User Online: 2 | Timeout: 11:28Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Neue Chance für Europäischen Nerz
Zwischenüberschrift:
Zoo-Tierpfleger Wolfgang Festl unterstützt mit einem Verein die Erhaltungszucht
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der Europäische Nerz, ein marderartiges Wildtier, war einst weit in Europa verbreitet. Heute zählt er zu den bedrohtesten Säugetierarten. In Deutschland wurde 1925 der letzte Nerz im niedersächsischen Allertal gesehen. 1998 gründete Wolfgang Festl aus Borgloh, heute Tierpfleger im Zoo Osnabrück und Mitarbeiter an der Universität Osnabrück, den Verein Euronerz. Die inzwischen 40 Mitglieder, darunter 24 Zoos und Tierparks in ganz Deutschland, setzen sich für die Erhaltungszucht und Auswilderung der Tierart ein.

Im Kajanaland des Osnabrücker Zoos wuseln zwei europäische Nerze neugierig durch das Nerz-Waschbär-Gehege. Sie haben das Herannahen von Revierleiter Thorsten Vaupel, der ihnen Fleischhäppchen bringt, schon bemerkt. Und Wolfgang Festl, Revierleiter im Takamanda-Areal, der Vaupel begleitet, den kennen sie auch.

" Das ist doch der Typ, der sich für uns und unsere Artgenossen einsetzt", scheinen sie zu denken, denn sie zeigen keine Scheu, als die beiden Tierpfleger ihr Gehege betreten. Die zwei Nerze kommen gut miteinander aus, doch der Zweck ihres Zusammenseins wurde bisher nicht erfüllt: Das Zuchtpaar hat noch keinen Nachwuchs gezeugt." Vielleicht müssen wir einen der beiden austauschen", überlegt Festl, der verschiedene Nerze in den Zoos, die beim Erhaltungsprogramm mitmachen, zusammenbringt. Schließlich sollen möglichst viele Jungtiere geboren und in geeigneten Wiederansiedlungsgebieten ausgewildert werden.

Zusätzlich hat Festl in Borgloh eine Verpaarungsstation aufgebaut. Dort können während der Ranz-Zeit im Frühling Männchen und Weibchen auf ihre Paarungsbereitschaft hin kontrolliert und langsam aneinander gewöhnt werden. Nerze wählen ihren Partner individuell aus, und so verspricht eine größere Anzahl an Tieren an einem Ort eher Zuchterfolg. Eine zentrale Verpaarungsstation sei laut Euronerz-Experten bei der schwierigen Nachzucht unerlässlich.

" Die tragenden Weibchen verleihen wir dann an Zoos, wo sie in naturnahen Gehegen ihren Nachwuchs zur Welt bringen", erklärt Festl. Die jungen Nerze seien ein echter Hingucker, locken Besucher, die so beginnen, sich für diese bedrohte Art zu interessieren und einzusetzen.

Aber warum ist der europäische Nerz fast ausgestorben? Eine Kombination verschiedener Faktoren dezimierte die kleinen Raubtiere: Bis in die Zwanzigerjahre wurden Nerze wegen des Fells stark bejagt. Hinzu kommt die Zerstörung ihrer Lebensräume. Flussbegradigungen nehmen dem Nerz den Zugang zum Wasser, indem er einen großen Teil seiner Nahrung findet (Fische, Krebse, Wasserinsekten). Durch Waldrodungen verliert er nötige Rückzugsgebiete. Und dann gibt es da noch den Amerikanischen Nerz, auch Mink genannt, der in Pelztierfarmen in Europa gehalten wird, dort immer mal wieder ausbüxt und in der Natur seinen europäischen Kollegen verdrängt, weil er robuster und anpassungsfähiger ist.

Tiere angesiedelt

Um dem Europäischen Nerz in Deutschland wieder eine Chance zu geben, siedelt Euronerz seit 2006 zuchttaugliche Tiere nach einer zehntägigen Eingewöhnungsphase in großen Trainingsgehegen im Saarland aus und seit 2010 auch am Steinhuder Meer, wo ihre Entwicklung weiterhin verfolgt wird.

Ein Problem sei derzeit noch die geringe Anzahl von 25 Tieren, die dem Verein aus der Nachzucht zum Freilassen pro Jahr zur Verfügung stehen." Um eine stabile Population aufzubauen, müssten wir jedes Jahr 80 bis 100 Tiere auswildern", weiß Festl, der noch mal auf die hohen Paarungsansprüche der Tierart und dann auf die Jungtiersterblichkeit in der Wildnis hinweist." Keine fünf Prozent der Jungtiere überleben aufgrund von Fressfeinden. Das ist auch bei anderen Arten so."

1997 gelang dem Borgloher erstmalig für Westeuropa die Nachzucht von Nerzen in Menschenhand. Sechs Europäische Nerze, die die Universität Osnabrück aus Novosibirsk erhielt, waren die ersten zur Zucht verfügbaren Tiere in Deutschland. 800 Jungtiere konnten dank Euronerz mittlerweile gezüchtet werden, 160 wurden bereits im Saarland in die Natur entlassen, 60 am Steinhuder Meer. Und wenn sich die beiden Nerze im Zoo Osnabrück etwas Mühe geben, laufen im nächsten Herbst auch kleine Osnabrücker Nerze wieder in freier Natur.
Bildtexte:
Weißes Fell an Kinn und Oberlippe ist das Markenzeichen des Europäischen Nerzes.
Leckerchen für den reinen Fleischfresser. Zoo-Revierleiter Wolfgang Festl weiß, was Nerzen schmeckt.
Fotos:
Carolin Hlawatsch
Autor:
Carolin Hlawatsch


Anfang der Liste Ende der Liste