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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Zweifel an Sicherheitsbedenken
Zwischenüberschrift:
Förderverein Gertrudenberger Höhlen streitet mit Bundesanstalt um Zugangsrechte
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Verein " Gertrudenberger Höhlen Osnabrück" kabbelt sich seit einiger Zeit mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) um eine begrenzte Öffnung der Höhlen. Mit anwaltlicher Hilfe hat sich der Verein nun das Recht erstritten, dass die Bima alle Gutachten zu Sicherheitsrisiken offenlegen muss.
Auf der gut besuchten Mitgliederversammlung des Vereins im GZ Lerchenstraße sprach der Vereinsvorsitzende Wilfried Kley jetzt von einem ersten kleinen Etappensieg. In der Gesamtschau der Protokolle aus verschiedenen " Befahrungen" der Höhle durch Bergbaufachleute werde man sicher zu dem Ergebnis kommen, dass da nichts einstürzen könne und auch die Luft gut sei.
Er fürchte aber, dass die Bima neue bürokratische Hürden aufbauen werde, denn: " Die wollen da nicht ran, das ist denen zu lästig." Im März würden alle zu einem Runden Tisch zusammenkommen. Dann würden den Eigentümern (25 Prozent gehören der Stadt, 15 Prozent dem Ameos-Klinikum und 60 Prozent Privatleuten) die Ergebnisse des jüngsten Gutachtens vorgestellt. " Vielleicht bekommen wir danach ja wieder den Schlüssel", zeigte Kley eine kleine Portion Optimismus.
Was will der Verein?
Er möchte das Kulturdenkmal Gertrudenberger Höhlen wissenschaftlich erforschen, dokumentieren und in seinem Bestand schützen und pflegen. Ziel ist, die Höhlen durch Führungen einer begrenzten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nach Kleys Angaben stehen Sponsoren bereit, den Verein bei baulichen Maßnahmen zu unterstützen. Als " Vision 2025" stellte der stellvertretende Vorsitzende Horst Grebing ein Besucherzentrum im Bereich des wiederhergestellten Eingangs als Computeranimation vor.
Was macht die Höhlen einzigartig?
Ihre vielfältige Nutzungsgeschichte. Urzelle des Höhlensystems ist ein mindestens 700 Jahre alter Kalksteinbruch. Etwa im Bereich der späteren Ausflugsgaststätte Meesenburg und der heutigen Tennisplätze trat eine Trochitenkalkschicht an die Oberfläche.
Die Steine konnten zunächst im Tagebau gewonnen werden, um daraus Kalk zu brennen und auch die Steine selbst als Baumaterial etwa für die Zitadelle Petersburg zu verwenden. Dann arbeiteten sich die Steinbrecher unter Tage immer weiter in den Gertrudenberg hinein. Später wurde das Gängesystem ausgebaut, um geheime Verbindungswege zwischen Kloster und Vitischanze zu schaffen und im Belagerungszustand als Fluchtburg zu dienen. Nach 1832 nutzten verschiedene Brauereien die Höhlen wegen ihrer konstanten Temperatur als Bierlager. Im Zweiten Weltkrieg retteten die Höhlen als Luftschutzbunker viele Menschenleben.

Welche Rolle spielt die Bima?
Weil ein Teil der Höhlen als Luftschutzanlage im letzten Krieg ausgebaut war, bekam die bundeseigene Immobiliengesellschaft nach dem Allgemeinen Kriegsfolgen-Gesetz die Aufgabe, die bauliche Sicherheit zu gewährleisten. Und das nicht nur für den begrenzten Bereich, der als Schutzstollen diente, sondern für das gesamte Stollensystem. Zuständig ist die Bima-Direktion in Erfurt.
" Die Sichtweise der Behördenmitarbeiter in Erfurt ist eine ganz andere als unsere", beschrieb es Kley vorsichtig diplomatisch: " Sie ist nur von extremem Sicherheitsdenken und nicht von kulturhistorischem Interesse geprägt." Viele Experten hätten jedoch bestätigt, dass die 15 bis 20 Meter starke Überdeckung der Gertrudenberger Höhlen absolut standsicher sei. Auch das gängige Verfahren, alle Besucher Haftpflicht-Verzichtserklärungen unterschreiben zu lassen, habe die Bima bislang nicht umstimmen können.
Was sagt die Stadt dazu?
Zu dem erfolgreichen Bewerbungskonzept der Stadt für die Bundesgartenschau 2013 gehörte die Öffnung der Höhlen. Als der seinerzeit neu gewählte Rat 2006 mit den Stimmen von SPD, Grünen, Linken und Unabhängiger Wählergemeinschaft von den Buga-Plänen abrückte, ließ auch das Engagement der Verwaltung für die Höhlen nach wohl, weil die Stadt Kosten und Risiken fürchtet. Aus den Ratsfraktionen mit Ausnahme der FDP erfahre der Verein Zuspruch, so Kley.
Im Anschluss an Grebings Vortrag bombardierten die zahlreich erschienenen Vereinsmitglieder und Interessenten den Vorstand mit Fragen zu technischen Details und zum weiteren Vorgehen. Es wurde deutlich, wie viele Osnabrücker persönliche Erlebnisse mit den Stollen verbinden und wie sehr sie sich die weitere Aufarbeitung dieses Stücks Stadtgeschichte wünschen.
Bildtexte:
Ein Stück Stadtgeschichte unter Tage sind die Höhlen.
Besuchern sollen sie bei Führungen geöffnet werden.
Fotos:
privat
Autor:
Joachim Dierks


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