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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Gaslampen waren billiger als Strom
Zwischenüberschrift:
Rat diskutierte über Beleuchtung
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Alle zwei Jahre hielten die hannoverschen Lehrer ihre große Generalversammlung ab. Zuletzt war Osnabrück 1879 an der Reihe gewesen. Im Oktober 1913 bereitete die Hasestadt erneut den Lehrern aller Schulformen in der Provinz Hannover einen großen Empfang.

Zum Rahmenprogramm gehörten eine Festaufführung der Oper " Undine" im Stadttheater und ein Kommersabend " in den dichtgefüllten Sälen" der Stadthalle. Das Osnabrücker Tageblatt lobte das geistreiche Begrüßungsgedicht und die geschmackvollen Musikvorträge, besonders das Singspiel " Am Wörthersee". Auch das " Blitzkeulenschwingen der Damen" sei auf reichen Beifall gestoßen. Besichtigungsfahrten führten zu den Erzgruben am Hüggel, zum Hochofenwerk Georgsmarienhütte, zur Tapetenfabrik Borges in Lüstringen, zum Sanatorium in Schledehausen und in die Steinbrüche des Piesbergs.

Inhaltliche Verbandsarbeit beschäftigte sich unter anderem mit dem " Kampf gegen die Schundliteratur". Die Osnabrücker Lehrerschaft berichtete von einem beispielhaften Projekt: Sie hatte auf dem Jahrmarkt einen Stand mit " billigen, aber guten Jugendschriften" aufgebaut. 14 000 Bücher im Gegenwert von 2500 Mark seien unter das Volk gebracht worden. Weiterhin rief man eine Stiftung für lungenkranke Lehrer ins Leben. Als Grundstock sollte jedes Mitglied eine Mark einzahlen. Der Antrag, den Stiftungszweck auch auf " Halskranke und Nervöse" auszudehnen, fand keine Mehrheit.

Die städtischen Kollegien hatten über die Verbesserung der Straßenbeleuchtung zu befinden. An Neumarkt und Großer Straße war ein Anfang mit elektrischen Lampen gemacht worden. Sollte es im gleichen System an Johannis-, Möser- und Wittekindstraße weitergehen? Vergleichende Versuche hätten Vorzüge des " Gas-Niederdruck-Intensivlichts" erwiesen, berichtete Stadtsyndikus Reimerdes. Bei gleicher Lichtstärke sei das Gaslicht wesentlich billiger. Die " Zahl der Versager beim Entzünden und Verlöschen" sei von anfänglich zwei bis drei Prozent auf praktisch null Prozent heruntergegangen, die Fernzündung könne nur als ausgereift bezeichnet werden. Ein Bürgervorsteher wandte ein, dass das elektrische Licht " im Publikum" als moderner gelte. Deshalb werde man mit spöttischen Kommentaren rechnen müssen, wenn dem Gas der Vorzug gegeben werde. Nach kurzer Diskussion fiel die Entscheidung für das Gaslicht.

Anfang Oktober übernahm Oberst Winkelhausen das Kommando über das Infanterieregiment 78. Die beiden Osnabrücker Bataillone des Regiments nahmen zusammen mit der Regimentskapelle im Schlosshof Aufstellung und verliehen der Kommandoübergabe einen feierlichen Rahmen.

Der Bürgerverein hielt unter der Leitung des Vorsitzenden, Buchdruckereibesitzer Elstermann, die Generalversammlung im Restaurant Hackmann an der Alten Münze ab. Dabei führte Hoflieferant Eduard Petersilie (Hotel Germania) Klage über die Rattenplage. Zu Hunderten hätten sich die Nagetiere in der " ständig verschmutzten Hase" vermehrt. Ein einzelner Anlieger könne gar nichts bewirken. Die Ratten müssten vonseiten der Stadt beseitigt werden. Der Magistrat habe eine Umfrage unter den Haseanliegern gestartet, ob sie die Kosten eines Rattenfängers anteilig übernähmen. Das sei aber Unsinn. Angesichts der Epidemiegefahr dürfe die Kostentragung keine Rolle spielen. Die Stadt sei in der Pflicht, für sofortige " Abhülfe" zu sorgen.

" Der Hahn des Katharinenkirchturms wird seine hohe Wacht heute wieder übernehmen", schrieb das Tageblatt am 3. Oktober. Klempnermeister Grimm hatte " den wetterwendischen Gesellen" einer gründlichen Instandsetzung unterzogen, dabei das Kugellager erneuert und das Schwanzstück vergrößert, damit " der Wind besser einwirken" könne. Die Anbringung in mehr als 100 Meter Höhe durch Meister Grimm und vier Gehilfen sei ein wahres Meisterstück gewesen, schrieb das Blatt am nächsten Tag.

Einige Aufmerksamkeit erregten außerdem zwei junge Damen, die in hypermodernen " Humpelröcken" auf der Großen Straße promenierten. " Angezogen durch die Farbwirkung der engen Kostüme sammelte sich immer mehr Publikum an, das sich in drastischen Witzeleien über die Humpelröcke erging." Die Trägerinnen mussten schließlich, " so schnell wie der eben mögliche Trippelschritt es erlaubte", in ein nahegelegenes Haus flüchten. Die Menschenansammlung löste sich erst dann auf, als einige hilfsbereite Hände dafür sorgten, dass die beiden Damen unter großem Gelächter sich mit der Elektrischen nach Hause retten konnten.

Bildtext:
Das Osnabrücker Rad strahlt über Schulgebäude und Kirchen: Reichlich pathetisch lädt die zeitgenössische Ansichtskarte zur 26. Provinzial-Lehrversammlung im Oktober 1913 nach Osnabrück ein (Ansichtskarte aus der Sammlung Helmut Riecken).
Gas-Niederdruck-Intensivlampen der Auer-Gesellschaft Berlin werden 1913 noch einer elektrischen Beleuchtung vorgezogen. Partie vor der Johanniskirche mit den neuen Lampen, um 1915.

Foto:
Rudolf Lichtenberg
Autor:
Joachim Dierks


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