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1.
Erscheinungsdatum:
09.04.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Zahlen,
Fakten
und
Zusammenhänge.
Überschrift:
Die Armen trifft die Flut zuerst
Zwischenüberschrift:
Wenn der Ozean in die Hauptstadt kommt – Klimawandel gefährdet besonders Entwicklungsländer
Artikel:
Originaltext:
Nouakchott.
Salzwasser
aus
der
Erde
sickert
in
die
Häuser
von
Nouakchott.
Ganze
Stadtviertel
werden
unbewohnbar.
Steigt
der
Meeresspiegel
weiter
an,
drohen
der
Hauptstadt
des
westafrikanischen
Landes
Mauretanien
Katastrophen.
Der
Boden
unter
der
bunten
Plastikmatte
ist
klamm.
Trotz
der
Zementschicht,
die
Mariam
Mint
Mouhamed
Mahmoud
hat
auftragen
lassen
und
die
sie
sich
eigentlich
gar
nicht
leisten
kann.
Es
ist
bereits
die
dritte.
Die
44-
Jährige
lebt
in
der
mauretanischen
Hauptstadt
Nouakchott
gemeinsam
mit
ihrer
Mutter
und
ihren
drei
Kindern
im
Haus
des
verstorbenen
Vaters.
Sie
hat
das
Wasser
schon
oft
kommen
und
gehen
sehen.
Ihr
Viertel
Socogim
PS
liegt
in
einer
Senke.
Seit
der
Stadtteil
während
der
Regenzeit
immer
häufiger
überschwemmt
wird,
zieht
eine
Familie
nach
der
anderen
weg.
Die
Schule,
auf
die
Mariams
Kinder
früher
gingen,
ist
seit
drei
Jahren
geschlossen.
"
Das
Schlimmste
ist,
dass
die
meisten
Nachbarn
weggegangen
sind
und
dass
wir
mit
unseren
Vorräten
oft
durchs
Wasser
waten
müssen"
,
sagt
die
geschiedene
Sekretärin.
Diebe
trieben
sich
im
Viertel
herum.
Einmal
musste
sie
ihre
an
Malaria
erkrankte
Tochter
den
weiten
Weg
zum
Arzt
tragen.
Die
altersschwachen
Mercedes-
Taxis
von
Nouakchott
fahren
nicht
mehr
in
die
braune
Brühe
von
Socogim
PS.
Der
Grundwasserspiegel
steigt.
Und
es
ist
Meerwasser,
das
von
unten
in
die
Häuser
sickert.
Denn
nur
wenige
Kilometer
entfernt
brandet
der
Atlantik
an
die
Ufer
des
westafrikanischen
Landes.
Das
Salz
zerfrisst
die
Mauern
und
macht
die
Häuser
baufällig.
Ob
das
Wasser,
das
große
Teile
der
900
000-
Einwohner-
Stadt
bedroht,
schon
eine
Folge
des
steigenden
Meeresspiegels
und
des
Klimawandels
ist,
untersuchen
derzeit
Wissenschaftler.
So
oder
so
–
Mariams
Chancen,
in
ihrem
Elternhaus
bleiben
zu
können,
stehen
schlecht.
Es
gebe
Pläne,
das
Viertel
einzuebnen,
sagt
sie.
Denn
Socogim
PS
liegt
unterhalb
des
Meeresspiegels.
Immer
wieder
ergießen
sich
Sturmfluten
durch
die
Dünen
hinter
dem
nahen
Strand
in
die
Straßen
von
Nouakchott.
Im
mauretanische
Umwelt-
und
Nachhaltigkeitsministerium
grübelt
man
deshalb,
wie
sich
die
stark
wachsende
Hauptstadt
vor
der
Gewalt
des
Ozeans
schützen
lässt.
Mauretanien
zählt
nach
Statistiken
der
Vereinten
Nationen
zu
den
30
ärmsten
Ländern
der
Welt.
Und
zu
den
Armen
kommt
das
Wasser
zuerst.
"
Fehlende
finanzielle
Mittel
und
eine
wachsende
Bevölkerung
erschweren
in
Entwicklungsländern
auch
die
Anpassungsmaßnahmen
in
vielen
Küstengebieten
und
führen
dazu,
dass
eine
zunehmende
Zahl
von
Menschen
den
Risiken
eines
steigenden
Meeresspiegels
ausgesetzt
ist"
,
schreibt
die
Nichtregierungsorganisation
Germanwatch,
die
sich
für
einen
Interessenausgleich
zwischen
Industrie-
und
Entwicklungsländern
einsetzt.
In
Afrika
sind
südlich
der
Sahara
vor
allem
Gambia,
Mauretanien
und
Guinea-
Bissau
gefährdet.
Die
Weltbank
erwartet
bei
einem
Meeresspiegelanstieg
um
einen
Meter,
dass
acht
Prozent
der
mauretanischen
Bevölkerung
in
Mitleidenschaft
gezogen
werden.
Unter
den
Küstenstädten
Westafrikas
träfe
die
Flut
besonders
die
nigerianische
Metropole
Lagos.
Viele
ihrer
zehn
Millionen
Einwohner
leben
auf
Aufschüttungen
in
früheren
Feuchtgebieten.
Verglichen
damit
bräuchten
sich
die
Einwohner
von
Nouakchott
wegen
des
Meeresspiegels
eigentlich
kaum
zu
sorgen
–
die
Dünen
hielten
bisher
die
meisten
Sturmfluten
fern.
Doch
in
dem
natürlichen
Bollwerk
klaffen
Lücken.
Die
Sahel-
Dürren
der
Siebziger-
und
Achtzigerjahre
trieben
die
Menschen
vom
Land
in
die
Stadt.
Im
folgenden
Bauboom
musste
der
Küstenstreifen
als
Sandquelle
herhalten.
Erosion
nagt
nun
an
den
verbliebenen
Dünen,
und
viele
Städter
scheren
sich
bei
Freizeitausflügen
an
den
Strand
nicht
um
den
Erhalt
der
Sandbarriere.
30
Prozent
des
Stadtgebiets
sind
deshalb
flutgefährdet.
Die
Regierung
will
von
den
Dünen
nun
retten,
was
zu
retten
ist.
Nach
erfolglosen
Versuchen,
die
Breschen
mit
Bulldozern
aufzuschütten,
versucht
man
es
nun,
unterstützt
von
der
Deutschen
Gesellschaft
für
Internationale
Zusammenarbeit
(GIZ)
und
vom
Bundesministerium
für
wirtschaftliche
Zusammenarbeit
und
Entwicklung
(BMZ)
,
auf
sanftere
Weise.
Arbeitstrupps
aus
der
Stadt
errichten
Flechtwerkzäune,
an
denen
sich
Flugsand
sammelt.
Er
soll
die
Dünen
wieder
wachsen
lassen.
60
Männer
und
Frauen
bepflanzen
die
gefährdeten
Abschnitte
auf
2,
5
Kilometer
Küste
mit
salzresistenten
Sträuchern,
ähnlich
dem
Strandhafer
an
der
Nordseeküste.
Bis
2017
soll
der
Dünengürtel
so
auf
einer
Länge
von
25
Kilometern
mindestens
vier
Meter
Höhe
erreichen.
Dann,
so
hoffen
die
Planer,
wird
er
die
wichtigste
Stadt
des
Landes
vor
dem
Gröbsten
bewahren
können.
Outhman
Ould
Lemin
hat
einen
frischen
grünen
Halm
aus
dem
Flechtwerk
gefischt
und
sich
in
den
Mund
gesteckt.
Das
Arbeitstempo
seines
Trupps
ist
gemächlich.
"
Der
Lohn
könnte
besser
sein,
aber
wir
danken
Gott
für
das
Geld"
,
sagt
der
21-
Jährige.
Sein
Job
in
den
Dünen
bringt
ihm
umgerechnet
fünf
Euro
pro
Tag
ein.
Welche
Rolle
die
natürliche
Barriere
spielt,
ist
Lemin
klar
–
anders
als
manchen
seiner
Mitbürger:
"
Es
gibt
Leute,
die
hier
mit
Geländewagen
in
die
Dünen
fahren,
das
finde
ich
nicht
gut"
,
sagt
er.
Die
Behörden
versuchen,
den
Offroad-
Enthusiasten
mit
weißen
Betonpollern
die
Zufahrt
zu
verwehren.
Amadou
Ba
will,
dass
seine
Landsleute
den
Wert
der
Dünen
verstehen
lernen
und
helfen,
sie
zu
erhalten.
Aber
der
Chef
der
Umweltschutzorganisation
Naforé
sieht
am
Strand
von
Nouakchott,
wo
Fischer
mit
primitven
offenen
Booten
in
See
stechen,
auch
die
mächtigen
Industrieländer
in
der
Pflicht:
"
Wir
sind
hier
in
Mauretanien
nicht
Akteure,
sondern
Opfer
des
Klimawandels"
,
sagt
er.
Das
1960
von
Frankreich
unabhängig
gewordene
Land
trägt
nur
minimal
zum
globalen
Kohlendioxid
(CO
2
)-
Ausstoß
bei.
Mauretanien
beheimatet
bis
auf
eine
große
Erz-
und
eine
Goldmine
praktisch
keine
Industrie.
Nur
wenige
der
drei
Millionen
Einwohner
besitzen
Autos
oder
können
sich
anderweitig
einen
CO
2
-
intensiven
Lebensstil
leisten.
Im
Kyoto-
Protokoll
hätten
die
Industrienationen
der
Welt
versprochen,
ihren
CO
2
-
Ausstoß
zu
begrenzen,
um
das
globale
Klima
stabil
zu
halten,
sagt
Umweltschützer
Ba.
"
Daraus
leite
ich
auch
eine
Verpflichtung
ab,
uns
bei
der
Anpassung
an
den
Klimawandel
zu
helfen."
Immer
wenn
während
der
Regenzeit
das
Wasser
kommt,
fürchtet
Mariam
Mint
Mouhamend
Mahmoud
um
ihr
Elternhaus.
Für
die
Reparaturen
der
Wasserschäden
hat
sie
sich
verschuldet.
Ein
Fehlschlag
des
Küstenschutzprojekts
wäre
für
sie
eine
Katastrophe.
Bildtexte:
Land
unter
im
Stadtviertel
Socogim
PS.
Salzwasser
sickert
von
unten
in
die
Gebäude
und
zersetzt
das
Mauerwerk.
Mit
Flechtwerk
und
Setzlingen
versuchen
mauretanische
Arbeiter,
die
Dünen
nahe
Nouakchott
zu
festigen.
Klammer
Boden:
Das
Elternhaus
von
Mariam
Mint
Mouhamed
Mahmoud
ist
in
Gefahr.
Fotos:
Thomas
Imo
Autor:
Christian Schaudwet