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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Den Ostfriesen war das zu teuer
Zwischenüberschrift:
Die Handwerkskammer hatte von 1903 bis 1944 ihren Sitz im Stadtzentrum
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Im Zeitalter der Industrialisierung vor gut 130 Jahren musste das Handwerk um seine Daseinsberechtigung kämpfen. Alles drängte zur Industrie, dort war der technische Fortschritt angesiedelt, dort schienen die besseren Aufstiegsmöglichkeiten gegeben. Zudem hatte das handwerkliche Ausbildungswesen durch die 1871 auf das ganze Deutsche Reich ausgedehnte Gewerbefreiheit erheblich gelitten. In dieser Situation setzte das Osnabrücker Handwerk ein Zeichen und legte sich den repräsentativen Eckbau Möser-/ Wittekindstraße als Kammersitz zu. Die historische Ansicht zeigt die Handwerkskammer vermutlich um 1920.

1897 wurde im Reich das " Gesetz, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung" erlassen, mit dem das Handwerk eine neue Fundierung erhalten sollte. Das Gesetz verfügte die Bildung von Handwerkskammern mit der Stoßrichtung, die Innungen zu stärken und die handwerkliche Ausbildung zu vereinheitlichen und aufzuwerten. Am 21. April 1900 trat in Osnabrück eine konstituierende Vollversammlung der Handwerkskammer im Friedenssaal des Rathauses zusammen. Erster Dienstsitz war zunächst im Haus der Vereinsbank an der Lortzingstraße 4. Der war bald zu klein, und 1903 erwarb man den früheren Standort des Hotels Germania an der Möserstraße 20/ Ecke Wittekindstraße. 41 Jahre lang, bis zum Untergang im Bombenhagel am 13. September 1944, hatte die Handwerkskammer hier ihren Sitz.

Die historische Ansicht dürfte um 1920 aufgenommen worden sein. Der Schutzmann auf der Kreuzung trägt einen " Tschako" genannten Helm, wie er nach 1919 von der Polizei eingeführt wurde. Über dem Tschako ist mit etwas Mühe der Barbierteller als Zunftzeichen des Friseur-Handwerks zu erkennen. Friseurmeister Heinrich Westerbusch ging dort seinem Handwerk nach. Im rückwärtigen Gebäudeteil hatte die Kammer eine Gewerbe-Schauhalle eingerichtet, in der die Innungen ihre Erzeugnisse ausstellen konnten. Das Publikumsinteresse an dieser frühen Form des Direkt-Marketings war allerdings nicht sehr groß, sodass sie nach wenigen Jahren wieder geschlossen wurde. Zudem hatte die Investition in die Gewerbehalle, damals immerhin 160 000 Reichsmark, zu Ärger mit den Ostfriesen geführt.

Ostfriesland gehörte seit der Gründung genauso wie das Emsland und die Grafschaft Bentheim mit zum Kammerbezirk. In Aurich hielt man die Ausgaben für die Gewerbehalle für überzogen, zumal die ostfriesischen Kollegen angesichts der großen Entfernung zu Osnabrück keinen Nutzen für ihre Mitglieder darin sahen. 1908 trennten sich die Ostfriesen von Osnabrück und gründeten in Aurich ihre eigene Kammer.

Nach der Kriegszerstörung dieses Gebäudes nahm die Handwerkskammer 1945 ihren provisorischen Sitz in einer Baracke im Garten der alten Stadthalle am Kollegienwall, bis dann 1956 ihr erster Neubau an der Johannisstraße gegenüber der Johanniskirche bezugsfertig war (heute Haus der Sozialen Dienste). 19 Jahre später stellte sich die Kammer nochmals neu auf und bezog das großzügige Handwerkszentrum mit Ausbildungswerkstätten und Internat auf dem früheren Hofhausgelände an der Bramscher Straße. Dort ist die Kammer nun auch schon 38 Jahre ansässig fast genauso lange, wie ihr Sitz an der Möserstraße war.

Die bewegte Geschichte des Eckgrundstücks Möserstraße 20 aber war nach dem Krieg natürlich nicht zu Ende. In zurückgesetzter Bauflucht, wie es die neuen Verkehrsverhältnisse verlangten, errichtete die Stadtsparkasse 1956 hier ihre neue Hauptstelle. Ein Jahr eher war aus den Ruinen gegenüber, dem Standort des Hotels Germania ab 1903, das Kaufhaus Horten erwachsen. Ergänzt um die neue Hauptpost, hatte die neben dem Neumarkt wohl prominenteste Kreuzung Osnabrücks, die Kreuzung von Möserstraße und Wittekindstraße, ihr neues, großstädtisches Gesicht bekommen.

Bildtexte:
Die Handwerkskammer besaß bis zur Zerstörung im Krieg das repräsentative Eckgebäude an Wittekindstraße und Möserstraße. Die undatierte Ansichtskarte aus der Sammlung Helmut Riecken könnte um 1920 entstanden sein, weil der Polizist vorn auf der Kreuzung einen Tschako trägt, wie er erst nach 1919 Teil der Polizeiuniform wurde.

Die Kassenhalle der Stadtsparkassen-Hauptstelle trat 1956 an die Stelle der Handwerkskammer.

Fotos:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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