User Online: 2 | Timeout: 01:09Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Bei der Post ging′s nicht so schnell
Zwischenüberschrift:
Der Corsicaskamp erinnert an die alten Eigentümer
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Corsicaskamp das klingt nach Mittelmeer, Napoleon und felsigen Buchten. Kenner schwärmen vom korsischen Ziegenkäse oder von den frei laufenden, halbwilden Hausschweinen, deren Geschmack besonders zur Geltung kommt, wenn sie als Filets über Kastanienholz geräuchert werden. Doch der Corsicaskamp in Osnabrücks Stadtteil Westerberg hat mit der Insel Korsika und alldem nichts zu tun.
Wenn man einmal davon absieht, dass in den Vorgärten bisweilen in geselliger Runde die altehrwürdige Kochmaschine zur Geltung kommt und leckere Gerichte garen lässt, sicherlich auch mal mit einem zuvor frei laufenden Hausschwein als Höhepunkt.
Denn die Bewohner des Corsicaskamps bilden eine aktive Mehrgenerationen-Straßengemeinschaft, die ordentlich arbeiten, aber dann auch feiern kann.
Der Straßenname geht zurück auf den Postmeister Johann Ludwig Corsica (1778– 1822) und seine Frau Agnes Gertrud. Wie Corsica zu seinem Familiennamen kam, ist nicht überliefert. Denkbar wäre, dass ein Vorfahre sich im Dienste des deutschen Kaisers bei der Niederschlagung eines Aufstandes der korsischen Bevölkerung gegen die genuesischen Besatzer hervorgetan hat und später den ehrenden Beinamen bekam. Gesichert ist, dass Ludwig Corsica Offizier in preußischen Diensten war und als Adjutant an der Seite von Prinz Louis Ferdinand gegen Napoleon kämpfte. Nach den für die Preußen nicht gut ausgegangenen Schlachten bei Jena und Auerstedt kam er nach Osnabrück und lernte die Witwe Agnes Gertrud Pagenstecher kennen. Die war nach dem Tode ihres ersten Mannes Heinrich Rudolf Pagenstecher 1804 Amtsträgerin der Postmeisterei geworden. Das finanziell nicht uninteressante Amt war erblich, es wurde stets in der Familie weitergereicht.
1810 heiratete Corsica die Postmeisterin und wurde selbst zunächst provisorischer Postmeister. 1814 übernahm er die Leitung der reitenden Posten. Sitz der Posthalterei war ein ehemaliger Adelssitz an der Hakenstraße 4 A. Hier befanden sich Pferdestallungen und Remisen für die Kutschen. Das Hauptgebäude des alten Corsica-Posthofes ist nach der Durchtrennung der Hakenstraße durch das Nikolaizentrum 1980 als Gaststätte hergerichtet worden. In der " Alten Posthalterei" können damals wie heute Gäste " ausspannen".
Frühe Fahrpostverbindungen der Braunschweig-Lüneburgischen Post, deren Konzession die Corsicas hielten, bestanden zweimal wöchentlich zwischen Osnabrück, Münster, Hamburg und Amsterdam. Langwierig und umständlich war so eine Reise. Dem Direktor des Ratsgymnasiums, Bernhard Rudolf Abeken, ist die folgende Schilderung einer Fahrt nach Münster zu verdanken: " Einige Wochen vor Antritt musste der Wagen bestellt werden. Bedungen ward, daß um nach Münster in einem Tage zu kommen, früh morgens ausgefahren werde. Denn in Iburg schon mussten die Pferde rasten und ein Frühstück eingenommen werden. In Glandorf ward Mittag gemacht, zwei Stunden Rast; so gegen Abend in Telgte die Vesper gefeiert, und am späten Abend befand man sich wirklich in Münster."
Auch mit der Briefpost ging es nicht so schnell. Sämtliche Briefe mussten am Schalter abgegeben und gewogen werden. Briefkästen gab es erst seit 1824. Bis etwa 1850 hatte Osnabrück für seine damals 13 000 Einwohner ganze zwei Briefträger, 1853 waren es vier, 1859 zehn.
Trotz allem muss die Post-Konzession ein einträgliches Geschäft gewesen sein, sodass die Corsicas ihren schon vorhandenen Besitz Gertrud entstammte der Bankiersfamilie Schwartze an der Krahnstraße mehren konnten. Sie erwarben Grundbesitz unter anderem an der Ostflanke des Westerbergs. In den späten 1920er-Jahren wurde das Gartenland zu einer Wohnsiedlung entwickelt. Aus dem alten Heckengang " Grüner Weg" wurde 1930 der Corsicaskamp in Erinnerung an die früheren Grundeigentümer.

Bildtexte:
Der Posthof Corsica an der Hakenstraße 4 A. Hier ist heute die Gaststätte " Alte Posthalterei"
Postmeisterin Agnes Gertrud Corsica
Der Corsicaskamp liegt im Stadtteil Westerberg.

Fotos:
Rudolf Lichtenberg / Quelle: Staatsarchiv / J. Dierks
Autor:
Joachim Dierks


Anfang der Liste Ende der Liste