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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Tüfteln und Lernen in den Ferien
Zwischenüberschrift:
120 Gymnasiasten blicken bei der Herbstakademie über den schulischen Tellerrand
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Für echte Motoren sehen die selbst gebastelten Gebilde fast ein wenig niedlich aus. Doch die Apparaturen aus Konservendeckeln, leeren Plastikflaschen, Bleistiftspitzen, Styropor und etwas Draht erfüllen ihren Zweck: Sie funktionieren wie Stirlingmotoren und zeigen den Schülern vor allem, wie Stirlingmotoren aufgebaut sind und wie sie Strom erzeugen. Zu Besuch im Technikkurs der Herbstakademie.
Der Klebstoff muss gerade trocknen. Kleine Holzstäbchen, so dünn wie Zahnstocher, etwas Draht und der Deckel einer Konservendose. Das muss zusammenhalten. Darunter ist schon ein Teil einer leeren Plastikflasche montiert. Das Gebilde ist auf dem besten Weg, ein richtiger Stirlingmotor zu werden. Also ein Motor, der zu Zeiten der Industrialisierung sehr beliebt war, sogar beliebter als die Dampfmaschine. " Der Stirlingmotor war sicherer", erklärt Jochen Temmen, Physiklehrer des Gymnasiums " In der Wüste".

Dann wurde der Stirlingmotor, der aus Wärme zunächst mechanische und dann elektrische Energie erzeugt, doch noch verdrängt: Diesel- und Ottomotoren eroberten den Markt. Doch heutzutage, wo das Sparen von knappen Ressourcen zunehmend in den Mittelpunkt des Denkens rückt, wird der nach dem schottischen Geistlichen Robert Stirling benannte Motor wieder interessant: Im Technikkurs der Herbstakademie sollen den Zehnt-, Elft- und Zwölftklässlern die Vorzüge der Apparatur, ihr Aufbau und ihre Funktionsweise nahegebracht werden.

Matthias Reckzügel, Professor im Fachbereich Maschinenbau und Energieerzeugung an der Hochschule Osnabrück, Physiklehrer Jochen Temmen und einige Studenten des Fachbereichs betreuen das dreitägige Workshop-Programm in der Hochschule. Drei Schülerinnen und neun Schüler haben sich für den Technikkurs entschieden. " Ich hätte das ja gern fifty-fifty gehabt", sagt Jochen Temmen und lacht. Doch immerhin haben sich drei junge Frauen für die Ingenieursrichtung entschieden, das sei ja schon ein Anfang. In drei Tagen basteln die Oberstufenschüler nicht nur ihre eigenen Stirlingmotoren, sondern testen auch im Labor, wie professionell gebaute Exemplare funktionieren und welchen Wirkungsgrad sie haben.

" Ich habe zu Hause schon mal mit meinem Vater einen Stirlingmotor gebaut", erzählt Jacqueline Fortmann. Die Ratsgymnasiastin ist die jüngste Teilnehmerin in der Gruppe. Sie interessierte sich allgemein für naturwissenschaftliche Fächer, genauso wie auch die beiden anderen Schülerinnen aus der Gruppe. Olga Koyfman vom Gymnasium Melle denkt sogar schon an ein Studium in einem naturwissenschaftlichen Fach.

Vincent Haillmann und Jakob Wolinski vom Ratsgymnasium haben bereits vor zwei Jahren an der Herbstakademie teilgenommen. Bewusst haben sie jetzt ein anderes Thema gewählt eines, das inzwischen auch schon in den Studienplanungen der beiden 17-Jährigen eine Rolle spielt. " Das praktische Ausprobieren und Umsetzen reizt mich an den Naturwissenschaften", sagt Vincent Haillmann. Er überlegt, nach dem Abitur Produktionstechnik zu studieren. Der Technik-Workshop sei da gerade wie eine Bestätigung für ihn: " Das macht mir Spaß!"

Insgesamt haben in diesem Jahr wieder 120 Oberschüler acht verschiedener Gymnasien aus Osnabrück und Umgebung an der Herbstakademie teilgenommen. Koordiniert wird das fachübergreifende Angebot seit elf Jahren von Projekt initiator Reinhard Fulge, der selbst stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums " In der Wüste" ist. Zusammen mit seinen Kollegen der verschiedenen Gymnasien und den Vertretern von Universität und Hochschule hat Fulge ein Programm mit zwölf verschiedenen Workshops zusammengestellt. Unabhängig vom Kurs und der Fachrichtung geht es bei der Herbstakademie darum, begabten und interessierten Schülern einen Blick über den Tellerrand des herkömmlichen Schulunterrichts zu ermöglichen.

Preisverdächtige Ergebnisse stehen da nicht im Vordergrund. " Den Stirlingmotor basteln wir ja auch nicht, weil man damit wirklich etwas anfangen kann", sagt der Professor für Energieerzeugung, Matthias Reckzügel, und lacht ein bisschen. " Das machen wir, damit wir ein Verständnis für den Aufbau schaffen und Interesse wecken." Und das gelingt: " So was bekommt man in der Schule eben nicht geboten", stellt einer der Workshopteilnehmer fest, während er versucht, seinen Motor durch eine Tasse heißes Wasser ans Laufen zu bekommen.

Bildtexte:

Der Miniatur-Stirlingmotor in Großaufnahme.

Nichts für Grobmotoriker: Schon ein kleines bisschen zu viel Klebstoff kann den Motor nutzlos machen, da zu viel Reibung entsteht. Konzentration ist daher das A und O bei der Tüftelei. Fotos: Stefanie Hiekmann

Olga Koyfman und Jonah Nietiet (von links) gehen mit ihrem Motor in den Testlauf. Durch eine heiße Tasse Wasser soll der Motor ins Drehen kommen.

Miniatur-Motoren der Marke Eigenbau verdeutlichen den Schülern, wie ein Stirlingmotor funktioniert. Vincent Haillmann und Jakob Wolinski warten darauf, dass ihr Exemplar getrocknet ist.

Fotos:
Stefanie Hiekmann

Die Workshops der Herbstakademie im Überblick

Biologie: Experimente zur Genetik, Technik: Pferdestärken aus der Coladose Zukunftsoption Stirlingmotor, Bildende Kunst: " Ist das Kunst oder kann das weg?" – Landschaft im Kontext von Street Art/ Urban Art,

Systemwissenschaft: Simulation von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft, Europäische Studien/ Geschichte: Globalisierung in Europa in Geschichte und Gegenwart (Jean-Monnet-Kurs), Betriebs- und Volkswirtschaftslehre: Was ist die soziale Verantwortung von Unternehmen?, Englisch: " The Secrets of the Service let′s take the CIA into the Focus" (bilingual), Wirtschaft & Soziales: Welche Rolle spielt der Computer in Unternehmen und/ oder Verwaltung?, Geschichte: Das mittelalterliche Kloster in seinen geistlichen und weltlichen Aufgaben, Lebensmittelwissenschaften: Workshop Produktentwicklung am Beispiel " Apfelsaft", Geografie: Grundlagen der Geoinformatik, Informatik: Mindstorms-Roboter steuern und programmieren.
Autor:
Stefanie Hiekmann


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