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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Stillstand in der 1-A-Lage
Zwischenüberschrift:
Die Große Straße im Jahr 1954 – Zwischen Wiederaufbau und Verkehrsinfarkt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. " Erlebniseinkauf" oder, zeitgemäßer, " Eventshopping" waren vor 60 Jahren noch unbekannte Begriffe. Das Erlebnis bestand für die Osnabrücker Hausfrau höchstens darin, mit etwas Glück unversehrt durch die Autoschlange hindurch die andere Straßenseite zu erreichen. Nicht Zirbenduft aus der offenen Ladenfront eines Drogeriemarktes umwehte ihre Nase, sondern ungefilterte Autoabgase.

Kein Gedanke an " Impulskäufe". Einkaufen war Versorgungseinkaufen. Die Durchschnitts-Osnabrückerin kämpfte mit den Vorgaben ihres Haushaltsbüchleins, in das alle Ausgaben fein säuberlich mit vorangestelltem Minuszeichen unter dem monatlich zur Verfügung stehenden Haushaltsgeld aufgeschrieben wurden. Ob das Geld wohl bis zum Monatsende reichen würde? Das war die spannende Frage. Die Wirtschaftswunderjahre hatten für die Mehrheit der Bevölkerung noch nicht eingesetzt. Fahrrad und Motorrad waren das " Auto des kleinen Mannes".

Die Straßenszene zeigt Osnabrücks Haupteinkaufstraße gegen Ende der ersten Wiederaufbauphase, die noch viel mit Notbehelf zu tun hatte. Was an alter Bausubstanz zu retten war, hatte man wieder zusammengeflickt. Etwa das Haus am linken Bildrand, Große Straße 35, in dem Preckwinkels Ladengeschäft für Tapeten, Linoleum und Kunstgewerbe eingemietet war. Die Einfahrt dürfte zur Brot- und Pumpernickelfabrik Dreinhöfer geführt haben. Die Toreinfahrt mit der Sandsteineinfassung verschwand bei einem späteren Umbau. Hinter dem Bauzaun rechts daneben scheint sich gerade das Fotogeschäft Stange neu zu etablieren.

In der Bildmitte ist der Neubau des Eiscafés Opitz mit der markanten Stoll werck-Schokoladen-Reklame zu erkennen. Das " Eiko", wie es abgekürzt von den Teens und Twens der 1930er- und 1940er-Jahre genannt wurde, war für sein leckeres Speiseeis schon aus Vorkriegstagen bekannt. Ende der 1950er-Jahre verpachtete Paul Opitz das Café, das sich danach " Martinelli" und irgendwann später auch " Remor" nannte. 1984 errichtete die Stadtsparkasse dort einen Neubau, in dem sie ihre City-Filiale unterbrachte. Mit der Fassade aus Gravenhorster Sandsteinplatten und Osnabrücks erstem gläsernen Aufzug gab man diesem markanten Ort einen zeitgemäßen städtebaulichen Akzent. Später wurde die Filiale in einen reinen Geldautomaten-Standort zurückgestuft. 2003 wurde auch der abgezogen.

Rechts von der Einmündung des Jürgensorts und der Großen Hamkenstraße erhebt sich ein instand gesetzter Vorkriegsbau, Große Straße 63/ 64. Hier war das Hauptpostamt so lange untergebracht, bis 1957 der Neubau der Post an der Wittekindstraße/ Möserstraße fertiggestellt war. Der " dunkle Kasten", wie er bei manchen Osnabrückern hieß, bekam Ende der Fünfziger eine neue Fassade und wurde Sitz des Bekleidungshauses Osterhaus. Das existierte dort bis 2002, seitdem ist die Buchhandlung Thalia Hauptmieter.

Wir verdanken die Straßenszene des Jahres 1954 unserem Leser Heinz Lepand aus Bad Iburg. Er war damals Pennäler des Gymnasiums Carolinum und musste eine Jahresarbeit zum Thema: " Straßenverkehrsentwicklung und - planung in Osnabrück" anfertigen. Ihm ging es nicht darum, Fortschritte beim Wiederaufbau der Geschäftshäuser festzuhalten. Er machte sich Gedanken zur Verbesserung des Verkehrsflusses in der Innenstadt. Sein Rezept lautete: einen Zebrastreifen für die Fußgänger zwischen Modehaus L & T und Hauptpost einrichten, allen Autos das Halten in der Großen Straße verbieten und langfristig die Hase mit einem Betondeckel verschließen, um eine Entlastungsstraße vom Neumarkt bis zum Haarmannsbrunnen darüberführen zu können.

Bildtext:
Stop and go war 1954 ein Dauerzustand in der Großen Straße. Der Blick geht in Richtung Jürgensort und Große Hamken straße, die rechts vom Eiscafé Opitz einmünden.

Auch viel Verkehr, aber nicht auf Rädern. Die ganze Straßenbreite gehört heute den Fußgängern.

Fotos:
Heinz Lepand/ Joachim Dierks


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