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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Bürger blickten besorgt auf den Neumarkt
Zwischenüberschrift:
Diskussion im Rathaus – Einzelhändler fordern neues Gutachten
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück . Bricht der Verkehr in Osnabrück zusammen, wenn der Neumarkt zweispurig wird? Stirbt der Einzelhandel, wenn das Center an den Markt geht? Das Bürgergespräch zum Neumarkt am Donnerstagabend offenbarte Ängste und Sorgen, aber auch Interessenslagen.

Über 100 Menschen drängten sich in den Ratssitzungssaal, Mitarbeiter der Verwaltung schafften zusätzliche Stühle heran: Das Interesse am Thema Neumarkt ist ungebrochen groß. Dieses Bürgergespräch ging zurück auf eine Anregung aus dem Bürgerforum Innenstadt, wo der Komplex Neumarkt-Gestaltung und Einkaufszentrum nicht erschöpfend hatte diskutiert werden können. Aber auch an diesem Abend reichten die drei Stunden nicht, alle Fragen zu beantworten und die Bedenken von Einzelhändlern über das künftige Center und der Wall-Bewohner über wachsenden Verkehr vor ihrer Haustür zu zerstreuen.

Die Stadtverwaltung hatte eine Reihe von Experten aufgeboten: Verkehrsplaner Christoph Doll (TSC Essen), drei Manager vom Centerentwickler mfi, Gutachter Martin Kremming von der Beratungsfirma Cima und Stephan Rolfes von den Stadtwerken. Die Themenschwerpunkte: Verkehr und Einkaufscenter.

Verkehr

Die vom Rat beschlossene Reduzierung auf zwei Fahrspuren stößt bei Bewohnern des Ringwalls auf höchste Skepsis. Denn klar ist: Wenn in Zukunft 40 Prozent weniger Autos über den Neumarkt rollen, steigt der Verkehrsdruck auf dem Wall. Die Kreuzungen, die schon heute extrem belastet sind (wie Berliner Platz und Johannistorwall), werden noch längere Rückstaus produzieren. Experte Christoph Doll wies aber darauf hin, dass sich diese Probleme angesichts des prognostizierten Zuwachses beim Autoverkehr automatisch ergeben werden. Die Beruhigung des Neumarktes werde diesen Prozess nur beschleunigen. Doll: " Sie müssen ohnehin etwas tun an den Wallkreuzungen, ob mit Neumarkt-Beruhigung oder ohne."

Klaus Möller, der eine Immobilie am Johannistorwall besitzt, wog die Betroffenheit ab: " Am Wall leben 18 000 Menschen, am Neumarkt vielleicht 500", sagte er. Zornig schob er " ohne Witz" nach: " Machen Sie doch auch den Wall zweispurig, dann ist Ruhe."

Thomas Polewsky von der Stadtbahn-Initiative warb für einen neuen Mix der Verkehrsarten. Wenn die Stadt ihre ehrgeizigen Klimaziele erreichen wollen, gehe das nur über eine Stärkung des Nahverkehrs, der bis 2040 einen Anteil von 30 Prozent an der Gesamtmobilität haben müsste. " Verkehr reduzieren, Mobilität erhalten", das sei die Zauberformel. Dazu gehörten auch " andere Gefäßgroßen" im Klartext: Bahnen und lange Elektrobusse.

Stadtwerke-Vorstand Stephan Rolfes wies auf das neue Mobilitätskonzept der Stadtwerke hin, die die Innenstadtlinien mit modernen Oberleitungsbussen bedienen will. Stadtbaurat Frank Otte begründete die Umstellung auf Elektrofahrzeuge auch mit der hohen Schadstoffbelastung auf dem Neumarkt. " Das ist der Punkt in der Stadt mit der höchsten Stickstoffdioxid-Belastung. Wir müssen da etwas tun, dazu sind wir verpflichtet."

Einkaufscenter

Osnabrück verliere durch ein Center seinen eigenen Charakter, die City werde austauschbar. Diese Warnung klang in zahlreichen Redebeiträgen an. Makler und Centerkritiker Dirk Lührmann stellte in Zweifel, dass Investor mfi eine akzeptable Neuansiedlungsquote erreichen werde.

Dahinter steht die Forderung der Stadt, dass mit dem Center neue Anbieter in die Stadt kommen müssen und eingesessene nicht ins Center umziehen sollten. Über die Quote der Neuansiedlungen werde zurzeit verhandelt, sagte mfi-Projektentwickler Nils Perpeet. Auch mit potenziellen Mietern würden Gespräche geführt, Namen könne er noch nicht nennen.

Peter Wüsthoff und Franz Westerholt, ehemalige Einzelhändler, erneuerten die Kritik der Initiative " Lebendiges Osnabrück" am Cima-Gutachten über die Verträglichkeit eines Centers. Kern der Kritik: Das Gutachten ignoriere das rasante Wachstum des Online-Handels und die durch den Mikrozensus ermittelte geringere Einwohnerzahl Osnabrücks. Ihre Forderung: ein neues Gutachten.

Martin Kremming, der das Cima-Gutachten erstellt hat, wies die Kritik deutlich zurück mit Worten, die Lührmann als " ziemlich arrogant" bewertete. Kremming sagte, selbstverständlich sei der Onlinehandel Teil der Betrachtung gewesen. Außerdem müsse Aufgabe des Handels und der Städte sein, auf diese Herausforderung zu antworten. " Kapitulieren Sie nicht", appellierte Kremming. " Städte, die es verstanden haben, stärken ihren Handel."

Bildtext:
Besonders im Blick: die Manager vom Centerentwickler, Nils Perpeet und Klaus-Martin Callhoff, in der ersten Reihe. Rechts Martin Kremming, Verfasser des Cima-Gutachtens über die Wirkungen eines Einkaufszentrums.

Foto:
Elvira Parton

Autor:
Wilfried Hinrichs


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