User Online: 3 |
Timeout: 06:52Uhr ⟳ |
Ihre Anmerkungen
|
NUSO-Archiv
|
Info
|
Auswahl
|
Ende
|
A
A
A
Mobil →
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Themen ▾
Baumschutz (112)
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (360)
Die Arbeit der Stadtgaertner seit 1891 (975)
Die Hase und ihre Nebengewaesser (3007)
Gartenprojekte (22)
Klimageschichte (seit 1874) (162)
Konflikte um Kleingarten (25)
Konversionsflaechen (245)
Kooperation Baikal-Osnabrueck (25)
Umweltbildungszentrum(UBZ)1997-2018 (108)
Verein für Ökologie und Umweltbildung Osnabrueck (324)
Suche ▾
Einfache Suche
Erweiterte Suche
Listen ▾
Orte in Osnabrück
Themen zu Umwelt und Nachhaltigkeit
AkteurInnen
Bildung
Auswahllisten für wichtige Themen (im Aufbau)
Erscheinungsdatum (Index)
Ergebnis
Merkliste ▾
Merkliste zeigen
Merkliste löschen
Datensätze des Ergebnis
Suche:
Auswahl zeigen
Treffer:
1
Sortierungen:
Datum vorwärts
Datum rückwärts
1.
Erscheinungsdatum:
22.06.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Problematik
bei
der
Schulunterbringung.
Die
Inklusion
an
Schulen
in
Niedersachsen
wirft
viele
Fragen
auf.
Überschrift:
Nicht für alle Kinder gemacht
Zwischenüberschrift:
Am 1. August startet die Inklusion in Niedersachsen mit vielen Unbekannten
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Die
Förderschulen
haben
Angst,
geschlossen
zu
werden,
die
Regelschulen
das
Problem,
die
zieldifferenzierte
Ausbildung
umzusetzen,
die
Eltern
die
Wahl
–
dazwischen
stehen
die
Kinder.
Kurz
vor
dem
Start
der
Inklusion
an
niedersächsischen
Schulen
ist
vieles
unklar.
Nach
zehn
Minuten
kann
sich
Rafael,
der
eigentlich
anders
heißt,
nicht
mehr
konzentrieren,
sein
Förderschwerpunkt:
geistige
Entwicklung.
Bei
dem
Siebenjährigen,
der
in
einer
Pflegefamilie
lebt,
wurden
das
fetale
Alkoholsyndrom
(FAS)
und
die
Aufmerksamkeitsdefizit-
/
Hyperaktivitätsstörung
(ADHS)
diagnostiziert.
Seit
einem
Jahr
besucht
er
als
I-
Kind
die
erste
Klasse
einer
Grundschule
im
Südkreis.
Er
habe
Glück
gehabt,
dass
er
noch
ein
Integrationskind
sei,
und
kein
Inklusionskind,
sagt
seine
Pflegemutter
Martha
H.,
die
ebenfalls
anonym
bleiben
möchte.
Wenn
ab
dem
1.
August
die
Inklusion
offiziell
startet,
können,
vereinfacht
gesagt,
Kinder,
die
zuvor
von
Förderschullehrern
unterrichtet
wurden,
Regelschulen
besuchen.
Auf
welche
Schule
das
Kind
geht,
entscheiden
die
Eltern.
Allerdings
werden
nach
dem
derzeitigen
Gesetz
die
Förderschulen
mit
dem
Schwerpunkt
Lernen
ab
dem
Schuljahr
2013/
2014
auslaufen
–
2019
wäre
dann
Schluss.
Im
Landkreis
Osnabrück
stehen
sieben
vor
dem
Aus.
Gerade
in
ländlichen
Gebieten
wird
der
Schulweg
zu
einer
entsprechenden
Förderschule
weit.
Das
war
auch
der
Grund,
warum
Rafael
nicht
auf
die
weiter
entfernte
Förderschule
geht.
Der
Junge
sei
bis
zu
seiner
Einschulung
in
Fördereinrichtungen
entfernt
vom
Wohnort
gegangen.
"
Er
fing
an,
unter
sozialer
Isolation
zu
leiden"
,
sagt
Martha
H.
Sie
wollte
ihren
Sohn
auch
nicht
auf
die
Grundschule
am
Wohnort
mit
rund
200
Schülern
schicken.
"
Große
Gruppen
machen
ihn
orientierungslos"
,
sagt
sie.
In
Rafaels
Integrationsklasse
im
Nachbarort
seien
nun
14
Schüler.
Fünf
Förderstunden,
sogenannte
Rucksackstunden,
stünden
dem
Jungen
zu.
Die
Anzahl
der
Stunden
berechne
sich
nach
der
Förderschulform,
die
das
Kind
besucht
hätte.
Die
Eltern
beantragten
eine
zusätzliche
Integrationshilfe.
In
die
Klasse
gehe
noch
ein
Kind
mit
Förderbedarf.
In
der
Summe
seien
mit
Förderlehrer,
Grundschullehrer
und
Integrationshelfer
an
fünf
Tagen
die
Woche
zwei
Betreuer
in
der
Klasse.
Mit
Start
der
Inklusion
stehen
den
Schulen
in
der
Woche
zwei
Stunden
pro
Klasse
zu,
in
denen
Schülern
und
Lehrern
ein
Sonderpädagoge
zur
Seite
steht.
Wenn
Rafael
sich
nicht
mehr
konzentrieren
könne,
auf
seinem
Stuhl
hin-
und
herpendele,
störe,
wie
Martha
H.
erzählt,
dann
gehe
einer
der
Betreuer
mit
ihm
auf
den
Schulhof,
bis
sich
sein
Kopf
wieder
beruhigt
habe.
Einzelkämpfer
Für
die
Lehrer
an
der
Regelschule
stellt
sich
die
He
rausforderung,
"
zieldifferenziert
zu
beschulen"
,
so
heißt
es
in
der
Sprache
der
Inklusion:
für
jeden
Schüler
Aufgaben
erstellen,
die
seinem
Lernniveau
entsprechen.
"
Wenn
man
lernen
und
lehren
als
Einzelkämpfertum
sieht,
kann
es
nicht
funktionieren"
,
sagt
Thorsten
Steinbrinker,
Schulleiter
der
Schule
in
der
Dodesheide.
An
seiner
Schule
kümmerten
sich
Lehrer
um
Matheaufgaben
in
verschiedenen
Niveaus,
andere
um
Sach-
oder
Deutschaufgaben
–
dann
werde
ausgetauscht.
Wie
viele
Sonderschullehrer
werden
gebraucht?
Wie
können
Lehrer
an
Regelschulen
fortgebildet
werden?
Reicht
das
alles,
damit
Inklusion
funktionieren
kann?
Das
niedersächsische
Kultusministerium
plane
ein
"
Aktionsprogramm"
,
in
dem
diese
Fragen
beantwortet
werden
sollen,
schreibt
Pressesprecherin
Susanne
Schrammar.
Bis
2018
sollen
1800
zusätzliche
Lehrkräfte
für
die
Inklusion
in
Niedersachsen
eingestellt
werden.
"
Inklusion
wird
ein
Prozess
sein,
der
möglicherweise
nicht
von
Anfang
an
perfekt
laufen
wird"
,
so
Schrammar.
Es
gibt
Lehrer
und
Schulleiter,
die
sprechen
von
Katastrophe
und
Chaos.
Noch
steht
auch
nicht
fest,
wie
hoch
der
Bedarf
im
nächsten
Schuljahr
an
Sonderschullehrern
an
den
allgemeinbildenden
Schulen
sein
wird.
Es
gibt
keine
Frist,
bis
wann
die
Eltern
den
Förderbedarf
ihrer
Kinder
feststellen
lassen
und
sich
für
eine
Schule
entscheiden
müssen.
"
Dem
Landkreis
Osnabrück
ist
lediglich
vereinzelt
bekannt,
dass
Kinder
mit
Förderbedarf
eine
inklusive
Schule
in
Trägerschaft
der
kreisangehörigen
Kommunen
besuchen
werden"
,
schreibt
die
Pressestelle
des
Landkreises
auf
Anfrage.
An
den
Osnabrücker
Gymnasien
ist
für
das
kommende
Schuljahr
kein
Kind
mit
diagnostiziertem
Förderbedarf
angemeldet.
Die
Lehrer
dort
haben
noch
Schonfrist,
denn
bislang
sind
sie
noch
nicht
darauf
vorbereitet,
Schüler
zu
unterrichten,
die
besonders
auffällig
sind.
"
Ich
glaube,
dass
wir
auf
den
Sachverstand
der
Förderschullehrer
nie
verzichten
können"
,
sagt
der
Schulleiter
des
Osnabrücker
Gymnasiums
"
In
der
Wüste"
,
Jürgen
Westphal.
Seit
dem
vergangenen
Schuljahr
gibt
es
an
der
Schule
eine
Arbeitsgruppe,
"
Unterrichtsentwicklung
und
Inklusion"
heißt
sie.
Im
August
wird
es
eine
schulinterne
Fortbildung
geben.
In
anderthalb
Tagen
sollen
die
Lehrer
auf
die
Inklusion
vorbereitet
werden.
Westphal
bezeichnet
die
Inklusion
als
"
Blackbox"
– "
es
würde
den
Rahmen
sprengen,
sich
auf
jede
Behinderung
vorzubereiten"
,
sagt
er.
Frust
Das
sehen
auch
Förderschulen
ähnlich:
"
Ein
Kind
fängt
mit
so
viel
Frust
an
zu
lernen"
,
sagt
Bettina
Kruse-
Schröder,
"
wenn
es
vorgelebt
bekommt,
dass
andere
immer
alles
besser
können."
Sie
ist
pädagogische
Mitarbeiterin
an
der
Schule
in
der
Dodesheide.
Schulleiter
Steinbrinker
bedauert,
dass
das
Konzept
des
Grundschulförderbereichs,
wo
die
Kinder
in
kleinen
Klassen
mit
zeitweiser
Doppelbesetzung
unterrichtet
wurden,
ausläuft:
"
Das
Konzept
funktionierte"
,
sagt
er.
Rafael
nimmt
drei
starke
Medikamente.
"
Für
uns
als
Eltern
ist
es
eine
große
Erleichterung,
dass
wir
uns
nicht
immer
rechtfertigen
müssen,
warum
er
die
Medikamente
bekommt"
,
sagt
Martha
H.
"
Alle
wissen,
wie
er
tickt"
,
dass
er
"
sehr
große
Probleme
mit
sozialen
Kompetenzen"
habe,
sagt
sie.
In
der
kleinen
Klasse
werde
alles
sofort
besprochen.
Was
ist,
wenn
Rafael
auf
eine
weiterführende
Schule
gehen
wird,
darüber
möchte
seine
Mutter
noch
nicht
nachdenken.
"
Prügeln
wir
ihn
durch
die
Hauptschule,
und
dann?
"
Auf
einer
Förderschule
hätte
er
die
Chance,
an
Programmen
zur
Berufsvorbereitung
teilzunehmen.
An
einem
Tag
sei
er
nach
Hause
gekommen
und
habe
gesagt:
"
Die
anderen
Kinder
haben
gesagt,
ich
sei
lernbehindert."
Sie
habe
ihm
geantwortet,
andere
Kinder
seien
"
schwimmbehindert"
oder
"
ausbaubehindert"
–
Rafael
baue
gerne
Sachen
auseinander.
Eigentlich
sei
er
in
der
Klasse
integriert
und
werde
auch
eingeladen.
Manchmal
aber,
wenn
er
keine
Lust
auf
Hausaufgaben
habe,
sage
er:
"
Ich
bin
doch
lernbehindert"
,
sagt
die
Mutter.
Autor:
Désirée Therre