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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Das Akzisehaus am Hasetor
Zwischenüberschrift:
Bramscher Straße und Hasestraße vor der Hochlegung des Bahnkörpers
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Vor 100 Jahren konnte man noch über die Hasetorkreuzung schlendern, ohne von roten Ampeln oder dichtem Verkehrsfluss daran gehindert zu werden. Gebäude und Straßenverläufe auf dem historischen Foto muten wenig vertraut an und machen zunächst die Orientierung schwierig. Das liegt in erster Linie daran, dass die Bahnstrecke Hannover–Rheine noch auf Straßenniveau verläuft, und zwar zwischen den beiden schräg nach oben zeigenden Schranken.

Der Treppenaufgang rechts führt zu einer Fußgängerbrücke, die die Gleise überspannt. Darüber erhebt sich die Fassade eines klassizistischen Gebäudes mit vier Fensterachsen und einem Dreiecksgiebel, das als einziges auf dem aktuellen Foto wiedererkannt werden kann. Heute befindet sich in diesem Haus an der Ziegelstraße die Kita " Villa Kunterbunt".

Vor dem Fernbahngleis muss die Straßenbahn halt- machen. Die Linie Johannistor–Hasetor hat hier ihre Endstation, da die Preußische Staatsbahn eine Kreuzung mit ihrem Gleis nicht gestattet technisch wäre sie wohl auch nicht ganz einfach zu realisieren gewesen. Erst nach der Höherlegung der Fernbahn konnte die Straßenbahnlinie unterführt und nach Haste verlängert werden.

Der Blick geht aus der Hasestraße, im Rücken des Fotografen, in die Bramscher Straße hinein. Die Hasestraße reicht bis direkt an den Bahnübergang heran, nachdem sie zuvor die einmündende Karlstraße und den Kaiserwall (heute Hasetorwall) aufgenommen hat. Ein adrett gekleidetes Fräulein übrigens die Großmutter des Schreibers dieser Zeilen überschreitet auf dem Foto gerade die Einmündung des Kaiserwalls.

Am linken Bildrand steht das Akzisehaus am Hasetor. Zum Zeitpunkt der Aufnahme hat sein letztes Stündlein schon geschlagen, denn mit Beginn der Bauarbeiten zur Höherlegung der Bahn und zur Tieferlegung der Straßenkreuzung wurde es 1913 abgerissen. Die Rundbogenfenster verraten, dass wir es mit einem der beiden Akzisehäuser aus der " neuen Serie" zu tun haben, die um 1850 in der Amtszeit des Stadtbaumeisters Wilhelm Richard (" Rundbogen-Richard") entstanden. Zu dieser Serie gehörte auch das Akzisehaus am Herrenteichstor, das bis zur Zerstörung im letzten Krieg neben der Fußgängerunterführung Schillerstraße/ Buersche Straße stand.

Die drei älteren der ehedem fünf Osnabrücker Akzisehäuser waren zuvor im klassizistischen Stil errichtet worden: das am Johannistor 1808 (Abriss 1933 zugunsten eines Neubaus für das Rosenhof-Kino) und das am Natruper Tor 1825 (Abriss 1931 zugunsten einer Vergrößerung des Rißmüllerplatzes). Einzig das Akzisehaus am Heger Tor (errichtet 1817) ist bis heute erhalten geblieben. Es diente lange Zeit als " Kleine Post" und ist heute Ort für Sonderausstellungen des Kulturgeschichtlichen Museums.

Die Akzisehäuser verdanken ihre Existenz dem Umstand, dass mit der Entfestigung der Stadt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die alten Stadttore fielen, die Stadt aber weiterhin Zugangskontrollstellen insbesondere zur Erhebung von Einfuhrsteuern (Akzise) brauchte. Neben dem Steinkohlenbergwerk am Piesberg stellte die Akzise noch bis etwa 1850 eine Haupteinnahmequelle der Stadt dar.

Akzise wurde als indirekte Steuer auf Verbrauchsgüter wie Bier, Wein, Branntwein, Mehl, Korn, Salz, Leinwand, Wollwaren, Vieh, Eisenwaren und vieles mehr erhoben. Nach dem Beitritt des Königreichs Hannover zum Zollverein (1854) wurden die Einnahmen geringer. 1922 schaffte man die Akzise schließlich ganz ab.

Bildtexte:
Um 1913 verliefen die Bahngleise noch auf Straßenniveau. Außerdem stand ein Akzisehaus (links) am Hasetor. Der Blick geht aus der Hasestraße in die Bramscher Straße, von links mündet der Kaiserwall (heute Hasetorwall) ein.

Optischer Anker durch ein Jahrhundert ist das Haus Ziegelstraße 2 mit dem charakteristischen Dreiecksgiebel am rechten Bildrand (heute Kita " Villa Kunterbunt"). Ansonsten hat die Kreuzung ihr Gesicht völlig verändert.
Fotos:
Hans Dierks, Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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