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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
1200 Jahre Schule am Dom
Zwischenüberschrift:
Das Carolinum war eine Schola
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Unbestritten ist das Gymnasium Carolinum die älteste Schule Osnabrücks. Ob auch gleich ganz Deutschlands, ist nicht so sicher. Das Paulinum in Münster beruft sich ebenso wie das Carolinum auf Kaiser Karl den Großen, der per Reichsgesetz vorgeschrieben hatte, dass an allen Bischofssitzen eine " schola″ für die Ausbildung von Priestern einzurichten sei.

Münster behauptet, dieser Auflage seit 797 nachgekommen zu sein, während das Osnabrücker Carolinum das Gründungsjahr 804 vor sich herträgt. Demnach stünde es 1: 0 für Münster. Aber Münster hat die Gründungsurkunde verlegt, wogegen der Osnabrücker Gründungsakt von 804 historisch relativ wasserdicht belegt ist. Also streitet man um die Aussagekraft der jeweils herangezogenen Quellen. Kluge Pädagogen beider Schulen haben 2001 den Historikern die Entscheidung abgenommen. Sie verständigten sich darauf, dass jedes Jahr die Schulmannschaften gegeneinander Fußball spielen. Der Sieger darf dann für ein Jahr behaupten, älteste Schule Deutschlands zu sein. Beim Match 2012 sah das Carolinum zwar alt aus, denn es unterlag mit 2: 4 Toren. Doch damit ist momentan das Paulinum Münster älteste Schule Deutschlands.

Die historische Aufnahme geht nur etwas mehr als hundert Jahre in der 1200-jährigen Geschichte des Carolinums zurück. Sie zeigt den Gebäudebestand, wie er sich im Jahr 1901 vom Herrenteichswall aus präsentierte. In dieser Perspektive scheint es der Aulaflügel rechts im Bild fast mit der Domprächtigkeit aufnehmen zu wollen. Während das Untergeschoss das schlichte Rechteckformat der Fenster des älteren Hauptgebäudes links daneben übernimmt, dominieren im Obergeschoss neuroma nische Fensterformen und Zierelemente. Dahinter verbirgt sich die 19 Meter lange und 13, 4 Meter breite Aula. Im Seitengiebel ist eine überlebensgroße Sandsteinfigur des Schulgründers angebracht. Karl der Große blickt über die Hase nach Osten und hält, so möchte es scheinen, nach seinem Widersacher, dem Sachsenherzog Widukind, Ausschau.

Der Aulaflügel war notwendig geworden, weil parallel zu der rasch wachsenden Einwohnerzahl der Industriestadt Osnabrück auch die Schülerzahlen des Carolinums kräftig zulegten. Das Hauptgebäude der Schule, links im Bild im rechten Winkel auf die Hase zulaufend, erwies sich als zunehmend unzulänglich. Es war 1820 bis 1822 anstelle eines älteren Vorgängerbaus auf schwierigem Baugrund des vormaligen Hasebettes errichtet worden. Genau 436 Eichen- und Erlenpfähle waren in den Schwemmsand getrieben worden, um das Gebäude zu tragen. Schulleiter war damals der Franziskaner-Pater Marcellin Georgi. Unter ihm bestand Ludwig Windthorst 1830 das Abitur. 1836 besuchten 69 Schüler das Carolinum. 1885 waren es bereits 216 Schüler. Um der Raumnot abzuhelfen, wurde der Aulaflügel genehmigt und nach zweieinhalbjähriger Bauzeit am 1. Juli 1899 seiner Bestimmung übergeben. Zu diesem Zeitpunkt war Dr. Kasimir Richter Schulleiter, das Kollegium vollständig " laisiert″, also frei von Klerikern, und das Carolinum zum " Königlichen Gymnasium″ geworden.

Bis 1928 behielt die Schule in etwa das Aussehen, wie es das hier wiedergegebene, qualitativ herausragende Foto des Hobbyfotografen und späteren Stahlwerksdirektors Aloys Wurm (1866–1941) zeigt. 1928 verschwand das alte Hauptgebäude und schuf Platz für den imposanten neuen Südflügel. Die Bomben des Zweiten Weltkrieges machten alles zunichte.

Bildtexte:
Vom Herrenteichswall aus gesehen spiegeln sich im Jahr 1901 das schlichte Hauptgebäude (von 1822) und der prunkvolle Aulaflügel des Gymnasiums Carolinum (von 1898) im Wasser der Hase.

112 Jahre später haben Neu-, Um- und Anbauten das Gebäudeensemble vollständig umgekrempelt.

Foto:
Alois Wurm (Archiv Museum Industriekultur) / Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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