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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ökostrom macht Schoeller-Papier teurer
Zwischenüberschrift:
Folgen der Reform in Osnabrücker Betrieben
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Das Papier beim Osnabrücker Hersteller Felix Schoeller wird nach Inkrafttreten der Ökostrom- Reform zum 1. August um wenige Euro pro Tonne teurer. Das sagte der Leiter der Felix Schoeller Gruppe, Bernhard Klofat, unserer Zeitung. Auch die Papierhersteller Ahlstrom und Kämmerer haben Mehrbelastungen durch die EEG-Novelle, wollen sie aufgrund der internationalen Konkurrenz nach eigenen Angaben aber nicht an die Kunden weitergeben.

Energiemanager der Schoeller Gruppe Markus Fahrentholz erklärte: " Wir müssen statt vorher zehn nun 15 Prozent der EEG-Umlage auf den verbrauchten Strom bezahlen." Die Kosten würden dadurch um Hunderttausende Euro steigen und müssten ab dem kommenden Jahr weitergegeben werden. Sorge bereiten Schoeller aber auch die Kriterien für Vergünstigungen. Firmen, deren Stromkosten 14 Prozent der Bruttowertschöpfung betrugen, wurden bislang teilweise von der EEG-Umlage befreit. Die Bruttowertschöpfung bezeichnet die Summe aller produzierten Waren und Dienstleistungen eines Unternehmens, abzüglich der Vorleistungen.

Für Kernbranchen wie die Papierindustrie wird dieser Grenzwert nun auf mindestens 16 Prozent steigen. " Die Frage ist nun, ob wir dann weiterhin unter die Besondere Ausgleichsregelung fallen", sagt Fahrentholz. Die Ausgleichsregelung für eine reduzierte EEG-Umlage stromintensiver Unternehmen besagt, dass begünstigte Unternehmen für die erste Gigawattstunde die reguläre EEG-Umlage von 6, 24 Cent je Kilowattstunde zahlen und für den darüber hinaus von ihnen verbrauchten Strom 15 Prozent der EEG-Umlage.

Das Widersprüchliche da ran ist, dass das Unternehmen einen hohen Anteil der Stromkosten an seiner Bruttowertschöpfung nachweisen muss. Für eine Senkung der Stromkosten könnte die Firma bestraft werden, wenn sie unter den Grenzwert kommt. Schoeller hat nach eigenen Angaben von 2006 bis 2013 sieben Millionen Euro in Energieeffizienz investiert. " Weitere elf Millionen Euro sind bis 2015 vorgesehen", sagt Klofat. Allerdings müsse die Firma jetzt berechnen, ob sie dann noch in den Genuss der vergünstigten EEG-Umlage kommt.

Ein weiteres Problem sieht Klofat darin, dass die Eigenstromversorgung von Indus trieunternehmen demnächst mit bis zu 40 Prozent der EEG-Umlage belastet werden könnte. Bislang muss Schoeller auf Strom aus den eigenen Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen keine EEG-Umlage bezahlen. Firmen, die sich künftig selbst mit neuen Erneuerbare-Energien-Anlagen versorgen, müssen bis Ende 2015 30 Prozent, 2016 35 Prozent und ab 2017 eine EEG-Umlage von 40 Prozent auf den selbst erzeugten Strom bezahlen. Das Bundeswirtschaftsministerium begründet das mit einer Anpassung an EU-Recht.

Nach der Reform dieses Gesetzes " steigt der Beitrag in den EEG-Topf von bislang zwei Millionen Euro leicht an", so Schoeller-Chef Klofat. " Insgesamt betragen die Energiekosten 42 Millionen Euro pro Jahr."

Auch die anderen Papierhersteller in Osnabrück, Ahlstrom und Kämmerer, haben Mehrbelastungen durch die EEG-Novelle. " Die drei Firmen, die vergangenes Jahr aus dem Verkauf von Ahlstrom hervorgegangen sind, Kämmerer, Ahlstrom und AK Energie, bezahlen bis zu 180 000 Euro mehr", sagt der Leiter des Kämmerer-Kraftwerkes, Peter Niemeyer.

Die vom Münchener Finanzinvestor Perusa gekaufte Fabrik für Spezialpapiere Kämmerer, der Tapeten- und Posterpapierproduzent Ahlstrom sowie der Kraftwerksbetreiber AK Energie könnten die gestiegenen Kosten aber voraussichtlich nicht weitergeben. Da die Konkurrenten in Amerika und Asien vergleichbare Belastungen hätten, müssten die Preise stabil bleiben.

Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Osnabrück Emsland Grafschaft Bentheim, Marco Graf, sieht auch die Vorteile der EEG-Reform für die Industrie, denn die Rabattkosten betrügen deutschlandweit immer noch rund fünf Milliarden Euro: " Der Erhalt der Besonderen Ausgleichsregelung für energieintensive Betriebe war unbedingt erforderlich." Nur so könne die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen gesichert werden. Laut IHK profitieren in der Region Osnabrück Emsland Grafschaft Bentheim davon bisher 52 Unternehmen, darunter 21 in Stadt und Landkreis Osnabrück.

Bildtext:
Sie kritisieren die Mehrbelastung durch die EEG-Reform: Schoeller-Chef Bernhard Klofat (r.) und Energiemanager Markus Fahrentholz.
Foto:
Egmont Seiler
Autor:
Jean-Charles Fays


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