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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Schüler lernen im Vorbeigehen
Zwischenüberschrift:
Projekt "Werk-Statt-Klasse" fordert und fördert leistungsschwache Jugendliche
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Holz sägen, einen Deich reparieren und ein Insektenhotel bauen: Statt Mathe und Deutsch stehen handwerkliche Arbeiten am technisch-ökolgischen Lernstandort Nackte Mühle bei den acht Schülern einer siebten Klasse der Hermann-Nohl-Schule in Osnabrück, einer Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung, auf dem Stundenplan. Sie nehmen an dem Projekt " Werk-Statt-Klasse" des Vereins für Jugendhilfe teil.

Statt in der Schule lernen die 13- bis 15-Jährigen an der Nackten Mühle. Immer zu zweit gehen sie täglich abwechselnd zum Lernstandort am Östringer Weg, der sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrer Schule befindet. " Die Nachbarschaft zwingt uns quasi schon dazu, zusammenzuarbeiten", sagt Urthe Böhnert, Geschäftsführerin des Vereins für Jugendhilfe.

Mit dem Projekt " Werk-Statt-Klasse", das zunächst auf das laufende Schuljahr befristet ist, sollen schulmüde und bildungsferne Schüler beim Übergang von der Schule zum Beruf unterstützt werden. Besonders für die Jugendlichen, die die Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung besuchen, sei es wichtig, dass praktische Ansätze angeboten würden. " Hier sammeln sie Lebenserfahrungen vor Ort", sagt Lisa Beerhues, Bereichsleiterin des Lernstandorts.

Mit dem Projekt sollen den Schülern außerschulische Wege der Berufsqualifikation aufgezeigt werden. Die Jugendlichen selbst haben ein anderes Ziel vor Augen: Sie wollen einen Bauwagen bauen, der als Aufenthaltsraum genutzt werden kann. Das Gerüst dafür haben sie schon zusammengebaut. " Lernen en passant", also im Vorbeigehen, nennt Rainer Schönlau, Anleiter am Lernstandort, dieses Phänomen: " Die Schüler sind hier nicht in der Situation, dass sie denken, sie sind am Lernen", sagt er.

Die körperliche Arbeit an der Nackten Mühle hat bei den Schülern bereits zu Veränderungen geführt. Schönlau sei aufgefallen, dass sich ihre Motorik verändert habe. Die Schüler bewegten sich ganz anders als in den ersten Tagen. Auch der Klassenlehrer der 7b, Jörg Elbel, hat Veränderungen bei seinen Schützlingen festgestellt. Seine Klasse sei anders als die anderen der Herman-Nohl-Schule. " Es ist eine extrem leistungsschwache Klasse. Die Schüler haben eine große Demotivation zu lernen", sagt er. Zur Nackten Mühle gingen sie jedoch gerne. " Sie freuen sich auf ihren Projekttag und es ist eine gewisse Zufriedenheit zu sehen, wenn sie von der Mühle zurück zur Schule kommen", erzählt Elbe, der die Nackte Mühle als einen " sehr wichtigen Lernort" bezeichnet, an dem " sie sich einbringen, sich an bestimmte Regeln halten und etwas leisten müssen". Die Schüler in der Schule so zu beschäftigen, dass sie zufrieden raus gingen, sei eine große Kunst.

Den Jugendlichen selbst macht die Arbeit Spaß. " Man kann hier viel lernen", sagt Maik Thimm, dem das Sägen am besten gefallen hat. Auch sein Mitschüler Jake Rodwell hat Gefallen daran gefunden: " Das ist gut. Man lernt auch was über das Holz", sagt er.

Unterstützt wird das erstmals durchgeführte Projekt von der Friedel-und-Gisela- Bohnenkamp-Stiftung. Ob und in welcher Form das Projekt in Zukunft weiter stattfinden wird, darüber müsse noch gesprochen werden, wie Michael Prior, Geschäftsführer der Stiftung, mitteilt. " Es gibt hier am Standort nur Gewinner", sagt Prior. Das werde er an mögliche Kooperationspartner herantragen und mögliche Perspektiven mit ihnen besprechen.

Die Beteiligten würden sich über eine Fortsetzung des Projektes freuen. " Ich würde mir fast wünschen, es nicht nur auf ein Jahr befristet zu sehen, auf zwei wäre es glücklicher", sagt Schönlau. Denn jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, an dem er mit den Schülern richtig arbeiten könne.

Bildtext:
Der Bauwagen nimmt Form an: Michael Prior (von links), Urthe Böhnert und Hanno Middeke reichen den Schülern Jake Rodwell, Maik Thimm und Tobias Beer Holzbalken an.

Foto:
Thomas Osterfeld
Autor:
Nadine Grunewald


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