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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
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Inhalt:
Überschrift:
Wohin bloß mit der Stadthalle?
Zwischenüberschrift:
Der Standort im Schlossgarten war lange umstritten
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Hart war gerungen worden um den Standort der Osnabrücker Nachkriegs-Stadthalle. Die CDU-Fraktion hatte bis zuletzt einen Platz vor dem Heger Tor favorisiert. Dafür hätten das Stüvehaus und einige Nebengebäude des Stadtkrankenhauses geopfert werden müssen. Die CDU versprach sich davon wohl auch eine Beschleunigung der Pläne, das Hospital auszulagern. Gegen die Stimmen der CDU und der FDP setzte die SPD mit ihrer komfortablen absoluten Mehrheit 1974 den Standort am Schlossgarten durch.

Osnabrücks erste Stadthalle war bereits 1900 am Kollegienwall errichtet worden. Der Bombenkrieg machte sie zur Ruine. Nur kurz lebte in den späten 1950er-Jahren der Vorschlag auf, einen Ersatzbau an die alte Stelle zu setzen. Der war schnell wieder vom Tisch, als Land und Stadt sich auf einen Neubau für das Amtsgericht an dieser Stelle einigten.

Gleichzeitig wurde die Lage immer ernster. Roy Black kam mit seiner Tournee bis zur Oetker-Halle in Bielefeld aber keinen Meter weiter in Richtung Osnabrück. Die Egerländer Musikanten mussten Kartenwünsche zurückweisen, weil die für Viehauktionen errichtete Halle Gartlage nicht genug Platz bot. Der Sportpresseball fand in der Aula der Fachhochschule am Westerberg in drangvoller Enge statt. Und der OSC erwog allen Ernstes, für seinen Winterball mit 1400 Gästen einen Sonderzug nach Münster zu chartern und dort in der Halle Münsterland zu feiern. So ging es nicht weiter. Die Osnabrücker Veranstalter wollten endlich auch einen Platz an der Sonne.

Dafür wurde bereits um 1965 der nordwestliche Zipfel des Schlossgartens in den Fokus genommen. Die Fläche zwischen Schlosswall und Hans-Böckler-Straße besaß insofern Tradition als Veranstaltungsort, als hier der großbürgerliche " Große Club" bis zur Kriegszerstörung seinen Sitz hatte. Nach dem Krieg hatte die Stadt dem Gewerkschaftsbund ermöglicht, dort seinen Verwaltungssitz zu bauen, die Clubstraße wurde nach dem Gewerkschaftsführer Hans Böckler umbenannt. Die SPD empfand Sympathien dafür, die neue Stadthalle in diesem gewerkschaftlichen Umfeld zu platzieren, auch wenn dafür die Schlossgarten-Gaststätte mit dem Saalanbau abgerissen werden müsste. Im April 1970 sprach sich der SPD-dominierte Rat in nicht öffentlicher Sitzung für diesen Standort aus.

Doch in der Folgezeit sollten Zweifel keimen. Ein " Umweltschutzverein Osnabrück" ja, den gab es tatsächlich schon 1972 forderte, die Grünfläche des Schlossgartens nicht anzutasten. Dagegen hörte man das Argument, dass so unhistorisch groß wie nach dem Krieg der Schlossgarten noch nie gewesen sei. Das Haus des Regierungspräsidenten, das Kinderhospital und der Marstall des Schlosses hätten zuvor da gestanden, wo sich erst in den 1960er-Jahren große Rasenflächen ausgebreitet hätten. Doch die Bür gerinitiative " Hände weg vom Schlossgarten" trommelte unverzagt weiter. Im April 1974 überreichte sie Oberbürgermeister Ernst Weber einen dicken Aktenordner mit 9776 Unterschriften.

Die Bürgerliche Vereinigung Neustadt schlug als Standort den alten Salzmarkt am Petersburger Wall vor. Die CDU brachte alternativ die Martinsburg ins Spiel, und zwar im baulichen Zusammenhang mit dem geplanten neuen Kreiszentrum, das für diesen Bereich der Weststadt in der Diskussion stand, bevor man sich auf den Schölerberg festlegte. Viel zu weit draußen, sagten viele, eine Stadthalle gehöre in die City. Auch der Ledenhof und der Herrenteichswall (Tennisplätze und Gärten, auf denen später das Iduna-Hochhaus entstand) kamen als Standorte in die Diskussion, während weite Kreise der CDU am Platz vor dem Heger Tor festhielten.

Aber die Christdemokraten bildeten im Rat die Opposition. Im April 1974 wurde sie endgültig von der SPD-Mehrheit überstimmt, der Architektenwettbewerb für den Standort Schlossgarten bekam grünes Licht. Aus ihm ging der Entwurf des Braunschweiger Teams Hafkemeyer/ Fangmeier/ Richi als Sieger hervor. Während die Öffentlichkeit bereits diskutierte, ob zur Eröffnung Herbert von Karajan oder doch eher Udo Jürgens kommen sollte, trieb den Kämmerer die Sorge um, dass es bei den früher veranschlagten 20 Millionen DM Bausumme nicht bleiben werde. Die Schlussrechnung, die der Bauträger Neue Heimat Städtebau schließlich der Stadt präsentierte, endete mit 39 Millionen DM (ohne Grunderwerb und Abriss). Im Januar 1979 feierten die Osnabrücker die Einweihung ihrer Stadthalle.

Für etwa die gleiche Summe, umgerechnet in Euro, wird das inzwischen in " Osnabrückhalle" umbenannte Bauwerk derzeit auf einen aktuellen Stand gebracht.

Bildtexte:
Anfang 1978 war der Innenausbau in vollem Gange. Die gestutzten Bäume sollten eigentlich erhalten bleiben, überlebten aber letztlich doch nicht.Foto:
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Schon wieder Baustelle: Seit April 2013 wird das in Osnabrückhalle umgetaufte Gebäude den geänderten Erfordernissen angepasst.

Fotos:
Hartwig Fender, Archiv Presseamt Stadt Osnabrück, aus: Matthias Rickling, Osnabrück 1949 bis 1979, Sutton-Verlag, 2013

Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks
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