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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Ein Zoopräsident für alle
Zwischenüberschrift:
Reinhard Coppenrath blickt zurück auf mehr als 18 Ehrenamtsjahre
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Ja gibt′s denn so was? Die Lieblingstiere des Osnabrücker Zoopräsidenten sind Flusspferde, aber ausgerechnet die gibt es am Schölerberg nicht. Reinhard Coppenrath tritt nach mehr als 18 Jahren als Präsident dennoch sehr zufrieden und glücklich zurück: Nach stürmischen Zeiten, finanziellen Engpässen und Auseinandersetzungen innerhalb der Zoogesellschaft hinterlässt er den Zoo mit besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft.

Für das Abschiedsfoto in der Neuen OZ posiert Coppenrath vor dem Elefantengehege. Da schließt sich der Kreis. Damals, als er nach der Wahl im Frühjahr 1995 seinen ersten Rundgang als Präsident durch den Zoo machte, war er ebenfalls bei den Elefanten, allerdings im Gehege, was es heute nicht mehr gibt. " Ein Elefant hat mir die Kappe geklaut, der andere etwas aus meiner Jackentasche gefischt und der dritte meine Schnürsenkel geöffnet", erinnert er sich lächelnd.

Eigentlich fängt das " Damals" noch viel früher an: Vater Heinrich Coppenrath war 1936 einer der Mitbegründer des einstigen Heimattiergartens. Klein Reinhard wurde damals fast täglich dazu verdonnert, bei der Fütterung der Tiere zu helfen. " Ich wollte lieber Fußball spielen und fand das lästig", sagt der 76-Jährige rückblickend. Apropos Vater Heinrich: Ältere Osnabrücker erinnern sich vielleicht noch daran, dass er Elefant Toni vom Zirkus Althoff, der sein Winterquartier in Eversburg hatte, in den Zoo geholt hat.

Reinhard Coppenrath blieb trotz der nicht immer ungetrübten Kindheitserinnerungen dem Zoo treu und wurde 1991 in das Präsidium gewählt. Da hätte er sich noch nicht träumen lassen, dass vier Jahre später sein Vorgänger Reiner Oberhellmann in einer turbulenten Mitgliederversammlung abgewählt und der Konditormeister zum Präsidenten ernannt werden würde. Auslöser war der Unmut über den jahrelang verschobenen Bau der Schimpansenanlage. " Bevor das Präsidium konkrete Vorschläge macht, müssen wir uns in Ruhe beraten", sagte 1995 der neue Präsident. Diese Haltung behielt er während seiner gesamten Präsidentschaft: in Ruhe nachdenken, aber bei allen Ideen für den Zoo immer die Chance und nicht das Risiko in den Vordergrund stellen.

Seine Verbundenheit mit der Stadt drückt Coppenrath durch zahlreiche Ehrenämter aus. Unter anderem war er in den 90er-Jahren Schatzmeister beim VfL Osnabrück und lernte in dieser Eigenschaft einen jungen Telekom-Mitarbeiter namens Andreas Busemann kennen, der für seinen Arbeitgeber im Zuge der Großkundenbetreuung ein Benefizspiel zwischen dem VfL und Werder Bremen organisierte, das eine Menge Geld in die Kassen des Fußballvereins spülte.

Mit Torte und Charme

Der könnte doch auch für den Zoo Mittel einwerben, dachte sich Coppenrath und begann, Busemann anzuwerben. Mit Hartnäckigkeit und aufgrund eines schnell gewachsenen Vertrauensverhältnisses schaffte er es, dass Busemann als kaufmännischen Geschäftsführer den scheidenden Hermann Pentermann ablöste. Zu dieser Zeit hatte das Präsidium bereits viele seiner Vorschläge für Sponsoring umgesetzt. Die Tierpatenschaften wurden lebhaft angenommen. Um die Entwicklung des Zoos voranzutreiben und Mittel zu akquirieren, putzten der Präsident und sein Geschäftsführer die Klinken vieler Unternehmen. Der Konditormeister mit Kuchen und Torten und seinem Charme, der Geschäftsführer mit einem Konzept. " Bis ins Sekretariat haben wir es immer geschafft", meint Coppenrath mit einem feinen Grinsen: " Ich weiß nicht, ob vielleicht manche Chefs durch die Hintertür raus sind."

Großveranstaltungen, um möglichst viele Besucher in den Zoo zu bekommen, waren einer von zehn Punkten im besagten Konzept. Der Plan ging auf. Der Andrang sorgte für kilometerlange Staus, und einmal wurden sogar die beiden Autobahnkreuze gesperrt, weil nichts mehr ging. Doch dann drohte ein neuer Streit den Verein zu entzweien und forderte einmal mehr Coppenraths Integrationsfähigkeit.

Der Plan, einen unterirdischen Zoo zu bauen, stieß auf viel Kritik und Widerstand. " Und meist verschaffen sich die mehr Gehör, die am lautestens schreien", sagt ein nachdenklicher Präsident. Bei all dem Hin und Her gelang es Coppenrath, eine Mehrheit für die Machbarkeitsstudie zu gewinnen. Das Ende ist bekannt: 2009 öffnete der weltweit erste unterirdische Zoo, begleitet von einem weltweiten Medienrummel. Was Coppenrath besonders freut: " Selbst die größten Kritiker haben später gesagt, dass sie sich geirrt haben." Das bereitet ihm Freude, keine Genugtuung.

Erfolgsbilanz

Flusspferde gibt es zwar immer noch nicht, aber: Der Osnabrücker Zoo hat heute so viele Sponsoren wie kein anderer in Deutschland. Mit 21 000 hat er mehr Familienjahreskarten verkauft als die Zoos in München und Berlin zusammen. Zu Coppenraths Amtsantritt gab es drei Zoopädagogen, heute fast 20. Nach der Überführung des Vereins in eine gemeinnützige GmbH sieht er nun den richtigen Zeitpunkt gekommen, das Präsidentenamt in jüngere Hände zu geben.

Bei der Jahreshauptversammlung am Freitag wird Reinhard Coppenrath die erste Ehrenpräsidentschaft angetragen, verbunden mit dem Wunsch, dass er dem Präsidium beratend verbunden bleibt. Ehrensache, dass er zusagen wird.

Bildtext:
Abschiedsfoto mit Elefanten: Reinhard Coppenrath legt das Amt des Zoopräsidenten nieder, bleibt aber dem Präsidium mit beratender Stimme erhalten.

Foto:
Thomas Osterfeld
Autor:
Ulrike Schmidt


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