User Online: 8 | Timeout: 03:21Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Altstadt in den Wiederaufbaujahren
Zwischenüberschrift:
Vor 60 Jahren wurde das Haus der Jugend an der Großen Gildewart eingeweiht
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Für die heutige Zeitreise geht′s mal wieder in die Luft. Wir kreisen in den 1950er-Jahren über der Osnabrücker Altstadt und sehen vor dem Hintergrund noch nicht verheilter Kriegswunden auch einige Neubauten. In der Bildmitte, oberhalb des Bucksturms und der historischen Armenhäuser an der Bocksmauer, hat sich der Neubaukomplex des Hauses der Jugend breitgemacht. Und wieder merkt man, wie relativ der Begriff " neu" ist: Das " HdJ" wird in diesen Tagen 60 Jahre alt.

Weiterer Orientierungspunkt auf dem Foto ist die Ruine der Dominikanerkirche am linken oberen Bildrand. Durch leere Fensterhöhlen erkennt man Zwischendecken, die für frühere Nutzungen unter anderem als Magazin für Theaterkulissen eingezogen worden waren. Erst 1965 begann die Restauration, die 1970 mit der Eröffnung als städtische Ausstellungs- und Festhalle endete. Rechts daneben sehen wir halb verdeckt die Klosterkaserne, und dann folgt ein Feld abgeräumter Ruinengrundstücke mit einzelnen, stehen gebliebenen Giebeln und Mauern im Bereich Neue Straße, Klingensberg und Lohstraße.

Der neue Häuserblock in der oberen Bildmitte stellt den Komplex Bierstraße 32a 36 dar, den die Stadt bald nach dem Krieg für verschiedene Dienststellen wiederaufgebaut hatte. Heute sind dort unter anderem die städtische Gleichstellungsbeauftragte, die Freiwilligen-Agentur und das Immobilien- und Gebäudemanagement untergebracht. Zwischen dem Haupttrakt des Hauses der Jugend und der Dominikanerkirche entdeckt man das frei stehende Steinwerk Bierstraße 7, das über 75 Jahre der Samenhandlung Kobe & Hopfer als Lager diente und seit 2002 Sitz der städtischen Denkmalpflege ist. Das Steinwerk stammt aus dem 12. Jahrhundert und gilt als das älteste erhaltene in Deutschland.

Leider hatte der Fotograf vergessen, ein Datum auf die Rückseite des historischen Fotos zu schreiben. Die Zeitangabe " nach 1956" lässt sich daraus ableiten, dass der zweite Bauabschnitt des Hauses der Jugend mit dem großen Saal das ist der Gebäudeteil mit dem flach geneigten Satteldach 1956 fertiggestellt wurde. Zwei Jahre zuvor, am 29. August 1954, fand die feierliche Eröffnung des Hauptbaus statt.

Häuser der Jugend lagen damals im Trend. Sie entstanden " auf einer Welle der jugendlichen Emanzipationsbewegung" (Kultusdezernent Siegfried Hummel 1979), die durch das Jugendwohlfahrtsgesetz schon 1922 institutionalisiert worden war. Es folgte die Pervertierung durch die zwangsweise Totalerfassung der Jugend im NS-Staat, aber gleich nach dem Zweiten Weltkrieg die Rückkehr zu der Ursprungsidee. Immer nach Kriegen war es der Gesellschaft offenbar ein besonderes Bedürfnis, etwas wiedergutzumachen an der Generation, der man eine normale Kindheit und Jugend geraubt hatte. Osnabrück hatte sich frühzeitig um hierfür bereitstehende öffentliche Gelder beworben und bekam so das erste Haus der Jugend in Norddeutschland überhaupt.

Das Grundstück zwischen Bocksmauer und Großer Gildewart bot sich wegen seiner zentralen Lage an. Bezüge zur Vorkriegs-Jugendarbeit ergaben sich durch die angrenzende alte Jugendherberge, die 1928 in den ehemaligen städtischen Armenhäusern an der Bocksmauer eingerichtet worden war und kurz nach dem Krieg wiedereröffnet wurde. Mit dem Umzug der Jugendherberge zum Tannenhof nach Eversburg 1963 wurden die Räume frei und nach gründlicher Renovierung 1966 dem Haus der Jugend zugeschlagen.

Hauptbau und Saal des HdJ stehen auf dem alten Grund der Adelshöfe der Familie von Dorgeloh und des Grafen von Tecklenburg. Von 1780 bis 1909 dienten diese umgebauten Adelshöfe dem Osnabrücker Theater als Spielstätte, bis es den Jugendstil-Neubau am Domhof beziehen konnte. Auch hier ergibt sich eine Klammer zur heutigen Nutzung. Denn zu dem bunten Strauß sozialpädagogischer und kultureller Aktivitäten im Haus der Jugend gehören auch Theateraufführungen, Konzerte und Kleinkunstabende.

Bildt6exte:
Die nordwestliche Altstadt in der Zeit nach 1956. Das Haus der Jugend in der Bildmitte war zu diesem Zeitpunkt bereits zum Zentrum der organisierten Jugendarbeit geworden.
Rote Pfannendächer und heller Putz, so weit das Auge reicht: Das Haus der Jugend fügt sich perfekt ein, zählt mittlerweile aber schon zu den Altbauten.

Fotos:
NOZ-Archiv/ Gert Westdörp
Autor:
Joachim Dierks


Anfang der Liste Ende der Liste