrolle
der
Zustände
gab
es
häufige
Besuche
von
Gesandten
neutraler
Staaten
und
vom
Roten
Kreuz.
Unruhe
im
November
′
18
Mit
dem
Ende
des
Krieges
wurde
auch
das
Lager
auf
dem
Westerberg
aufgelöst.
Am
18.
Dezember
1918
fuhren
die
letzten
französischen
Offiziere
mit
einem
Sonderzug
vom
Hauptbahnhof
in
ihre
Heimat
zurück.
Zuvor
muss
es
im
Lager
noch
dramatische
Szenen
gegeben
haben:
"
Als
am
8.
November
1918
sich
auch
die
Revolution
auf
Osnabrück
erstreckte"
,
so
heißt
es
in
einem
Bericht
der
Lagerverwaltung,
"
wurden
die
Kriegsgefangenen
unbotmäßig."
Sie
wollten
den
Befehlen
der
Kommandantur
nicht
mehr
folgen,
sondern
nach
dem
Waffenstillstand
sofort
entlassen
werden.
Daraufhin
kam
auch
der
in
Osnabrück
gebildete
revolutionäre
Soldatenrat
ins
Lager:
"
Verschiedene
Mitglieder
desselben
hielten
Ansprachen
an
die
Gefangenen,
die
darin
gipfelten,
sie
sollten
nicht
mehr
als
Feinde
und
Gefangene,
sondern
als
Brüder
angesehen
werden."
Gleichwohl
verschärfte
der
Soldatenrat
die
Bewachung
und
stationierte
sogar
zwei
Maschinengewehre
auf
den
Wachtürmen.
Immerhin
fanden
die
Revolutionäre
und
ihre
Gegner
von
einst
einen
Kompromiss:
Für
die
letzten
Wochen
der
Internierung
wurde
einem
französischen
General
die
Aufsicht
über
seine
Kameraden
übertragen.
Bildtexte:
Fußballspielen
auf
dem
Kasernenhof:
Im
Hintergrund
das
Wirtschaftsgebäude
und
rechts
die
Reithalle
der
Artilleriekaserne.
Bittere
Ironie:
Depart
oder
Abfahrt
stand
über
dem
Ausgang
zum
Sportplatz
auf
dem
Kasernenhof.
Hinten
die
frühere
Hufschmiede,
heute
ein
Labor
der
Hochschule
Osnabrück.
Großes
Aufsehen
erregte
im
Sommer
1915
der
Leichenzug
aller
Kameraden
für
den
General
Fedorow,
der
vom
Lazarett
in
der
Hakenstraße
zum
Johannisfriedhof
ging.
Deutsche
Wachtposten
und
eine
Gruppe
russischer
Offiziere:
Ein
Erinnerungsfoto
aus
dem
Gefangenenlager
am
Westerberg.
Die
Nationalitäten
waren
ein
Abbild
der
Koalition
der
Gegner.
Hier
posieren
Russen,
Franzosen,
ein
Schotte
und
indische
Soldaten
für
den
Fotografen.
Zwischen
Kanonenofen
und
Klavier:
Die
unteren
Dienstgrade
lebten
zu
sechs
oder
acht
in
einer
Stube.
Fotos:
Staatsarchiv
Osnabrück
Autor:
Frank Henrichvark