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1.
Erscheinungsdatum:
06.03.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
"NS-Lager konnten kein Geheimnis sein"
Arbeitskommandos fast auf jedem Bauernhof
Zwischenüberschrift:
US-Studie zählt 42 500 Orte des Nazi-Terrors auf – Sechsmal mehr als bekannt – Thamer: Überzogen
Reaktion auf NS-Studie im Emsland
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Im
Nationalsozialismus
soll
es
42
500
Lager
gegeben
haben
–
sechsmal
mehr
als
bisher
wissenschaftlich
bekannt.
Das
wollen
zumindest
US-
Forscher
herausgefunden
haben.
Deutsche
Historiker
halten
die
13-
jährige
Studie
zwar
für
wichtig,
relativieren
aber
deren
Ergebnis.
"
Enzyklopädie
der
Lager
und
Gettos.
1933
bis
1945"
heißt
das
gewichtige
Werk
über
NS-
Lager
in
Deutschland
und
den
von
der
deutschen
Wehrmacht
besetzten
Gebieten.
Darin
listen
400
Wissenschaftler
des
Holocaust
Memorial
Museum
in
Washington
von
A
bis
Z
die
ersten
"
Schutzhaftlager"
von
1933
ebenso
auf
wie
das
Warschauer
Getto,
Konzentrations-
und
Vernichtungslager
sowie
Zwangsbordelle
und
"
Judenhäuser"
.
Nach
der
Vertreibung
aus
ihren
Häusern
waren
Juden
dort
so
lange
gefangen
gehalten
worden,
bis
sie
in
ein
KZ
abtransportiert
wurden.
2025
sollen
alle
Bände
komplett
sein.
Unter
"
B"
wie
Börgermoor,
"
E"
wie
Esterwegen
und
"
N"
wie
Neu-
Sustrum
beschreibt
Joseph
Robert
White
im
ersten
Band
akribisch
Details
aus
einigen
Emslandlagern.
"
1935
wurde
politischen
Häftlingen
viermal
die
Mittagsration
gestrichen,
weil
sie
sich
weigerten,
eine
Soldaten-
Delegation
beim
Besuch
mit
dem
Börgermoorlied
zu
unterhalten"
,
schreibt
White.
"
Die
Zahl
von
42
500
Lagern
dürfte
viele
Menschen
überraschen"
,
sagt
Geoffrey
Megargee,
einer
von
zwei
Projektleitern,
unserer
Zeitung.
Bestehende
Forschungsergebnisse
seien
zusammengetragen
worden.
"
Die
Studie
erinnert
daran,
dass
der
Holocaust
und
der
Nazi-
Machtmissbrauch
nicht
versteckt
abliefen"
,
so
Megargee.
"
NS-
Lager
konnten
kein
Geheimnis
sein."
Er
hoffe,
die
Studie
trage
dazu
bei,
"
dass
darüber
diskutiert
wird,
wie
viel
die
Menschen
damals
wussten.
Und
dass
ihnen
mehr
bekannt
war,
als
sie
nach
Kriegsende
zugaben."
Hans-
Ulrich
Thamer
(70)
,
einer
der
bundesweit
renommiertesten
NS-
Historiker,
der
vor
vier
Jahren
die
Ausstellung
"
Hitler
und
die
Deutschen"
in
Berlin
konzipierte,
relativiert
hingegen
die
US-
Studie.
"
Ich
halte
das
für
etwas
überzogen"
,
sagt
er.
"
So
schrecklich
das
alles
klingt:
Es
bringt
keinen
neuen
Erkenntnisgewinn."
So
sei
bekannt,
"
dass
zum
KZ
Buchenwald
ein
Riesen-
Netzwerk
von
Arbeitslagern
gehörte"
.
Daneben
habe
ein
System
von
Konzentrationslagern
der
Geheimen
Staatspolizei
für
renitente
Zwangsarbeiter
bestanden.
"
Wenn
ich
das
alles
mitzähle,
komme
ich
natürlich
auf
eine
hohe
Zahl
von
Lagern"
,
so
Thamer.
"
Entscheidend
ist,
dass
es
sich
um
ein
Phänomen
handelte,
das
vor
aller
Augen
geschah."
Thomas
Vogtherr,
Vorsitzender
der
Historischen
Kommission
für
Niedersachsen
und
Bremen,
betont:
"
Das
alte
Argument,
von
der
Nazi-
Verfolgungspolitik
nichts
gewusst
zu
haben,
zählt
nicht
mehr."
Im
Gegenteil:
"
Weil
die
Zeitgenossen
des
nationalsozialistischen
Deutschland
viel
gesehen
haben,
müssten
sie
sich
kollektiv
schämen,
dass
sie
nichts
dagegen
unternommen
haben."
Bildtext:
Ihr
Leiden
ist
vorbei:
Befreite
Zwangsarbeiter
brechen
im
April
1945,
kurz
vor
Kriegsende,
von
Osnabrück
aus
in
andere
Übergangslager
auf.
Zuvor
waren
sie
vorübergehend
in
der
leer
stehenden
Winkelhausenkaserne
untergebracht.
Foto:
Archiv
Osnabrück.
Das
Fazit
einer
US-
Studie,
die
eine
äußerst
hohe
Zahl
an
Lagern
im
Nationalsozialismus
aufführt,
hält
Andrea
Kaltofen
für
wenig
überraschend.
Die
Geschäftsführerin
der
Stiftung
Gedenkstätte
Esterwegen
betont,
"
dass
im
Landkreis
Emsland
fast
auf
jedem
Bauernhof
–
teils
in
Scheunen,
manchmal
hinter
Zäunen
–
Arbeitskommandos
mit
Häftlingen,
Kriegsgefangenen
und
Zwangsarbeitern
eingesetzt
worden
sind"
.
Kaltofen
wies
aber
ausdrücklich
darauf
hin,
dass
die
von
den
US-
Forschern
gezählten
Lager
"
sich
in
Zweck
und
Umfang
erheblich
unterscheiden"
.
Wissenschaftlich
erfasst
seien
zum
Beispiel
zwölf
Lager
im
heutigen
Landkreis
Emsland
und
drei
in
der
Grafschaft
Bentheim.
"
Zählt
man
aber
auch
alle
Arbeitskommandos
hinzu,
könnte
die
Zahl
vierstellig
werden.
Gruppen
von
Verfolgten
konnte
man
überall
antreffen"
,
sagte
Kaltofen.
Kommentar
Netz
des
Grauens
Wissenschaftliche
Studien
sind
immer
streitbar;
stets
hätten
andere
Methoden,
Definitionen
und
Grundannahmen
zu
anderen
Ergebnissen
führen
können.
Doch
selbst
bei
vorsichtiger
Lesart
ist
die
Feststellung
der
Washingtoner
Forscher
erschreckend,
die
Nationalsozialisten
hätten
nicht
7000,
sondern
42
500
Lager,
Gettos,
Folterkammern
und
Zwangsbordelle
betrieben.
Denn
augenscheinlich
war
das
Netz
des
Grauens,
das
die
Nazis
über
Europa
spannten,
deutlich
dichter
als
bislang
angenommen.
Das
lässt
nicht
nur
die
Totalität
ihres
Herrschaftsanspruchs
in
neuem
Licht
erscheinen,
sondern
auch
die
Rolle
eines
Großteils
der
Bevölkerung.
Schon
zu
glauben,
sie
habe
von
den
bislang
bekannten
Gräueltaten
wenig
mitbekommen,
fiel
schwer.
Angesichts
der
neuen
Zahlen
ist
es
geradezu
unmöglich.
Der
Blick
zurück
sollte
allerdings
nicht
zu
einer
weiteren
Debatte
über
Mittäterschaft
und
Kollektivschuld
verleiten,
sondern
sich
auf
die
Opfer
des
Grauens
richten
–
vor
allem
jene,
die
noch
leben.
Denn
wer
bislang
vergeblich
auf
Entschädigung
wartete,
hat
nun
möglicherweise
neue
Belege
für
sein
Leiden.
Zugleich
muss
das
Ergebnis
der
Studie
eine
Lehre
für
Gegenwart
und
Zukunft
sein:
Augen
auf,
Geschichte
kann
sich
immer
und
überall
wiederholen
–
auch
im
Kleinen,
ganz
nah.
Autor:
Klaus Jongebloed, Constantin Binder