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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Weimar in der Wüste
Zwischenüberschrift:
Das Moskaubad wurde 1926 eröffnet
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wie das Moskaubad zu seinem Namen kam, weiß heute keiner mehr so genau. Vielleicht ist er ein Erbe des einstigen Kaffeehauses " Moskau", das im 19. Jahrhundert an gleicher Stelle gestanden haben soll. Vielleicht stand auch plattdeutsche Mundart Pate bei der Namensgebung, Moskau könnte sich demnach von " moosige Aue" ableiten. Fest steht: Das Bad in der Wüste ist ein Kind der Weimarer Republik, 1926 öffnete es erstmals seine Pforten.
Von der " Freibadeanstalt an der Moskau" ist auf einem Plan des städtischen Bauamtes aus dem März 1926 die Rede. Darauf zu sehen sind die charakteristischen Grundrisse der Sitztribüne sowie des Schwimmbeckens selbst. Dessen Form sich übrigens in der Zwischenzeit verändert hat: Wie auf alten Fotos zu sehen, verlief das Becken früher durchgehend parallel zur Tribüne und kam damit auf eine Länge von 100 Metern.
Errichtet wurde das Bad im Stile des " Neuen Bauens", der kennzeichnend ist für viele öffentliche Bauten der Weimarer Republik. Einfache Formen und schlichte Ausstattung auf der Basis von Beton, Stahl, Glas und Backstein prägten den Bautrend, der durchaus auch als soziales Programm verstanden werden wollte.
Die Betonung von Sonne, Licht und Luft sollte Enge und Mief kaiserzeitlicher Miethauskasernen und Arbeitersiedlungen kontrastieren, die Ästhetik der Architektur über die Funktionalität sich verwirklichen.
Während der Weimarer Republik wurde so nicht nur ein umfangreiches Wohnungsprogramm realisiert, auch sogenannte " Bauten der Gemeinschaft" standen auf der Agenda des kurzlebigen demokratischen Staates. Das Schwimmbad als Freizeiteinrichtung besetzte dabei gewissermaßen die Schnittstelle von Idealen des " Neuen Bauens" und lebensreformerischen Vorstellungen: Als Hort der Hygiene, der Bewegung und der Erholung trug das Schwimmbad zur Gesundheitsvorsorge bei und fungierte als Gegenpol zur einseitigen körperlichen Arbeitsauslastung.
Innerhalb von nur drei Monaten wurde das Moskaubad 1926 auf Betreiben der Stadt errichtet, rund 120 Arbeitslose realisierten das Projekt im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Neben dem großen Sportbecken verfügte das Bad bei seiner Eröffnung über ein Frauen- und Familienbecken sowie über ein " Licht- und Luftbad": Gemeint ist damit die Liegewiese jenseits der Sitztribüne. Schon 1933 erfolgte die Umbenennung in " Neustädter Freibad", 1997 dann die Rückbesinnung aufs " Moskau".
Stilistisch prägt die Entstehungszeit das Bad bis heute: Charakteristisches Kernstück des Bades ist die Sitztribüne, deren Enden jeweils von zwei pagodenartigen Türmchen geziert werden. Die Anfang der 90er-Jahre aufwendig renovierte Tribüne steht längst unter Denkmalschutz und gibt bis heute den Ton im Ensemble vor: Nachträglich errichtete Bebauung wie das neue Bademeisterhäuschen integriert sich in das historische Antlitz des Bades, dessen wechselvolle Geschichte vor allem Becken und Sprungtürme dokumentieren: Der in den 20er- und 30er-Jahren ungeheuer populäre Zehn-Meter-Sprungturm wurde im Jahre 1944 durch einen Bombentreffer zerstört, sein 1954 errichteter Nachfolger schließlich während der großen Renovierungen 1996/ 97 durch einen Drei-Meter-Turm ersetzt.
Das einstige Hundert-Meter-Becken ist längst geteilt um olympischen Normen zu entsprechen und das moderne Bäderkonzept der Stadt umzusetzen: Um mehr Spaß- und Freizeitangebote zu schaffen, wurden beispielsweise eine Regengrotte und eine Riesenrutsche installiert. Ursprünglich reines Freibad, verfügt das Moskau seit 1998 auch über eine Kleinschwimmhalle, mit der die Schließung des Hallenbades am Pottgraben kompensiert werden sollte.
Metropolencharakter

Bildtext:
Fast 90 Jahre alt: Das Moskaubad in der Wüste.

Foto:
Jörn Martens
Autor:
Markus Poelking


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