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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Kampfbahn zwischen Kleingärten
Zwischenüberschrift:
Das Stadion Bremer Brücke ist 80 Jahre alt geworden
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Keine Polizeiautos, keine Reiterstaffeln, keine Würstchenbuden, keine Menschen in lila-weißer Verkleidung. Als das Stadion an der Bremer Brücke vor 80 Jahren eröffnet wurde, herrschte ringsum noch Kleingarten-Idylle. Der Blick auf der historischen Aufnahme geht von der Südwestecke des neuen Stadions die Oststraße entlang nach Süden. Rechts im Hintergrund sieht man die Schlote des Stahlwerks.

Als 1931 die ersten Drainagegräben durch die sumpfigen Wiesen gleich neben der Brücke im Zuge der Bahnstrecke nach Bremen gezogen wurden, um ein Fußballstadion anzulegen, war " die Bremer Brücke" noch nicht " ein Stück VfL Osnabrück", wie es in der Vereinshymne heißt. Treibende Kraft für den Bau war der spätere Vereinswirt Heini Hüggelmeyer (1905 1992). Er gehörte damals zu einer Gruppe zorniger junger Männer, die 1925 im Streit dem VfL den Rücken gekehrt hatten. Sie gründeten ihren eigenen Club, den SC Rapid, der nun natürlich nicht den Heimplatz des VfL in der Gartlage nutzen konnte. Also musste ein neues Stadion her.

Die Wiesen gehörten dem Stahlwerk, das sich das Areal als Vorratsfläche für den Bau weiterer Werkswohnungen gesichert hatte. Hüggelmeyer und Co. pachteten das damals weitgehend wertlose Land günstig. So ganz ohne Eigennutz ging Heini Hüggelmeyer wohl nicht zu Werke, denn durch den Spielbetrieb direkt neben seiner Gaststätte an der Ecke Bremer Straße/ Oststraße konnte er sich eine kräftige Geschäftsbelebung ausrechnen. Mithilfe des Freiwilligen Arbeitsdienstes und eines Tiefbaufachmanns der Stadt bauten die Rapidler mitten im Arbeiterviertel Schinkel eine schmucke " Kampfbahn" mit 9000 Stehplätzen.

Eröffnung war am 22. Mai 1933, also vor 80 Jahren und sieben Tagen. Kurz zuvor muss die historische Aufnahme entstanden sein. Man erkennt am linken Bildrand ein Kassenhäuschen und den noch unverputzten Stadioneingang. Baubude und herumliegendes Baumaterial deuten an, dass das Werk noch nicht ganz vollendet ist. Unten rechts sind Feldbahngleise zu erkennen, über die Füllboden herangeschafft worden war. Die alte Grenze zwischen Osnabrück und Schinkel lief diagonal durch das Gelände, Grenzgraben und Grenzweg verschwanden unter dem angehobenen Rasenniveau.

Auf Weisung der NS-Parteiführung mussten 1938 mehrere Osnabrücker Fußballvereine fusionieren. In dem Zuge schlossen sich auch die " Rapid-Rebellen" wieder dem VfL an. Ihren Vereinsnamen büßten sie zwar ein, aber der VfL gestand ihnen zu, dass die Rapid-Farben Lila-Weiß zu den neuen Vereinsfarben des VfL wurden. Schließlich brachten die Rapidler ja auch die Kampfbahn Bremer Brücke als attraktive Mitgift in die Ehe ein. Sie wurde ab 1939 zum Heimstadion des VfL.

Das änderte aber nichts daran, dass die alten Schinkelaner noch bis in unsere Zeit hinein vom Rapid-Platz′ sprachen und nicht vom VfL-Stadion′, weiß Kurt Oelgeschläger. Der langjährige SPD-Ratsherr, Jahrgang 1930, wuchs an der Scharnhorststraße 35 auf und wohnt bis heute dort. Auf dem alten Foto ist sein Elternhaus zu erkennen. Es ist das Haus mit dem hellen Giebel genau oberhalb des Kassenhäuschens. " Damals war hier Ende der Bebauung und Sackgasse", erinnert sich " Kuddel", wie ihn alle in Schinkel nennen, " nur ein matschiger Wiesenweg lief weiter auf das Stadion zu." Erst als später in den 1930er-Jahren das HJ-Heim gebaut wurde, erhielt die Scharnhorststraße einen Durchstich zur Oststraße. Die jetzige geschlossene Bebauung von Scharnhorststraße und Oststraße ist das Ergebnis von Wohnbauprogrammen der 1950er-Jahre.

Der Zweite Weltkrieg hinterließ als Souvenir 18 Bombentrichter auf dem Spielfeld. Die Fußballbegeisterung war jedoch ungebrochen, vielleicht größer als je zuvor.

Mit Spitzhacke

Hunderte Vereinsmitglieder griffen freiwillig zu Spaten und Spitzhacke, um das Stadion wieder instand zu setzen und größer und schöner zu machen. 20 000 Kubikmeter Trümmerschutt wurde vom OKD für den Tribünenbau herangekarrt. Im September 1947 war die erneuerte Kampfbahn Bremer Brücke fertig. Sie fasste jetzt 20 000 Zuschauer, darunter 1000 auf Sitzplätzen. In den folgenden Jahren wurde immer wieder angebaut und verändert. Zudem wechselte das " Patchwork-Stadion" seinen Namen: erst in " Piepenbrock-Stadion" und zuletzt in " Osnatel-Arena".

Bildtext:
Vor 80 Jahren reichten Kleingärten bis an das Fußballstadion Bremer Brücke. Links im Bild sind das erste Kassenhäuschen und der Stadioneingang zu erkennen. Rechts zwischen Oststraße und Bahndamm sieht man das Reichsbahnausbesserungswerk.

So sieht es aus, wenn der VfL spielt: die Oststraße mit der Osnatel-Arena, in der Bildmitte die Häuser an der Scharnhorststraße. Das Foto entstand am Freitag vor dem Spiel gegen Dynamo Dresden.

Foto:
Lahmann-Lammert/ Sammlung Kurt Oelgeschläger


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