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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Mit Schnaps und Geselligkeit
Zwischenüberschrift:
Das Gasthaus "Sutthauser Mühle" ist eines der letzten Ausflugslokale am Stadtrand
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Leicht irritiert könnte jener sein, wer am Gasthaus " Sutthauser Mühle" nach einer Mühle sucht. Die gibt es dort nicht und hat es dort auch nie gegeben, obwohl die Postanschrift An der Sutthauser Mühle 1 lautet. Die " richtige" Sutthauser Mühle, die ein ordentliches großes Wasserrad hat und es in die Düte hält, befindet sich 200 Meter weiter südlich im Komplex von Gut Sutthausen.

Das Ganze hängt so zusammen: Ursprünglich sollte die Mühle nur das Korn mahlen, das auf den Ackerflächen des Gutes geerntet worden war. Als im 19. Jahrhundert die gutseigene Landwirtschaft nicht mehr so prächtig lief und die Mühle deshalb freie Kapazitäten hatte, kamen auch die Bauern aus der Umgebung mit ihren Kornsäcken an. Wie das so ist, wenn man warten muss, bis man an die Reihe kommt, vertreibt man sich gern die Zeit bei einem Gläschen Schnaps. Der damalige Mühlenpächter Born hatte aus dem Grund in seinem Müllerhaus gegenüber der Mühle einen kleinen Ausschank eingerichtet.

Dem Baron von Korff in seinem nahen Herrenhaus (dem heutigen Marienheim) wurde irgendwann der Lärm des Wirtshausbetriebes zu viel. Er bestimmte, dass das Müllerhaus abgebaut und 200 Meter weiter nördlich wiedererrichtet wird an dem bis heute bestehenden Standort des Gasthauses " Sutthauser Mühle". Fortan konnten die Bauern vor oder nach dem Mahlen dort ihr Geld lassen, und der Baron blieb davon unbehelligt.

Schankkonzession

1889 übernahm Fritz Voss die Pacht der Gutsmühle und der nun etwas davon entfernt gelegenen Schenke. Unter dem Datum 1. Oktober 1889 bekam er die offizielle Schankkonzession verliehen. Die gediegene Urkunde hängt bis heute unter Glas im Schankraum. Enkelin und Urenkelin dieses Fritz Voss, Renate Elixmann und Ines Rudnick, führen die ungebrochene Tradition des Gasthauses fort. Sie halten das Überkommene in Ehren davon zeugt auch das antike Wirtshausschild mit der Aufschrift " Schankwirtschaft Fritz Voss" außen über der Eingangstür zwischen zwei ältlichen, grün verglasten Laternen.

Renate Elixmanns Vater Gottfried Voss übernahm nach dem Tode von Fritz Voss 1917 die Mühle und die Gastronomie in Pacht. 1918 erwählte der Männergesangverein " Sängerlust" die Schenke zu seinem Vereinslokal. Fritz Voss′ Witwe Katharina, geborene Witte, war weiterhin die gute Seele des Lokals. Ihr zu Ehren dichteten die Sänger 1931 ein Loblied: " Lot susen und brusen, wie singet bi Kathrin in Sutthusen". Ungezählte Pokale in einem alten Eichenschrank in der Gaststube künden von den Erfolgen der Sutthauser Sangesbrüder bei Wettbewerben sicherlich auch dank der guten Ölung der Stimmbänder, die sie in der " Sutthauser Mühle" regelmäßig erfuhren.

1929 ergriff Gottfried Voss die Gelegenheit, Mühle und Gasthaus von Freiin Magdalena von Romberg-Korff käuflich zu erwerben. Er legte den weitläufigen Garten bis zur Düte an, baute Gästezimmer und 1936 ein neues Stallgebäude an. In den 1930er-Jahren wurde die " Sutthauser Mühle" zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Osnabrücker kamen durch das Hörner Bruch oder die Wüste gewandert. Wer es etwas bequemer haben wollte, nahm den " Haller Willem" bis zum Bahnhof Sutthausen und brauchte dann nur noch die " Riesenallee" zu durchschreiten. Die historische Ansichtskarte aus der Zeit vor 1940 zeigt den großen Kaffeegarten, der bis zu 250 Gästen Platz bot.

Luftminen

Im Krieg detonierten Luftminen in der Nähe. Dabei gingen Dachpfannen und Fensterscheiben zu Bruch, aber das alte Tragwerk mit den rauchgeschwärzten Balken blieb erhalten. " Auf unserem Acker, keine 200 Meter vom Haus entfernt, wurde ungefähr 1960 ein Blindgänger ausgegraben", erzählt Renate Elixmann, " ich habe ein Foto, darauf sieht man meinen Vater, meinen siebenjährigen Sohn und zwei Mann vom Räumkommando stolz am Rande der Grube mit der noch nicht entschärften Bombe stehen. Unvorstellbar, wie man damals damit umgegangen ist heute würden alle Stadtteile ringsherum lahmgelegt und 20 000 Menschen evakuiert."

Stammpublikum

Um 1965 wurde die Landwirtschaft aufgegeben und das Stallgebäude, der etwas zurückspringende Bau links auf den Bildern, zu Wohnzwecken hergerichtet. Zunächst hatte Elixmanns Schwester die Gaststätte übernommen. Als sie 1965 mit 38 Jahren starb, ging der Ruf an Renate Elixmann, nach Osnabrück zurückzukehren und den Betrieb zu übernehmen. Was sie mit vollem Einsatz tat. Die " Sutthauser Mühle" hat unter ihrer Führung als eines der wenigen Ausflugslokale am Rande der Stadt die Zeiten überdauert und ihr Stammpublikum behalten. Besonders zur Grünkohl- und zur Spargelzeit wird sie von Gruppen und Vereinen gebucht und ist Austragungsort der jährlichen " Sutthauser Mahlzeit" des Bürgervereins.

Bildtexte:
Die ersten warmen Tage im Frühjahr lockten die Ausflügler in Scharen in den Kaffeegarten des Gasthauses " Sutthauser Mühle". Wie hier zu sehen auf einer .
Mehrfach renoviert, aber in den Grundstrukturen erhalten: das ehemalige Stallgebäude (links) und das alte Müllerhaus (rechts).

Fotos:
Ansichtskarte (vor 1940) aus der Sammlung Helmut Riecken/ Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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