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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Seifenkocher, Schnapsbrenner, Kammerpräsident
Zwischenüberschrift:
Der Carl-Hermann-Gosling-Platz erinnert an den weitsichtigen Unternehmer und Wirtschaftspolitiker
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Damit man den Überblick behält oder gewinnt, um wen in der langen Ahnengalerie der Osnabrücker Patrizierfamilie Gösling/ Gosling es geht, sind die Generationen seit Beginn ihrer Rückverfolgbarkeit im Jahr 1606 durchnummeriert. Namenspatron des Platzes im Geviert von Augustenburger, August-, Katharinenstraße und Am Kirchenkamp ist Carl Hermann Gosling (1798 1876) als Vertreter der Generation Nummer acht.
Nur zur weiteren Orientierung: In der Generation elf ließ Hermann Gosling (1893 1972) die Brennerei-Ruinen am Neuen Graben im Jahr 1962 abreißen, um dem Kaufhaus Hertie Platz zu machen, und baute eine neue Produktionsstätte für den " Alten Goslingschen" im Fledder auf.
Doch zurück zur Generation acht. Mit Carl Hermann erreichte die Familie Gosling nach Ansicht des Biografen Rudolf Lembcke ihren Zenit in Wohlstand, wirtschaftlichem Einfluss und gesellschaftlichem Rang. Carl Hermann war für seine Zeit ein moderner Mann, weltoffen, kaufmännisch geschickt und ein wohltätiger Freund der Musik und des Theaters. Er befreite die Schnapsbrennerei aus den beengten Verhältnissen an der Großen Straße 55 heute ist dort ein Voda fone-Laden und verlegte sie an den Neuen Graben. Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit bekleidete er zahlreiche Ehrenämter, unter ihnen das eines Senators der Stadt Osnabrück und das eines ersten Präsidenten der Handelskammer .
Am 23. Oktober 1798 kam Carl Hermann an der Großen Straße 54 zur Welt im Wohnhaus der Familie neben der späteren Brennerei. Im Elternhaus wurde Kultur gepflegt, man sprach viel Französisch. Neben dem Besuch des Ratsgymnasiums erhielt Carl Hermann Privatunterricht. Vater Bernhard legte großen Wert darauf, die Geschicke der Unternehmensgruppe neben der Herstellung von Branntwein und Likören gehörten Tuchhandel, eine Seifenfabrik, eine Ziegelei und eine Strumpfwirkerei im Zuchthaus dazu in die Hände eines umfassend gebildeten Nachfolgers zu legen. Zusammen mit Carl Bertram Stüve wurde der Gosling-Spross 1814 in St. Katharinen konfirmiert.
Nach einer kaufmännischen Lehre in Hamburg und einem Volontariat in Bremen in einer Seifenfabrik studierte er in Berlin Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Chemie, hörte aber auch Philosophie und Theologie bei Friedrich Schleiermacher. Anschließend ging er auf eine große Bildungs- und Geschäftsreise.
1829 starb Vater Bernhard. Carl Hermann wurde alleiniger Inhaber der Firma. Er verlegte 1840 die Brennerei zum Neuen Graben. Nun war Platz für ein großes Fasslager. Denn die Feinkornmarke " Excelsior" musste mindestens fünf Jahre auf Holzfässern reifen. Auch umfangreiche Stallungen fanden Platz. Man hielt stets 50 bis 60 Rinder, die die beim Brand anfallende Schlempe mit Genuss verzehrten. Milch- und Schinkenverkauf ergänzten dadurch das Sortiment.
Aufgeschlossen gegenüber der neuen Technik, installierte Gosling eine der ersten Dampfmaschinen in Osnabrück. Eine Balanciermaschine, die bei Gosling von 1850 bis 1878 im Einsatz war, stand lange Jahre als Industriedenkmal vor dem Museum am Heger-Tor-Wall. Heute ist sie im Museum Industriekultur zu bewundern.
Als " bürgerlicher", das heißt ehrenamtlicher Senator der Stadt vertrat Gosling auf Konferenzen deren wirtschaftliche Interessen, die im Endeffekt seinen eigenen entsprachen. Er stritt für den Bau der Hannoverschen Westbahn Löhne–Rheine über Osnabrück und für die Bahnverbindung nach Oldenburg, er forderte den Beitritt Hannovers zum Zollverein. 1843 gehörte er zu den Gründern des Handelsvereins, eines Vorläufers der 1866 etablierten Handelskammer, deren erster Präsident er wurde. Der preußische König ernannte ihn zum " Geheimen Kommerzienrat".
Im Haus Gosling wurde ein kulturell angeregter, heiterer Lebensstil gepflegt. In diesen eingebettet, fand Carl Hermanns Leben am 21. Februar 1876 ein " beneidenswertes Ende", wie es in der Familienchronik heißt: " Vorgestern abend gab der Verstorbene einen glänzenden Ball, auf dem er mit seiner Gattin alle Gäste durch gemütvolle Freundlichkeit […] fesselte; gestern morgen sah man ihn in voller Rüstigkeit und Frische an seine gewohnten Beschäftigungen gehen; mittags speiste er vollständig wohl mit seiner Familie, setzte sich dann in den Lehnstuhl, schlummerte sanft ein, um nicht wieder zu erwachen." 90 Jahre später entschied der Rat, den früheren Augustenburger Platz nach Carl Hermann Gosling zu benennen.
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