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1
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1.
Erscheinungsdatum:
25.05.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Unterschiedliche
Bildmotive
mit
eigenen
Aussagen.
Ausführungen
im
Detail.
Hintergründe.
Überschrift:
Kunst und Kitsch im Kleinformat
Zwischenüberschrift:
Mit Abiturientenkarten sagten die Schulabgänger früher ihrer Penne Adieu
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Zeichen
und
Rituale
begleiten
von
jeher
die
Wendepunkte
unseres
Lebens.
Ob
es
die
Taufkerze
ist
oder
die
Schultüte,
das
Austauschen
der
Eheringe
oder
die
Silberrosen
im
umkränzten
Hauseingang,
wenn
die
Sache
25
Jahre
gehalten
hat
–
stets
helfen
Symbole
und
mit
ihnen
verknüpfte
Handlungen,
uns
die
Bedeutung
eines
zurückgelegten
oder
neu
beginnenden
Lebensabschnitts
vor
Augen
zu
führen.
Volkskundler
stellen
auch
das
längst
in
Vergessenheit
geratene
Brauchtum
der
Abiturientenkarten
in
diesen
Zusammenhang.
Eine
Abiturientenkarte
ist
eine
zumeist
von
den
abgehenden
Schülern
selbst
entworfene
und
herausgegebene
Ansichtskarte,
die
sie
an
Verwandte
und
Bekannte
in
nah
und
fern
verschickten,
um
die
eigene
Freude
über
die
bestandene
Abschlussprüfung
und
den
bevorstehenden
Eintritt
in
Berufsleben
oder
Studium
mit
ihnen
zu
teilen.
Die
dabei
verwendeten
Bildmotive
und
Texte
sagen
viel
über
den
allgemeinen
Zeitgeist,
aber
auch
über
die
Zukunftsperspektiven
und
Wünsche
der
jeweiligen
Schulabgänger
in
ihrer
Zeit
aus.
Wie
andere
Themen-
Postkarten
auch
stellen
sie
als
kulturgeschichtliche
Fundgruben
inzwischen
beliebte
Sammlerobjekte
dar.
Die
hier
gezeigten
Bildkarten
wählte
der
Osnabrücker
Sammler
Helmut
Riecken
für
uns
aus.
Das
Abitur
(wörtlich:
"
Er/
sie/
es
wird
weggegangen"
)
wurde
1834
in
Preußen
als
Abschluss
des
Gymnasiums
und
"
Zeugnis
der
Reife"
für
ein
Universitätsstudium
eingeführt.
Als
mit
dem
verstärkten
Aufkommen
von
illustrierten
Postkarten
ab
etwa
1900
auch
die
Abiturientenkarten
begannen,
sich
zu
einem
beliebten
Brauch
zu
entwickeln,
war
das
Erlangen
der
Hochschulreife
noch
eine
sehr
exklusive
Angelegenheit.
Weniger
als
ein
Prozent
eines
Jahrgangs
erreichten
den
Abschluss,
den
heutzutage
rund
30
Prozent
schaffen
(inklusive
Fachhochschulreife
sind
es
43
Prozent)
.
Umso
ungewöhnlicher
war
es
damals,
wenn
man
den
Stoff
von
13
Schuljahren
zur
Zufriedenheit
der
Gymnasialprofessoren
intus
hatte
–
darunter
viel
Griechisch-
Römisches,
viel
auswendig
Gelerntes,
das
mit
der
Lebenswirklichkeit
Heranwachsender
mitunter
nicht
viel
zu
tun
hatte.
Die
Abiturientenkarten
verraten
hier
und
da
eine
gewisse
Erleichterung,
das
strenge
Schulreglement
hinter
sich
gelassen
zu
haben.
Gleichzeitig
deuten
viele
Bildmotive
eine
Bejahung
des
hellenistisch-
humanistischen
Bildungsideals
an.
Die
Abiturientenkarte
des
Carolinums
aus
dem
Jahr
1913
etwa
zeigt
eine
hehre
Gestalt
mit
klassischem
Überwurf,
die
den
(unsichtbaren)
Schulabgängern
die
Hand
reicht,
um
sie
über
das
unbekannte
Meer
hin
zur
Sonne
zu
führen.
Die
Sonne
steht
dabei
für
die
(akademische)
Freiheit,
die
die
Carolinger
dank
des
genossenen
Bildungsweges
erwartet.
Die
linke
obere
Ecke
ziert
ein
schwarz-
rot-
goldenes
Band
–
und
das
zu
Zeiten
des
schwarz-
weiß-
roten
Kaiserreichs!
Wie
das
zustande
kam,
erklärt
einer,
der
es
wissen
muss:
Benno
Suerbaum.
Er
war
von
1941
bis
1950
Schüler
und
von
1955
bis
zu
seiner
Pensionierung
1992
Lehrer
für
Geschichte
und
Latein
am
Carolinum.
Demokratische
Zeichen
"
Schwarz-
Rot-
Gold
sind
die
Traditionsfarben
der
Schule,
die
damit
die
Erinnerung
an
die
erste
deutsche
Revolution
von
1848,
an
die
Versuche
einer
nationalen
Einigung
unter
demokratischen
Vorzeichen,
wachhalten
wollte."
Unter
der
Nazi-
Herrschaft
sei
das
Zeigen
dieser
Farben
gefährlich
gewesen,
weil
es
einem
Bekenntnis
zur
offiziell
verhassten
Weimarer
Republik
gleichgekommen
wäre.
"
Wir
konnten
es
aber
nicht
lassen"
,
erzählt
Suerbaum,
"
als
unser
Unterricht
kriegsbedingt
nach
Kloster
Oesede
ausgelagert
war
und
wir
das
Gebäude
mit
dortigen
Volksschülern
teilen
mussten,
steckten
wir
uns
kleine
schwarz-
rot-
goldene
Bändchen
an
die
Jacke.
Damit
wollten
wir
uns
auf
dem
gemeinsamen
Pausenhof
etwas
von
den
Volksschülern
abheben."
Dann
sei
aber
einer
der
Volksschullehrer
auf
sie
zugekommen
und
habe
das
Tragen
der
Bändchen
verboten.
"
Unsere
eigenen
Caro-
Lehrer
hatten
sich
nicht
daran
gestört"
,
so
Suerbaum.
Wer
damals
nicht
studieren
wollte,
sondern
etwa
eine
Karriere
beim
Militär
oder
als
Beamter
anstrebte,
begnügte
sich
mit
dem
"
Einjährigen"
,
also
dem
Abgang
nach
Klasse
10.
Dieser
mittlere
Schulabschluss
hatte
seinen
Namen
daher,
dass
junge
Männer
damit
statt
des
normalen
dreijährigen
Wehrdienstes
nur
ein
Jahr
zu
dienen
brauchten.
Offiziell
hieß
der
Abschluss
"
wissenschaftliche
Befähigung
für
den
Einjährig-
Freiwilligen
Militärdienst"
.
Was
den
Abiturienten
recht
war,
nämlich
ihren
Abschluss
mit
Abiturientenkarten
zu
feiern,
war
den
"
Einjährigen"
nur
billig.
1913,
also
im
gleichen
Jahr
wie
die
Abiturienten,
gaben
sie
am
Carolinum
die
hier
abgebildete
"
Einjährigenkarte"
heraus.
Sie
beschreibt
nicht
den
Aufbruch
ins
Elysium,
sondern
kommt
etwas
bodenständiger
daher,
nämlich
mit
der
Silhouette
der
Heimatstadt.
Keineswegs
fehlen
durften
die
Traditionsfarben
Schwarz-
Rot-
Gold
im
Wappenschild,
ebenso
wenig
der
Burschenschafter-
Zirkel,
mit
dem
sich
auch
schon
Schüler-
Verbindungen
gern
schmückten.
Manche
Symbole
auf
den
Schülerkarten
sind
heute
nicht
mehr
vertraut.
So
steht
etwa
der
Frosch
für
den
Schüler,
der
weiterhin
in
seiner
Penne
gefangen
ist,
das
Maultier
oder
"
Mulus"
hingegen
für
den
Abgänger,
der
nicht
mehr
Schüler,
aber
noch
nicht
Student
ist
–
so
wie
das
Maultier
weder
Esel
noch
Pferd
ist.
Bücher
und
Schulhefte,
die
verbrannt
oder
in
den
vorbeifließenden
Fluss
des
Lebens
geworfen
werden,
sprechen
für
sich,
ebenso
der
Torbogen,
den
man
durchschreitet,
um
die
Enge
des
Städtchens
und
des
bisherigen
Daseins
hinter
sich
zu
lassen.
Das
Schwenken
des
Hutes
zum
Lebewohl-
Wunsch
an
die
Heimatstadt
begegnet
uns
auf
der
Karte
des
Königlichen
Realgymnasiums
an
der
Lotter
Straße,
des
späteren
EMA-
Gymnasiums.
Der
Abiturient,
schon
ganz
im
Wichs
eines
Burschenschafters,
hat
die
alte
Schülermütze
aufgespießt
und
trägt
die
als
"
Stürmer"
bezeichnete
Studentenmütze.
Die
Abgänger
des
Katholischen
Lehrerseminars
bemühen
die
Symbolik
des
Adlers,
der
sich,
von
allen
Fesseln
befreit,
in
die
Lüfte
schwingt,
und
die
der
Eule,
die
in
dem
eingeschobenen
Bildchen
von
einer
Frauengestalt,
vielleicht
der
Göttin
der
Weisheit
Athene,
getragen
wird.
Der
bildlich
dargestellten
"
kleinen
Gasse"
wird
mit
leichter
Wehmut
Lebewohl
gesagt.
Die
Skizze
zeigt
den
Blick
aus
der
Kleinen
Domsfreiheit
in
den
Durchgang
zum
Carolinum.
Rechts
und
links
in
den
Gebäuden
war
das
Lehrerseminar
untergebracht.
Sturmerprobte
Mädchen
Die
Abgängerinnen
der
Oberschule
für
Mädchen
am
Schlosswall
sehen
sich
1940
auf
einem
Schiff,
das
über
ein
mächtig
aufgewühltes
Meer
davonsegelt.
Hier
könnte
der
begonnene
Zweite
Weltkrieg
durch
die
Höhe
der
Wellen
angedeutet
sein,
auch
wenn
die
Abiturientia
trotzig
behauptet,
dass
sie
das
alles
nicht
erschüttern
könne.
In
den
1950er-
Jahren
verlor
sich
das
Brauchtum
der
Abiturientenkarten.
Dafür
gibt
es
viele
Gründe.
Das
Verhältnis
der
Schüler
zu
ihrer
Schule
und
den
Lehrern
wandelte
sich
grundlegend.
Die
Protestgeneration
der
"
68er"
vermutete
unter
den
Talaren
den
Muff
von
tausend
Jahren
und
räumte
gründlich
mit
alten
Traditionen
auf.
1970
war
es
schick,
sich
das
Abi-
Zeugnis
im
Sekretariat
abzuholen
und
dann
der
Schule
grußlos
den
Rücken
zu
kehren.
Natürlich
spielte
auch
der
technische
Wandel
in
den
Kommunikationsmöglichkeiten
eine
Rolle.
Die
langsame
und
altmodische
Postkarte
hatte
ausgedient.
In
den
letzten
zwanzig
Jahren
haben
sich
neue
Traditionen
rund
um
das
Abitur
entwickelt.
Abi-
Vorbereitungskomitees
denken
sich
das
Abi-
Motto
aus
und
planen
Abi-
Feten,
mit
denen
Geld
für
die
zentralen
Abi-
Events
gesammelt
wird:
für
Abi-
Fahrt,
Abi-
Ball,
Abi-
Zeitung,
Abi-
Gag
und
so
weiter.
T-
Shirts
mit
aufgedrucktem
Abi-
Motto
und
Auto-
Aufkleber
haben
die
gute
alte
Abiturientenkarte
abgelöst.
Bildtexte:
Auf
zur
Sonne!
Die
Abiturientenkarte
des
Carolinums
von
1913
(oben)
verspricht
die
Freiheit,
die
eine
akademische
Zukunft
den
Absolventen
verhieß.
Bodenständiger
kamen
die
Karten
der
sogenannten
Einjährigen
(unten
links)
daher,
während
sich
die
Absolventen
des
Lehrerseminars
fühlten
wie
der
majestätische
Adler
(unten
rechts)
.
Historische
Abiturientenkarten
Einjährige
Caro
1913.
Historische
Abiturientenkarten
Katholisches
Lehrerseminar
1910–1913.
Historische
Abiturientenkarten
Oberschule
für
Mädchen
1940.
Historische
Abiturientenkarten
Realgymnasium.
Motive:
Sammlung
Helmut
Riecken
Autor:
Joachim Dierks
Themenlisten:
L.05.22SL. Lotterstr « L.05.22K. Katharinenviertel allgemein