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1
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1.
Erscheinungsdatum:
26.02.2013
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Für
die
Errichtung
sakraler
Gebäude
in
Wallenhorst
wurden
Materialien
unterschiedlicher
Herkunft
nachgewiesen.
Der
Piesberger
Sandstein
wurde
nicht
überall
eingesetzt.
Der
Geologe
Horst
Klassen
spricht
u.a.
über
Abbaumöglichkeiten
in
früheren
Zeiten.
Durch
Forschungsarbeiten
konnten
Gesteinsart,
das
Materialalter
und
die
Herkunft
bestimmt
werden.
Hightech
-
Instrumente
(Infrarot-
Spektrometer)
geben
auch
dem
Geologen
Jörg
Bowitz
aus
Berlin
spektakuläre
Ergebnisse
aus
hiesigen
Gesteinsvorkommen.
-
Erschwerte
Bedingungen
beim
Kirchenbau
um
1200.
-
Geländestrukturen
beeinträgtigten
den
Materialtransport.
Die
Hase
spielte
in
der
Wahl
des
Baumaterials
eine
wichtige
Rolle.
Einzelheiten.
Kommentar:
Der
Geologe
Horst
Klassen
kann
Nachweise
zu
Baumaterialien
in
mittelalterlichen
Gebäuden
vorlegen.
Eine
entsprechende
Broschüre
ist
erhältlich.
Überschrift:
Spur der Steine führt weg vom Piesberg
Zwischenüberschrift:
Horst Klassen klärt die Herkunft der Baumaterialien der Sakralbauten der Region
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück/
Wallenhorst.
Die
1881
fertiggestellte
neue
Alexanderkirche
in
Wallenhorst
besteht
erwiesenermaßen
aus
Piesberger
Sandstein.
"
Dann
wird
die
Alte
Alexanderkirche
wohl
auch
aus
dem
gleichen
Material
sein
–
so
hieß
es
immer"
,
zitiert
der
Geologe
Horst
Klassen
eine
landläufige
Vermutung,
die
sich
auf
das
ähnliche
Aussehen
der
Steine
und
die
räumliche
Nähe
des
Steinbruchs
stützte.
Er
hatte
aber
schon
immer
Zweifel
an
dieser
These.
Inzwischen
hält
er
es
für
gesichert,
dass
die
Steine
aus
sehr
alten
Abbaukuhlen
im
Raum
Engter
stammen.
"
Der
Piesberger
Sandstein
ist
so
hart,
dass
er
vor
600
oder
800
Jahren
noch
gar
nicht
abgebaut
werden
konnte,
dazu
fehlten
unseren
Vorfahren
die
technischen
Möglichkeiten"
,
erklärt
der
frühere
Leiter
des
Naturkundemuseums
am
Schölerberg.
Sie
konnten
nur
verarbeiten,
was
sich
mit
Hammer
und
Meißel
direkt
an
der
Oberfläche
brechen
ließ.
Der
Piesberger
Karbonquarzit
gehörte
jedenfalls
nicht
dazu.
Als
Geologe
weiß
er
aber,
dass
das
Wiehengebirge
von
einem
Band
aus
Sediment-
Ablagerungen
durchzogen
ist,
die
auf
das
Erdzeitalter
des
Jura
verweisen,
als
die
Dinosaurier
in
unseren
Breiten
noch
das
Strandleben
genießen
konnten.
Geologen
sprechen
bei
diesen
Ablagerungen
vom
"
Mittleren
Kimmeridge"
(MK)
,
benannt
nach
einer
Ortschaft
in
Südengland,
wo
diese
etwa
150
Millionen
Jahre
alten
Gesteine
erstmals
beschrieben
wurden.
Vor
laufender
Kamera
Die
Leute
vom
Film
sind
da.
Klassen
führt
sie
zu
einem
der
hellgrauen
Steine
im
südwestlichen
Mauerwerk
des
Kirchenschiffs,
an
dem
er
besonders
gut
demonstrieren
kann,
was
er
demonstrieren
will.
Vor
laufender
Kamera
deutet
er
auf
typische
Riffelungen,
wie
sie
auch
heute
noch
Wind
und
Wasser
im
Sand
hinterlassen.
Und
auf
Kriechgänge
von
Würmern,
wie
sie
jeder
Wattwanderer
schon
einmal
gesehen
hat.
Dieser
Stein
ist
ein
Abbild
des
Strandlebens
vor
150
Millionen
Jahren,
unter
dem
großen
Druck
späterer
Ablagerungen
konserviert.
Filmemacher
Michael
Kaiser,
der
im
Auftrag
des
Fördervereins
einen
Dokumentarfilm
über
die
Alte
Alexanderkirche
dreht,
ist
dankbar,
sein
Werk
mit
topaktuellen
Forschungsergebnissen
anreichern
zu
können.
Denn
die
Sache
geht
ja
noch
weiter.
Nachdem
der
Piesberg
ausgeschlossen
war,
blieb
Klassen
auf
der
Spur
der
Steine
und
suchte
den
wahren
Herkunftsort.
Aus
früheren
geologischen
Arbeiten
–
für
seine
Doktorarbeit
hatte
er
die
Gesteinsvorkommen
des
Wiehengebirges
untersucht
–
wusste
er,
dass
MK-
Sedimentgestein
an
verschiedenen
Stellen
des
Wiehengebirges
zutage
tritt.
So
auch
im
Bereich
der
Schleptruper
Egge.
Aufgelassene
Steinbrüche
gibt
es
dort
leider
nicht
mehr.
"
Wie
gesagt,
mit
ihren
einfachen
Werkzeugen
konnten
die
Leute
sich
nicht
in
die
Tiefe
vorarbeiten.
Deshalb
müssen
wir
von
sehr
flachen
Abbauen
ausgehen,
wie
sie
typisch
sind
für
die
kleinbäuerliche
Nebenerwerbssteingewinnung"
,
sagt
Klassen.
Paradies
für
Geologen
Die
Verbreiterung
der
A
1
auf
sechs
Spuren
kam
dem
Geologen
zu
Hilfe.
Denn
die
machte
es
erforderlich,
auch
die
Schleptruper
Egge
anzuknabbern.
Derartige
Aufschlüsse
sind
ein
Paradies
für
Geologen.
Zusammen
mit
einem
befreundeten
Fachkollegen
aus
Berlin,
Jörg
Bowitz,
nahm
er
Gesteinsproben
mit
und
hielt
sie
vor
dessen
Infrarot-
Spektrometer.
Die
dabei
sich
ergebende
Kennlinie
sagt
etwas
über
die
chemische
Zusammensetzung
aus
und
liefert
eine
Art
Fingerabdruck.
Das
Gleiche
wiederholten
die
Fachleute
am
Mauerwerk
von
Alt-
Alexander
und
dann
auch
noch
gleich
bei
der
Klosterkirche
in
Malgarten.
Und
siehe
da:
Die
Messkurven
aller
drei
Steine
verliefen
nahezu
exakt
parallel.
Für
Horst
Klassen
ist
damit
der
Beweis
erbracht,
dass
für
den
Bau
beider
Kirchen
das
Material
von
der
Schleptruper
und
der
Penter
Egge
bezogen
wurde.
Und
was
ist
nun
das
Spektakuläre
an
dieser
Erkenntnis?
Für
Alt-
St.
Alexander:
dass
eine
alte
Legende
über
die
Gesteinsherkunft
widerlegt
werden
konnte.
Für
54
weitere
mittelalterliche
Bauwerke
im
Osnabrücker
Bauland:
dass
auch
für
sie
die
Steinherkunft
geklärt
ist
und
die
jeweiligen
Eigentümer
mehr
Sicherheit
in
der
Pflege
des
Mauerwerks
gewinnen.
Gleichzeitig
gibt
Klassen
Anstöße
für
die
weitere
Erforschung
der
Baugeschichte
und
des
Transportwesens.
Schwieriger
Transport
Denn
die
Zuordnung
des
Mauerwerks
beispielsweise
von
St.
Sylvester
in
Quakenbrück
zu
dem
Sandstein-
Abbau
im
Gehn
bei
Bramsche
wirft
die
Frage
auf,
wie
die
Transportstrecke
von
mehr
als
30
Kilometern
überwunden
wurde.
Um
das
Jahr
1230
gab
es
keine
befestigten
Straßen.
Einspännige
Ochsenkarren
werden
sich
mit
einer
Durchschnittsgeschwindigkeit
von
zwei
Stundenkilometern
über
aufgeweichte
Wege
gequält
haben,
vermutet
Klassen.
Das
würde
bedeuten,
dass
sie
beladen
zwei
Tage
brauchten,
während
sie
es
leer
wohl
in
einem
Tag
schaffen
konnten.
Klassen
fand
bislang
in
den
Archiven
keine
Aufzeichnungen
über
derartige
Umstände.
Das
könnte
damit
zusammenhängen,
dass
es
keine
"
Unternehmer"
waren,
die
Abbau
und
Transport
besorgten,
sondern
einfache
Bauern,
die
ihrem
Landesherrn
zu
Hand-
und
Spanndiensten
verpflichtet
waren.
"
Es
war
alles
Handarbeit:
der
Gesteinsabbau
mit
Hammer
und
Brechstange,
das
Be-
und
Entladen
der
Wagen,
das
Formen
der
Bausteine,
das
Aufschichten
des
Mauerwerks.
Man
hat
kaum
eine
Vorstellung
davon,
was
für
eine
Belastung
es
für
die
Bevölkerung
in
den
hiesigen
dünn
besiedelten
Landstrichen
bedeutet
hat,
wenn
der
Bischof
entschied,
mal
eben
eine
neue
Kirche
zu
bauen"
,
sagt
Klassen.
Ein
großes
Hindernis
für
den
Antransport
der
Steine
dürfte
im
frühen
Mittelalter
die
Hase
mit
ihren
ausgedehnten
moorigen
Feuchtgebieten
dargestellt
haben.
Klassen
sieht
hierin
den
Grund,
dass
alle
östlich
der
Hase
gelegenen
Bauwerke
wie
etwa
die
in
Engter,
Malgarten,
Vörden
und
Damme
von
der
Schleptruper
Egge
beliefert
wurden,
während
Orte
westlich
der
Hase
wie
Neuenkirchen,
Ueffeln,
Merzen,
Fürstenau,
Ankum
und
Alfhausen
ihre
Steine
aus
dem
Gehn
bekamen.
Und
es
scheint
noch
eine
weitere
Grenze
zu
existieren:
Wesentlich
über
die
besagten
30
Kilometer
hinaus
wollte
man
es
mit
dem
Steintransport
wohl
nicht
treiben.
St.
Servatius
in
Berge
besteht
noch
aus
Gehn-
Sandstein,
aber
das
weitere
zehn
Kilometer
nordwestlich
gelegene
Stift
Börstel
ist
aus
Backsteinen
gemauert
–
dem
Baustoff
der
Wahl
im
natursteinarmen
Norden
Deutschlands.
Bildtext:
Stellten
die
Broschüre
"
Historische
Gebäude"
vor:
Jürgen
Eberhard
Niewedde
(rechts)
und
Horst
Klassen.
In
einem
Film
über
die
Alte
Kirche
stellte
Letztgenannter
2012
seine
Erkenntnisse
vor.
Unterstützt
wurde
er
bei
seinen
Forschungen
von
Jörg
Bowitz
mit
einem
Infrarot-
Spektrometer.
Fotos:
Joachim
Dierks
Foto:
Joachim
Dierks
Kommentar:
Sandsteinbrüche
im
Wiehengebirge
Der
Geologe
Horst
Klassen
hat
mit
Unterstützung
des
Heimatbundes
Osnabrücker
Land
(HBOL)
eine
52-
seitige
Forschungsarbeit
vorgelegt,
die
mit
reicher
Bebilderung
und
vielen
Skizzen
Antwort
auf
die
Frage
gibt,
wie
55
mittelalterliche
Bauwerke
im
nördlichen
Wiehengebirgsvorland
zu
ihren
Mauerwerkssteinen
gekommen
sind.
36
Kirchen
von
Fürstenau
bis
Lübbecke
und
von
Menslage
bis
Wallenhorst
werden
genauso
vorgestellt
wie
19
Profanbauten
von
der
Hohen
Pforte
in
Quakenbrück
bis
zum
Steinwerk
in
Ankum-
Westerholte.
Allen
Bauwerken
ist
gemeinsam,
dass
die
Steine
aus
Sandsteinbrüchen
des
Jura-
Erdzeitalters
im
Wiehengebirge
stammen.
Der
HBOL-
Vorsitzende
Jürgen
Eberhard
Niewedde
dankte
bei
der
Vorstellung
des
Werks
verschiedenen
Drittmittelgebern,
die
die
Herausgabe
des
Hefts
als
Sonderdruck
aus
der
Reihe
"
Geologie
und
Paläontologie
in
Westfalen"
des
Landschaftsverbands
Westfalen-
Lippe
ermöglicht
hätten.
Die
Broschüre
kostet
9,
50
Euro
und
ist
erhältlich
über
den
Buchhandel
oder
versandkostenfrei
beim
Heimatbund:
0
54
01/
84
92
66.
Autor:
Joachim Dierks