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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Da ist die Kunst vom Niedersachsenbad
Zwischenüberschrift:
Relief gelangte über Umwege nach Atter – Bildhauer Homfeld hat es abgehakt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wo ist eigentlich das riesige Kunstwerk geblieben, das 40 Jahre lang den Eingang des Niedersachsenbades prägte? Wir haben es in einem privaten Garten in Atter entdeckt.

Wo bis 2006 das Niedersachsenbad stand, wird in wenigen Monaten ein Supermarkt seine Türen öffnen. Investor ist die Bünting-Gruppe mit Sitz in Leer. Das ist eine wichtige Nachricht, befand die Lokalredaktion, aber richtig rund würde sie erst, wenn man auch die Geschichte des Niedersachsenbades noch einmal erzählte. Beim Blick ins Zeitungsarchiv und auf die alten Bilder vom Bad stellte sich automatisch die Frage: Wo ist denn die Kunst am Bau geblieben? Wir gingen auf die Suche.

Erste Station: die Stadtwerke. Der kommunalen Tochtergesellschaft gehörte das Grundstück seit 2005. Sie ließ das Schwimmbad 2006 abreißen. Bevor die Bagger anrückten, bemühten sich die Stadtwerker, die Kunst am Bau zu retten. Dazu gehörte auch das Resopal-Wandbild in der Eingangshalle. Aber leider: Es zerbrach in mehrere Stücke.

In Sicherheit gebracht wurde dagegen das 13, 5 Meter lange und 2, 50 Meter hohe Wandrelief des Bremer Künstlers Claus Homfeld. Der damalige Stadtwerke-Prokurist Werner Tegeler suchte einen Standort für die geschweißte Aluminium-Skulptur, fand aber nichts. Also verschwand das Relief zunächst in einem Zwischenlager bei den Stadtwerken.

" Wir haben es mehrfach angeboten, aber niemand wollte es haben", sagte Stadtwerke-Sprecher Marco Hörmeyer. Kollegen erinnerten sich, dass die Universität einmal Interesse bekundet habe, sagte Hörmeyer. Zu welchem Zweck? " Das weiß keiner mehr." Dummerweise hat das Kunstwerk im Lager Schaden genommen, weil ein Lkw-Fahrer mit seinem Laster über eine Ecke gerollt ist.

Irgendwann ist bei den Stadtwerken der Entschluss gereift, das ziemlich raumgreifende Aluminium-Werk dem Stoffkreislauf zurückzugeben es also zu verschrotten. Das sei mit dem Künstler Claus Homfeld abgestimmt worden.

Der inzwischen 80-jährige Künstler hat das vermeintliche Ende seines Kunstwerks in der Tat gelassen hingenommen. " Ich habe es damals verkauft, damit hatte ich keinen Einfluss mehr da rauf", sagte der Bremer Bildhauer am Freitag. An das Relief kann er sich gut erinnern. Er beschreibt es als " gegenstandslose Arbeit mit hohen und tiefen Flächen". Es sei ein " dekoratives Element" gewesen. Für welchen Preis er 1966 der Stadt das Werk überließ, kann er nicht mehr sagen. Homfeld ist trotz seines hohen Alters noch in der Kunst-Werkstatt aktiv. Er arbeitet aber anders, gegenständlicher. Seine Figuren und Plastiken schmücken die öffentlichen Plätze vieler norddeutscher Städte. Darüber hinaus gestaltete er zusammen mit seiner Frau Ursula Homfeld Gedenkmünzen der Bundesrepublik. Aber wir schweifen ab. Zurück zum Wandrelief.

Zweite Station: Schrotthandel Schürmann. Die Stadtwerke verkauften das Relief dem Recyclingunternehmen am Hafen. Geschäftsführer Christian Schürmann weiß sofort, um was es geht: " Klar, aus Aluminium. Das Ding lag hier bei uns auf dem Hof." Er kenne es auch noch aus der Zeit, als er selbst als Junge im Niedersachsenbad schwimmen gegangen sei. Wo ist es geblieben? Schürmann meint, zum Teil verkauft und zum Teil in der Aluminium-Schmelze. Aber sicher ist er nicht. Also lässt er in den Büchern nachforschen. Das Ergebnis: Das Relief ist vor zweieinhalb Jahren an einen gewissen Wilhelm Lichtenberg verkauft worden. Als Dank für die Recherchearbeit versprechen wir eine lobende Erwähnung im Artikel. Das ist hiermit geschehen.

Letzte Station: Garten der Familie Lichtenberg in Atterfeld. Der 59-jährige Wilhelm Lichtenberg (nicht verwandt mit dem berühmten Osnabrücker Fotografen) verdient sein Geld mit dem Bau von Keramikbrennöfen, privat ist er Sammler und Bastler. Den Garten dominiert eine mächtige Eiche, die umgeben ist von metallenen Kreiseln, Plastiken und Figürchen. Ein alter Wohnwagen dient als Gartenlaube, eine Uralt-Feuerwehr aus DDR-Beständen als Lagerstätte. Und als Abschirmung zur Straße dient das gesuchte Relief.

Es ist in zwei Teile zerlegt, eines gut sieben Meter lang, das andere fünf Meter. Das kürzere Stück ist an der Ecke flach wie platt gedrücktes Knetgummi. Das muss die Spur des Lasters sein. Lichtenberg sagt, er habe das Relief beim Schotthändler gesehen: " Ich fand das irgendwie schön." Klar wusste er, dass es vom Niedersachsenbad stammte. Ein Osnabrücker seiner Altersklasse erkennt das einfach. Was hat es gekostet: Lichtenberg denkt nach: " Wenn ich mich richtig erinnere, gut 3000 Euro."

Bildtexte:
Das Wandrelief über dem Eingang des Niedersachsenbades. Das Foto stammt aus dem Jahr 1991.

Wilhelm Lichtenberg mit dem 2, 50 Meter hohen Relief vom Niedersachsenbad in seinem Garten.

Das Wandbild von Hans-Albrecht Schilling ist beim Abbruch zerfallen.

Fotos:
Michael Münch/ Klaus Lindemann/ Jörn Martens
Autor:
Wilfried Hinrichs


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