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1.
Erscheinungsdatum:
08.06.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Anmerkungen
zum
Geschäftshaus
am
Neumarkt.
Überschrift:
Im Alter der Dinge liegt die Schönheit des Cafés
Zwischenüberschrift:
Bastion der Beständigkeit: Heute schließt das Café Coppenrath seine Neumarkt-Dependance
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
"
Guten
Tag!
Herzlich
willkommen,
Sie
bringen
ja
eine
tolle
Stimmung
mit!
"
Man
hört
den
Konditormeister
schon,
bevor
man
die
Glastür
vom
Verkaufsraum
ins
Café
geöffnet
hat.
Dank
des
eleganten
Deckendurchbruchs
zum
Gastraum
in
der
ersten
Etage
ist
der
Cafébetrieb
schon
unten
zu
hören.
Oben
macht
Reinhard
Coppenrath
die
Tour
durch
sein
Reich.
Halb
Konditor,
halb
Conférencier
plaudert
er
mit
jedem
Gast.
Die
meisten
kommen
seit
Jahren,
Coppenrath
kennt
alle
und
begrüßt
sie
mit
leut
seligem
Schwung.
Er
spricht
ein
behagliches
Norddeutsch,
hinter
jedes
dritte
Wort
setzt
er
ein
lustiges
Ausrufezeichen.
Bessere
Laune
kann
auch
Dieter
Thomas
Heck
nicht
verbreiten.
Normalerweise
plaudern
die
Gäste
mit
ihrem
Herrn
Coppenrath
über
Fußball
und
den
anstehenden
Großeinkauf.
In
letzter
Zeit
war
das
Hauptthema
aber
das
Caféhaus
selbst.
Seit
Wochen
steht
fest,
dass
abgerissen
wird.
Am
Montag
war
der
Termin
noch
offen;
inzwischen
ist
aber
klar:
Heute,
am
zweiten
Samstag
im
Juni,
wird
zum
letzten
Mal
verkauft.
Am
Mittwoch
müssen
die
Coppenraths
ihr
Café
geräumt
haben
–
verkauft
wird
dann
im
Stammhaus
an
der
Bramscher
Straße
und
in
Sutthausen.
Am
Neumarkt
kommen
die
Bagger
und
schaffen
Platz
für
das
zukünftige
Hasehaus.
Damit
endet
die
Ära
einer
Institution.
53
Jahre
nach
der
Grundsteinlegung
wird
das
Gebäude
abgerissen,
das
1960
am
Standort
des
Kisling′schen
Verlagshauses
errichtet
wurde.
Seit
dem
Krieg
hatten
am
Haseufer
noch
Ruinen
das
Stadtbild
geprägt.
Seit
Jahrzehnten
kaum
verändert,
hat
das
Kaffeehaus
mitten
in
der
Innenstadt
überdauert
und
sich
zu
einer
Zeitkapsel
entwickelt.
Wer
den
Trost
des
Bewährten
suchte,
hatte
im
Café
Coppenrath
eine
feste
Adresse.
Generationen
von
Osnabrückern
haben
zwischen
Kaufhaus,
Bushaltestelle
und
Landgericht
Feste
und
Krisen
mit
Kaffee
begossen.
Zum
goldenen
Hochzeitstag
gab
es
die
gleiche
Stärkung
wie
in
der
Prozesspause
vor
dem
Kadi:
die
legendäre
Flocken-
Sahne-
Torte,
die
schon
der
Vorgänger
Hartmut
Trümper
im
Angebot
hatte.
Mit
Coppenrath
verliert
die
Stadt
eine
Bastion
der
Beständigkeit.
Das
schätzt
zum
Beispiel
das
gut
gelaunte
Damenquintett,
das
am
Montag
aus
Hasbergen,
GMHütte,
Glane,
der
Wüste
und
Wallenhorst
angereist
ist.
Die
fünf
sind
nicht
nur
erklärte
Kaffeetanten,
sondern
auch
Profis.
Kennengelernt
haben
sie
sich
als
Kolleginnen
bei
der
Kaffeerösterei
Harkos.
Wie
lautet
ihr
Urteil
über
die
Ware
von
Coppenrath?
"
Der
Kaffee
schmeckt!
",
sagen
alle
unisono.
Und
zwar
als
klassischer
Bohnenkaffee.
Ob
auch
Caffe
latte
oder
Latte
macchiato
in
der
Karte
stehen,
will
die
Expertenrunde
nicht
einmal
wissen.
Schnelllebige
Modegetränke
braucht
hier
keiner.
Wilhelmina
Wahmhoff,
die
sich
mit
ihrer
Tochter
bei
Coppenrath
für
den
Einkauf
stärkt,
ist
schon
länger
Kundin
als
Reinhard
Coppenrath
Chef
ist.
Sie
kehrte
bereits
beim
Vorbetreiber
Trümper
montags
hier
ein.
Familie
Coppenrath
–
das
sind
Reinhard
und
Marie-
Luise
sowie
die
Töchter
Iris
und
Diana
–
hat
das
Geschäft
im
Mai
1995
übernommen.
Die
vier
Konditormeister
sind
alter
Handwerksadel:
Schon
Coppenraths
Eltern
buken.
In
Osnabrück
ist
die
Familie
seit
1921.
Das
Stammhaus,
das
die
Familie
auch
weiterhin
betreibt,
liegt
samt
Backstube
an
der
Bramscher
Straße.
Wenn
man
Coppenrath
zuhört,
scheinen
alle
seine
Gäste
in
langjähriger
Regelmäßigkeit
zu
kommen:
Immer
donnerstags,
erzählt
der
Chef,
erscheinen
die
Fußballpensionäre
der
Sparkasse,
viermal
im
Jahr
kommen
die
Karmänner.
Gerade
noch
war
auf
den
letzten
Drücker
eine
Kölner
Gruppe
da,
die
jeden
Sommer
in
Bad
Laer
urlaubt.
Ein
Gast
kommt
zweimal
täglich
zu
Frühstück
und
Kaffee.
Einmal
im
Jahr
sind
alle
da:
am
Ossensamstag.
Von
der
Fensterfront
in
der
ersten
Etage
aus
kann
man
alles
besonders
gut
sehen.
Auch
die
Belegschaft
ist
treu:
Neben
der
Familie
sind
vier
Mitarbeiter
und
eine
Aushilfe
am
Neumarkt
beschäftigt.
Am
längsten
ist
Maria
Baptista
im
Dienst.
Vor
18
Jahren
kam
sie
aus
Portugal
nach
Osnabrück.
Seitdem
serviert,
bedient
und
kocht
sie
am
Neumarkt.
Das
Caféhaus
selbst
dagegen
hat
Brüche
erlebt:
"
Am
Anfang
war
es
am
schönsten"
,
sagt
Coppenrath,
"
als
die
Neumarktpassage
noch
funktionierte.
Wir
hatten
gleichzeitig
unten
und
oben
unseren
Betrieb
und
waren
mitten
im
Leben."
Der
Tunnel
war
die
direkte
Achse
zwischen
Horten
und
Hertie,
in
einem
der
Läden
ist
heute
Galeria
Kaufhof,
der
andere
steht
leer.
"
Für
die
Leute,
die
aus
den
Umlandgemeinden
mit
dem
Bus
ankamen,
gab
es
hier
alles.
21
Lädchen,
vom
Fleischer
bis
zum
Schuhmacher."
Auch
das
Landgericht
brachte
Kundschaft:
"
Dann
saß
die
eine
Partei
hier
in
der
Ecke,
die
andere
da."
Mitunter
war
Prominenz
dabei.
Coppenrath
erinnert
sich
an
den
Staranwalt
Bossi.
Und
Christian
Wulff
selbstverständlich
auch.
Ein
erster
Einschnitt
kam,
als
Fußgänger
auch
oberirdisch
über
den
Neumarkt
geführt
wurden.
"
Als
der
Tunnel
dann
auch
noch
halbiert
wurde,
setzte
eine
Rückwärtsentwicklung
ein"
,
sagt
der
Konditor.
"
Der
Schließbeschluss
2010
war
der
nächste
Knacks.
Danach
war
der
Tunnel
amputiert."
Und
das
Café
vom
Verkehrsfluss
abgeschnitten:
"
Wie
eine
Insel"
,
sagt
Coppenrath.
Dank
der
"
lieben
und
netten
Stammkunden"
war
es
immerhin
eine
"
Insel
der
Glückseligen"
.
Coppenrath
weiß,
was
er
seinen
treuen
Gästen
schuldig
ist.
Als
die
Festtafel
eines
Geburtstagskindes
sich
auflöst,
unterbricht
der
Konditor
das
Interview
und
trägt
Sorge,
dass
die
Jubilarin
das
ihr
zustehende
Marzipan-
Glücksschwein
mit
auf
den
Weg
bekommt.
Wie
traditionsbewusst
das
Haus
ist,
zeigt
auch
die
Karte:
Bis
heute
verzeichnet
sie
zu
jedem
Gericht
den
amtlichen
D-
Mark-
Preis.
Natürlich
gibt
sie
auch
die
Euro-
Preise
an;
eher
übergangsweise
sind
sie
auf
handschriftlichen
Klebezettelchen
notiert.
"
Wichtig
sind
Preise,
die
die
Leute
auch
bezahlen
können"
,
sagt
Coppenrath.
Die
"
Karte
für
den
kleinen
Hunger"
schmeichelt
deshalb
auch
dem
kleinen
Geldbeutel.
Vom
Butter-
über
das
Leberwurst-
bis
hin
zum
Kochschinkenbrötchen
gibt
es
die
Hälfte
ab
1,
10
Euro.
Wer
es
exzentrischer
mag,
blättert
zu
den
Toastgerichten,
die
nicht
weniger
als
sechs
Positionen
umfassen:
Toast
Tomate,
Toast
Bahama,
Ragout
fin
mit
Toast,
Rührei
mit
Schinken
und
Toast,
Königin-
Pastete
und
natürlich
Toast
Hawaii.
In
Coppenraths
Küche
hat
er
keine
Remoulade
nötig.
Das
Sortiment
kommt
so
gut
an,
dass
es
saisonal
ergänzt
wird
–
zuletzt
mit
Spargeltoast.
Das
Café
ist
im
Gebäude
nur
Mieter;
die
Vertragslaufzeiten,
so
Coppenrath,
waren
immer
kurzfristig
terminiert,
erst
auf
fünf
Jahre,
dann
auf
Jahre,
auf
Monate
und
ganz
zuletzt
auf
Abruf.
Die
Folgen
der
fehlenden
Planungssicherheit
klingen
in
handfester
Coppenrath-
Deutlichkeit
so:
"
Abgewrackt"
sei
das
ein
oder
andere
Möbelstück
am
Ende
gewesen.
In
Wahrheit
liegt
im
Alter
der
Dinge
die
Schönheit
des
Cafés:
Die
Sofas
sind
nicht
auf
historisch
gemacht,
sie
haben
Geschichte.
In
den
Ecken
und
Winkeln
überdauern
Relikte
der
Inneneinrichtung,
zum
Beispiel
ein
hölzerner
Zeitungsständer
mit
einer
Klappe
für
Illustrierte
und
in
Messing
gefassten
Röhren
für
die
aufgerollte
Zeitung.
Die
massiven
Holztische
stehen
unverrückbar
auf
blank
getretenen
Metallplatten.
Coppenrath
hat
sie
von
Trümper
übernommen.
Jeder
Wiener
Caféhaus-
Betreiber
würde
schwören,
dass
Karl
Kraus
an
diesen
Tischen
Franz
Werfel
verstoßen
hat.
Coppenrath
sagt
schlicht:
"
Die
sind
klasse,
schön
hart."
Einlagern
wird
die
Konditor-
Familie
nur
einen
Teil
des
Mobiliars,
etwa
die
Kühl
theke.
Von
Lampen,
Bildern,
Spiegeln
und
Sofas
trennt
sie
sich;
einige
Liebhaber
haben
schon
Interesse
angemeldet.
Mehr
Sorgen
macht
der
Familie
die
Suche
nach
einem
Ausweichquartier.
Seinen
Töchtern
möchte
der
Handwerker
wieder
ein
schönes
Geschäft
einrichten.
Vorher
braucht
er
schnell
eine
Übergangslösung
–
und
sei
es
nur
eine
mobile
Bude
–
für
Stammkunden,
denen
ohne
Coppenraths
Brotsorten
das
Abendessen
nicht
schmeckt.
Das
Geschäft
hat
bis
zum
letzten
Tag
auch
junge
Kunden.
Der
Stolz
des
Hausherrn
aber
sind
die
Hochbetagten:
"
Eine
101-
Jährige
kommt
jede
Woche
aus
dem
Altenheim
zu
Besuch"
,
erzählt
er.
"
Und
eine
99-
Jährige
turnt
hier
die
Treppen
rauf,
dass
mir
die
Augen
aufgehen."
Er
selbst
fasst
die
Handläufe
mit
beiden
Händen,
wenn
er
sich
die
Wendeltreppe
in
seine
Bel
Etage
hochwuchtet.
Schließlich
hat
auch
er
selbst
eine
lange
Geschichte
hinter
sich.
Auch
sie
wurde
bislang
im
Café
gefeiert.
Erst
im
letzten
Jahr
hatte
Reinhard
Coppenrath
mit
seinem
1942er-
Einschulungsjahrgang
von
der
Dom-
Schule
das
Jubiläum
gefeiert
und
über
Diktate
gesprochen,
die
damals
der
Fliegeralarm
verhindert
hat.
Coppenraths
nächstes
Klassentreffen
wäre
am
18.
Juni
fällig
gewesen.
Jetzt
muss
er
es
absagen.
Aber
nur
für
kurz,
sagt
er:
"
Wir
kommen
wieder!
"
Bildtexte:
Auferstanden
aus
Ruinen:
der
Neumarkt
der
50er-
Jahre.
Das
Kisling′sche
Verlagshaus
vor
dem
Krieg.
Das
Café
Trümper
am
Neumarkt
1983.
Coppenrath/
Neumarkt
Anfang
der
60er
Jahre
Trümper,
1989
Hier
schmeckt
der
Kaffee!
Reinhard
und
Marie-
Luise
Coppenrath
mit
Iris
und
Diana.
Diese
Möbel
haben
Geschichte.
Seit
18
Jahren
gehört
sie
fest
dazu:
Maria
Baptista.
Diese
Aussicht:
Damenkränzchen
im
Traditionscafé
Coppenrath
mit
Blick
auf
den
Neumarkt.
Fotos:
Egmont
Seiler
"
Mit
meiner
Großtante
kam
ich
mir
immer
wie
eine
feine
Dame
vor"
Das
Café
Coppenrath
weckt
viele
Erinnerungen
–
auch
bei
Facebook-
Usern
aus
der
Gruppe
"
Du
lebst
schon
lange
in
Osnabrück,
wenn
..."
Anke
Engelking:
Bei
Trümper
konnte
man
herrlich
frühstücken
und
nebenbei
Leute
beobachten,
die
auf
den
Bus
warten.
War
′
ne
schöne
Zeit.
Simone
Bittner:
Ich
weiß
nicht,
wie
es
heute
ist,
aber
durch
die
Nähe
zu
den
Gerichten
wurde
dort
wohl
so
manche
Scheidung
"
gefeiert"
oder
so
manche
"
Verhandlungspause"
bei
Kaffee
und
Kuchen
gesessen.
Nicola
Ansorge:
Wenn
Ossensamstag
war,
hatte
meine
Mutter
immer
schon
sehr
zeitig
dort
einen
Tisch
am
Fenster
(oben)
bestellt,
damit
sie
nicht
mit
uns
Kindern
runter
in
das
Getümmel
musste!
Ich
habe
es
genossen.
[…]
Tati
Schuhr:
"
Wir
treffen
uns
bei
Trümper"
…
So
um
1984
herum
war
Trümper
einfach
immer
der
Treffpunkt!
Auch
Wartezeiten
bis
zum
nächsten
Zug
wurden
ausgedehnt,
ich
habe
den
Ausblick
genossen
und
Kakao
mit
Sahne
getrunken.
Kirsten
Schwan:
Ich
war
immer
mit
meiner
Großtante
da.
Ich
kam
mir
dann
immer
wie
eine
feine
Dame
vor.
Petra
Heidemeyer:
Café
Trümper
–
Flocken-
Sahne-
Torte.
Unerreicht.
Autor:
Daniel Benedict