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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Als der Marktplatz ein Parkplatz war
Zwischenüberschrift:
Weihnachtsstimmung 1960
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Das Kopfsteinpflaster des Platzes vor dem historischen Rathaus und der Marienkirche war bis weit in die 1960er-Jahre hinein ein öffentlicher Parkplatz. Bevor die ersten großen OPG-Parkgaragen am Kollegienwall (1971), unter dem Ledenhof (1976) und im Nikolaizentrum (1982) entstanden, waren viele ebenerdige Flächen in der Innenstadt zum Parken freigegeben auf abgeräumten Trümmergrundstücken, aber auch auf historischen Plätzen wie dem Markt, die nach heutigem Verständnis viel zu schade dafür sind, von ruhendem Verkehr verunstaltet zu werden.

Andererseits fällt es mit dem Abstand von 53 Jahren schwer, von Verunstaltung zu sprechen, wenn man die prächtige Oldtimer-Parade auf der historischen Abbildung sieht. Heinz Schubert hat die Szene mit seiner Kamera während der Christvesper eingefangen: Fein säuberlich stehen die Wirtschaftswunder-Karossen der Marien-Kirchgänger unterhalb des Rathausportals geparkt. Blitzblank geputzt, reflektieren sie die Lichter des Weihnachtsbaumes, als wenn sie alle frisch aus der Waschgarage kämen oder vom privaten Waschplatz in der häuslichen Garageneinfahrt. Denn das war damals ja noch nicht verboten Umweltverschmutzung war als Wort oder gar als Problembegriff kaum bekannt.

Stolz präsentierte man seinen Ford 12 M (links), das war das Modell mit den farbigen Seitenstreifen und 125 km/ h Spitze, wobei das " M" für " Meisterstück" stand. Das schwarze Heck des Opel " Kapitän" daneben trägt das Kennzeichen " TE" für Tecklenburg, das bis zur NRW-Gebietsreform Ende 1974 existierte, dann dem " ST" für den Großkreis Steinfurt weichen musste, aber kürzlich im Zuge der neu entdeckten Vorliebe für das Regionale wiederbelebt wurde. Es folgt eine Isabella, auch sie ganz sicher ein Meisterstück, das damals 7265 DM kostete und bis zur Borgward-Insolvenz 1961 in 202 000 Exemplaren vom Band lief. Rechts daneben ein Renault " Dauphine" und drei VW " Käfer".

Rechts von der Rathaustreppe scheint der Dienst-Mercedes der städtischen Fahrbereitschaft zu stehen. Weihnachtsfriede auch für ihn, denn Oberbürgermeister Willi Kelch wird am Heiligen Abend wohl keine dienstlichen Verpflichtungen mehr gehabt haben. Nur in der Pförtnerloge des Rathauses, zwischen den Sandsteinfiguren der Kaiser Friedrich Barbarossa, Arnulf von Kärnten und Maximilian I., brennt noch Licht.

Jüngere Osnabrücker können sich eine Adventszeit ohne Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus gar nicht vorstellen. Das historische Karussell ist ja auch schon hundert Jahre alt und tut so, als ob es sich schon immer in der Vorweihnachtszeit auf dem Markt gedreht hätte. Hat es aber nicht. 1966 oder 1968, da gehen die Überlieferungen auseinander, begann das adventliche Treiben vor dem Rathaus noch ohne Karussell mit einer einsamen Verkaufsbude für Äpfel, Apfelsinen, Nüsse und Dümmer aale. In der Bude stand Heinz Wiechers, das heute 74-jährige " Urgestein" des Weihnachtsmarkts. Seine heutige Form mit dem Telsemeyer-Karussell nahm der Weihnachtsmarkt erstmals 1977 an. Im siebten Jahr, also 1983, bestand der Markt aus 25 Buden auf dem Markt und 20 vor dem Dom. 2013 waren es insgesamt 112.

Der Osnabrücker Weihnachtsmarkt ist zu einem bedeutenden Tourismus-Faktor mit 600 000 Besuchern geworden, darunter 70 000 Auswärtige in 1300 Bussen. Davor kann natürlich auch das Christkind nicht die Augen verschließen: Zum elften Mal stattete das Original-Nürnberger Christkind in diesem Jahr dem Osnabrücker Markt einen Besuch ab. Die guten Beziehungen des Schaustellerverbandes Weser-Ems zu den Nürnberger Kollegen machen es immer wieder möglich.

Bildtexte:
501 Jahre alt ist das Rathaus in diesem Jahr geworden. Geparkt werden darf dort längst nicht mehr.

Auch keine weiße Weihnacht im Jahr 1960: Fein säuberlich geparkt, stehen die Autos der Marien-Kirchgänger auf dem Markt.

Fotos:
Klaus Lindemann/ Heinz Schubert/ Archiv Kornau
Autor:
Joachim Dierks


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