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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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OB-Kandidaten im Porträt (1)
Zwischenüberschrift:
Klar, dass er gewinnen will
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Am 31. Mai ist der frühere Stadtbaurat Wolfgang Griesert aus dem Amt geschieden. Was ist er jetzt: Pensionär? Privatier? " Arbeitssuchend", sagt der Kandidat der CDU mit einem Augenzwinkern.

Die Arbeit, die er sucht, ist die des Oberbürgermeisters. Vor sechs Jahren versuchte es der 55-Jährige schon einmal. Grieserts Kandidatur war damals eine ziemliche Überraschung, denn erst ein Jahr zuvor war er als Stadtbaurat nach Osnabrück gekommen. War es die Not der Stadt-CDU, keinen Kandidaten mit Wurzeln in Partei und Stadt aufbieten zu können? Oder hatte Griesert durch gute Arbeit so schnell überzeugt? Tatsache ist, dass der gebürtige Krefelder damals zugleich mit der Bekanntgabe seiner Kandidatur in die CDU eintrat und in der Stichwahl mit 44, 4 Prozent gegen Boris Pistorius (SPD) unterlag, der 55, 6 Prozent bekam.

Alle Fraktionen des Stadtrates stimmten 2005 für ihn als Stadtbaurat. Als es im vergangenen Jahr um die Verlängerung seines achtjährigen Arbeitsvertrages ging, setzte sich sein früherer Chef und Oberbürgermeister Boris Pistorius vehement für ihn ein. Aber SPD und Grüne versagten die Gefolgschaft. Die Zählgemeinschaft erzwang eine Ausschreibung der Stelle was sich Griesert nicht gefallen ließ. Eine bessere Bewerbung als diese acht Jahre Arbeit könne es doch nicht geben, ließ er wissen. Und schied aus.

Der Ex-Stadtbaurat und erste Stellvertreter des Oberbürgermeisters erhält seither 60 Prozent seiner früheren Bezüge. Klar, auf Dauer soll das nicht so bleiben. Klar, er will im Herbst Oberbürgermeister werden– aber wenn das nicht klappt? " Damit beschäftige ich mich gar nicht", sagt er und stellt klar: Mit 55 Jahren wolle er nicht zum Privatier werden, seinen Tagesablauf nicht nach den Wünschen von " Thea", dem 13 Jahre alten Dackel-Yorkshire-Mischling, ausrichten. Und vor allen Dingen nicht das Rosenschneiden (" Eine Schere habe ich schon bekommen") zum Lebensinhalt machen. Klar. Das ist das Passwort seines Wahlkampfes. Die Karten, die er bei seinen Hausbesuchen verteilt, tragen diesen Titel, auch seine Homepage (www.wolfgang-griesert.de) ist damit aufgemacht. Und der Erdgas-Kleinwagen, den er eigens für den Wahlkampf geleast hat, rollt mit " Klar" auf der Haube durch die Stadt. Dem " Klar" folgen in einer unvollendeten Alliteration seine politischen Schwerpunkte: Kinder, Klima, Stadtkultur.

Das überrascht, denn es sind nicht unbedingt die Haus-Themen des Architekten und früheren Kreisbaurates von Diethmarschen, des ehemaligen Leitenden Baudirektors von Kiel, Minden und Krefeld. In Architektur und Stadtplanung kennt er sich aus, und selbst jene, die politisch auf der anderen Seite stehen, gestehen Greisert auf diesen Gebieten höchste Kompetenz zu. Doch daraus machen die Gegner auch gleich einen Vorwurf: Der Ex-Stadtbaurat habe sich zu sehr in Details eingemischt, seinen Leuten nicht genug Gestaltungsraum gelassen und dann, wenn eine Sache reif zur Entscheidung gewesen sei, zu oft gezögert.

Griesert weist das weit von sich. Wahlkampfgetöse sei das oder eine späte Rechtfertigung von Rot-Grün für seine Nicht-Wiederwahl. Vor einer Entscheidung wäge er die Sachlage gründlich ab, prüfe die Tragweite sehr genau. " Aber jeder vernünftige Zweifel hat auch ein Ende."

" Kinder sind unser Glück", betitelt Griesert das Kapitel " Kind" in seinem persönlichen Wahlprogramm im Internet. Er werde sich " als Familienvater und Oberbürgermeister" dafür einsetzen, " dass dauerhaft kein Kind zurückbleiben muss". An dieser Stelle könnte Wolfgang Griesert einflechten, dass er durchaus einschätzen kann, was es bedeutet, wenn ein Kind " zurückbleibt": Seine Frau Maria-Elisabeth und er nehmen als Pflegeeltern Kinder aus dem Landkreis in Notsituationen auf. Vor zwei Jahren haben sie sich darum beworben beim Landkreis, damit es keine Kollisionen mit seinen dienstlichen Verpflichtungen bei der Stadt geben kann. Griesert erzählt davon, wenn er gefragt wird, er hausiert damit nicht im Wahlkampf, wohl auch, weil seine Frau die treibende Kraft ist. Sie ist Erzieherin und Sportlehrerin. Die Kinder, die das Paar in der Bereitschaftspflege aufnimmt, kommen meist aus zerrütteten Familien und sind nicht selten traumatisiert. " Manche Kinder müssen erst lernen, dass andere Menschen auch gut sein können", sagt der dreifache Familienvater, dessen Kinder längst erwachsen und zum Studium in die Welt gezogen sind.

Dass er das Klima zum zweiten Glied seiner Themenkette macht, ist nicht überraschend angesichts der Tatsache, dass er als Stadtbaurat auch für den Fachbereich Umwelt und Klimaschutz zuständig war. Dafür packt er unter dem Punkt " Stadtkultur" vieles zusammen, was nicht unbedingt zusammengehört: Freizeit, Arbeitsplätze, Hochschulen, Wirtschaftsförderung, Seniorenpolitik, Bildung. Ach ja, und die Kultur.

2006 erzielte Griesert im ersten Wahlkampf mit 38, 6 Prozent das beste Ergebnis aller sechs Kandidaten. Er weiß, dass er gute Chancen hat, in die Stichwahl zu kommen. Er weiß auch, dass es in Osnabrück eine linke Mehrheit links der CDU gibt, die bei einem zweiten Wahlgang am 6. Oktober den Ausschlag geben könnte. Doch das, so sagt er, ist längst nicht " klar".

Bildtexte:
Ex-Stadtbaurat Wolfgang Griesert (CDU) tritt zum zweiten Mal an

Handschriftlicher Steckbrief: Für die NOZ füllte Wolfgang Griesert einen Fragebogen aus, wie man ihn aus Schüleralben kennt.

Fotos:
Stefan Langer
Autor:
Wilfried Hinrichs


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