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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Hinterstube der Großen Straße
Zwischenüberschrift:
Das Hansa-Haus an der Ecke Stubenstraße und Herrenteichsstraße
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die Straßenszene aus der Osnabrücker Altstadt im Jahr 1941 lässt sich wohl nicht auf den ersten Blick einordnen. Denn außer dem Hansa-Haus in der Bildmitte haben Krieg und Nachkriegsumgestaltungen nichts so belassen, wie es einmal war. Die Straßenbahnschienen markieren den Verlauf der Herrenteichsstraße. Der Blick geht in die Stubenstraße.

In dieser " Hinterstube" der Großen Straße war damals die Tapeten- und Linoleum-Abteilung des führenden Möbelhauses Schauenburg & Lambrecht (S & L) angesiedelt. Das Hauptgeschäft mit Möbeln, Möbelstoffen und Teppichen lag an der Großen Straße, während an Herrenteichs- und Stubenstraße für die übrigen Sortimente der Heimgestaltung ein Haus nach dem anderen hinzukam. Im Schaufenster des angeschnittenen Eckhauses links sind mit etwas Mühe Stoffproben zu erkennen.

In der Bildmitte erhebt sich mit dem Hansa-Haus die größte bauliche Investition der Firma in der Zwischenkriegszeit. Sie hatte damit den Architekten Justus Haarmann beauftragt, den Sohn des Hüttendirektors und Stifters des Haarmannsbrunnens, August Haarmann (1840 bis 1913). Justus Haarmann (1884 bis 1968) war ein bedeutender Vertreter des von Funktionalität und Sachlichkeit geprägten " Neuen Bauens" in Osnabrück.

Sein erster Entwurf des Hansa-Hauses von 1927, der eine sehr klare kubische Gliederung aufwies, auf jegliches ausschmückende Ornament verzichtete und ein für die Innenstadt gewagtes Flachdach vorsah, kam jedoch nicht zur Ausführung. Den städtischen Baubehörden, namentlich der " Kommission zur Handhabung des Verunstaltungsstatuts", erschienen verschiedene Details als zu wenig verträglich mit der Umgebung. Da gleichzeitig Justus Haarmann sich beruflich nach Kassel veränderte und der Bauherr wegen Geldmangels in der heraufziehenden Weltwirtschaftskrise die Baustelle stilllegen musste, wanderte der sehr fortschrittliche Entwurf in die Schublade.

Als zwei Jahre später weitergebaut werden konnte, hatten Haarmanns Nachfolger Heinrich Meyer und Fritz Erf sich den Vorstellungen der Bauverwaltung und wohl auch den gewandelten Auffassungen des Bauherrn gebeugt. Zur Ausführung kam eine herkömmliche Treppengiebel-Architektur. Inge Frankmöller schreibt in ihrem Werk ", Neues Bauen′ in Osnabrück": " Wären nicht die großzügig gestalteten Schaufenster im Erdgeschoss, würde sich der Bau nur noch in seinen Ausmaßen von den Bürgerhäusern am Markt unterschieden haben." Die Traditionsverbundenheit wurde auch durch den Einbau des Barock-Portals des Vorgängerbaus von 1777 unterstrichen. Davon ist ein Sandstein-Wappen über dem Eingang Herrenteichs straße bis heute erhalten.

Von den großzügig gestalteten Schaufenstern ist auf dem historischen Foto allerdings nichts mehr übrig geblieben. Brüstungen scheinen eingezogen worden zu sein. Vielleicht sind es vorbeugende Maßnahmen des Luftschutzes? 1941 war das Jahr vor dem ersten schweren Bombenangriff auf Osnabrück. Im dritten Kriegsjahr scheint im Straßenbild noch Normalität zu herrschen.

Aus der Stubenstraße kommt uns ein Lieferfahrzeug mit offenem Anhänger entgegen, das möglicherweise für S & L zu einer Auslieferungstour startet. Zum Fuhrpark der Firma gehörten nachweislich mehrere solcher Wagen vom Typ " Adler Standard 6". Die Kennzeichen-Beschriftung beginnt mit " I S - ...", wobei " I" für Preußen und " S" für die Provinz Hannover stand. Bis 1945 war dies somit die Kennzeichnung für alle in Osnabrück zugelassenen Autos. Rechts neben dem Adler parken zwei Cabrios, dem Augenschein nach könnte es sich um einen DKW F 6 und einen Adler Trumpf Junior handeln. Dass im Straßenverkehr aber auch noch Pferdefuhrwerke präsent waren, beweist die am rechten Bildrand angeschnittene Vorderfront so eines Wagens.

Bildtexte.
Blick aus der Herrenteichsstraße in die Stubenstraße: Das Hansa-Haus in der Bildmitte hat den Krieg als einziges der abgebildeten Häuser überstanden.

Heute Fußgängerzone: links die L & T-Warenannahme, rechts das Hansa-Haus.

Fotos:
Hans Dierks/ Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks


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