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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Uhus wurden nicht vom Dom vertrieben"
 
Domküster sehnen den Uhu zurück
Zwischenüberschrift:
Küster irritiert über Vorwürfe von Vogelretter Wolfgang Herkt – Grund für Brutplatz-Wechsel unklar
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Wer ist eigentlich schuld daran, dass die Uhus nicht mehr am Dom brüten? Wir nicht, sagen die Küster. Sie fühlen sich zu Unrecht angegriffen, seit Osnabrücks offizieller Vogelretter Wolfgang Herkt dieser Tage öffentlich beklagt hat, die streng geschützte Eulenart sei vor zwei Jahren von ihrem bevorzugten Nistplatz verscheucht worden.

Als Betreiber der staatlich anerkannten Betreuungsstation für kranke, verletzte und hilflose Vögel hält Wolfgang Herkt den Dom für einen " optimalen Standort", an dem sich Uhus vermehren und ihre Jungen aufziehen können. So wie in den Jahren 2011 und 2012, als eine Uhu-Familie eine Mauernische im Giebel des Südquerhauses in Beschlag nahm. Ihre Ausflüge und Wanderungen über den Kreuzgang und Domherrenfriedhof sorgten deutschlandweit für Aufsehen.

Inzwischen haben die Uhus ihre innerstädtische Behausung gewechselt. Wie unsere Zeitung dieser Tage berichtete, vermutet Wolfgang Herkt eine " eindeutige Störung" als Grund für den Umzug. Die Uhus brüten jetzt einen halben Kilometer Luftlinie entfernt auf dem Turm der Katharinenkirche, wo den wenig flugerfahrenen Küken anscheinend unberechenbare Scherwinde und enge Gebäudeschluchten zu schaffen machen. Zum wiederholten Mal seit 2013 sah der vom Land bestellte Vogelflüsterer sich bereits veranlasst, an dieser Stelle verunglückten Uhu-Nachwuchs vom Boden zu retten und auf seinem Hof in Hellern aufzupäppeln.

Für Wolfgang Herkt kommt der mutmaßlich provozierte Quartierwechsel der Uhus einer " Vertreibung aus dem Paradies" gleich. Persönlich adressiert war dieser bildhaft formulierte Vorwurf, laut geworden bei einer Besichtigung der Betreuungsstation durch die Stadtspitze Ende Juni, nicht. Doch die beiden Domküster Rolf Beßmann (60) und Ansgar Stuckenberg (42) beziehen die Anschuldigungen als Zuständige auf sich. " Wer soll sonst gemeint sein?", fragen sie und weisen die Unterstellung mit Nachdruck zurück.

" Wir haben uns sehr für das Wohl der Vögel eingesetzt", erinnert sich Rolf Beßmann. Die erstmals am 3. Februar 2011 am Dom gesichteten Uhus seien willkommene Untermieter gewesen als Taubenjäger, aber auch als Touristenmagnet. Wie die Jungtiere unbeholfen über Dächer, Rasen und 100 Jahre alte Priestergräber hoppelten, während die Altvögel zur Rechten des Gekreuzigten wachten oder Futter heranschafften, habe viele Neugierige angelockt. Noch heute würden ihn E-Mails und Anrufe von Vogelfreunden aus ganz Deutschland erreichen, die wissen möchten, ob der Uhu zurück und ein Besuch möglich sei. " Die Leute vermissen die Uhus und fragen danach."

Warum die streng geschützten Greifvögel vom katholischen Dom St. Petrus zur evangelisch-lutherischen Katharinenkirche umsiedelten, ist Rolf Beßmann ein Rätsel. " Vielleicht wegen der Ökumene", scherzt er. Verscheucht worden seien sie jedenfalls nicht. " Keiner aus dem Umfeld des Doms würde auf so eine Idee kommen."

Niemals habe sich jemand dem Brutplatz der Uhus genähert, der für Menschen nur über die Gewölbegänge zu erreichen wäre. Die Mauernische in 35 Meter Höhe sei auch nicht zugenagelt worden, wie es ein anderes " übles Gerücht" besagt, mit dem die Domküster aufräumen wollen. Um den Tieren mehr Ruhe zu gönnen, sei vielmehr der Kreuzgang nach der Abendmesse verschlossen und der Domherrenfriedhof zur Hälfte abgesperrt und mit Warnschildern versehen worden, " als das mit den Fotografen überhandnahm". Ein liebevoll gestaltetes Album gab Besuchern Auskunft über die Tiere, und sogar Namen für die brütenden Uhus hatten sie am Dom: Franz und Josefa in Anlehnung an Bischof Franz-Josef Bode.

" Wir wären alle froh, wenn der Uhu seinen Brutplatz am Dom wieder aufsuchen würde", stellt Rolf Beßmann klar. Zweimal wäre es zuletzt fast so weit gewesen, glaubt der Küster. Doch ein Ende September 2013 im Hexengang entdeckter Uhu war tot. Und ein anderer, dessen Rast auf dem großen Friedhofsbaum Beßmann im Januar 2014 mit dem Handy knipste, ward hier seitdem nicht mehr gesehen.

Bildtexte:
Sehnen die Rückkehr des Uhus an seinen alten Brutplatz im Giebel des Südquerhauses herbei: die Domküster Ansgar Stuckenberg (l.) und Rolf Beßmann.

Gut 35 Meter über dem Domherrenfriedhof liegt der frühere Uhu-Brutplatz im Giebel des Südquerhauses.

Fotos:
Sebastian Stricker

Osnabrück. Die Küster des Osnabrücker Doms wehren sich gegen Behauptungen, die inzwischen an der Katharinenkirche brütenden Uhus seien vor zwei Jahren von ihrem damaligen Nistplatz an der Kathedralkirche St. Paul verscheucht worden. Sie fühlen sich persönlich angegriffen, nachdem Wolfgang Herkt, anerkannter Uhu-Fachmann und Betreiber einer Betreuungsstation für verletzte Vögel in Hellern, unlängst eine seiner Ansicht nach absichtliche Vertreibung der streng geschützten Eulenart von ihrem vormals bevorzugten und besser geeigneten Brutplatz über dem Kreuzgang angeprangert hatte. " Wir wären alle froh, wenn der Uhu seinen Brutplatz am Dom wieder aufsuchen würde", sagt Domküster Rolf Beßmann.
Autor:
Sebastian Stricker


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