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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Erdwärme, der heimliche Renner
Zwischenüberschrift:
In Osnabrück sind schon 66 Geothermieanlagen genehmigt – Tendenz steigend
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Geothermie boomt. In Osnabrück hat die Stadt inzwischen 66 Erdwärmeanlagen genehmigt, die meisten sind schon in Betrieb. Die Stadt rät Hauseigentümern nur bei gut gedämmten Neubauten zur Nutzung der Geothermie.
Wer heizen will, muss bohren. Ab 100 Metern ist das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie zuständig. Deshalb begnügen sich die meisten Anlagenbauer mit 99 Metern, denn bis zu dieser Tiefe kann die Stadt Osnabrück eine Genehmigung erteilen. Das ist kein Problem, wenn die Sonde nicht gerade in einem Trinkwassergewinnungsgebiet niedergebracht werden soll, etwa in Düstrup. Unter verschärften Auflagen gibt es aber auch dafür grünes Licht.
Erdwärme entwickelt sich zum heimlichen Renner. 180 Standorte im Stadtgebiet sind inzwischen für eine Geothermienutzung überprüft worden, wie Astrid Karschuck von der Unteren Wasserbehörde vorrechnet. Die Umweltingenieurin weist darauf hin, dass 25 Anfragen mit Rücksicht auf den Trinkwasserschutz abschlägig beschieden wurden. Wobei es im Einzelfall auf ein hydrogeologisches Gutachten ankäme, vor dem die meisten Bauherren aber offenbar zurückschrecken.
66 Geothermieanlagen hat die Stadt Osnabrück bislang genehmigt, einige davon sind noch im Bau. Ihre Heizleistung liegt meist zwischen 5 und 20 Kilowatt, was sich nach Astrid Karschucks Berechnung auf 1150 kW summiert.
Zum Vergleich: Die neue Wärmepumpe für das Nettebad wartet mit 660 kW auf. Das reicht für 60 Prozent des gesamten Wärmebedarfs. Nur das Warmwasser für die Duschen wird weiterhin mit Gas erhitzt weil die Erdwärmenutzung für so hohe Temperaturen unwirtschaftlich ist.
In den nächsten Tagen beginnt der Probebetrieb für die neue Anlage, deren Sonden in 360 Meter Tiefe abgesenkt wurden. Stadtwerke-Sprecher Marco Hörmeyer erwartet, dass sich der CO 2 - Ausstoß für das Nettebad dank Geothermie um 400 Tonnen pro Jahr reduzieren wird.
Auch die Wärmepumpe für das Nettebad arbeitet mit Strom. Dabei hätten die Stadtwerke lieber einen Gasantrieb verwendet, wie Hörmeyer anmerkt. Aber eine solche Maschine gebe es leider noch nicht auf dem Markt.
Elektrische Wärmepumpen gelten als Stromfresser. Der Effizienzgewinn, den sie erzielen, werde durch den erhöhten CO 2 - Ausstoß im nächsten Kraftwerk wieder aufgezehrt, rechnet das Umweltbundesamt vor. Deshalb raten viele Fachleute vom Bau einer Geothermieanlage ab. Auch Detlef Gerdts, der Leiter des Fachbereichs Umwelt, gibt sich zurückhaltend: Eine Wärmepumpe sei nur sinnvoll für einen gut gedämmten Neubau. Bei einem Altbau rät er davon ab.
Einer, der es in einem Altbau versucht hat, ist der Osnabrücker Andreas Frommholz. Vor fünf Jahren brachte er ein Sechsfamilienhaus an der Ernst-Sievers-Straße auf Neubauniveau, wie er es formuliert. Jetzt wohnen noch drei Parteien auf den 370 Quadratmetern.
Die Heizkörper sind in die Wände integriert, im Sommer lässt sich damit sogar kühlen. Auch in den strengen zurückliegenden Wintern habe die Heizleistung immer ausgereicht, sagt Frommholz, der seine Wärmepumpe als gute Investition betrachtet.
Unserer Redaktion nannte er die Zahlen aus der letzten Abrechnung der Stadtwerke. 14 600 Kilowattstunden Strom hat die Geothermieanlage in einem Jahr verbraucht, ein knappes Drittel davon fällt unter den etwas preiswerteren Niedrigtarif. Macht zusammen 2525 Euro, eine Summe, mit der Frommholz zufrieden ist.
Ute Fritsch-Riepe, Energieingenieurin der Stadt im Fachbereich Umwelt, blickt da etwas skeptischer. Mit einer modernen Gasheizung, so rechnet sie hoch, würde der Hausbesitzer auf 2700 Euro kommen.
Bei steigenden Strompreisen wäre der Kostenvorteil aber schnell aufgezehrt, gibt sie zu bedenken. Fraglich findet sie, ob sich die höhere Investitionssumme amortisieren wird.
Nähere Informationen gibt es auf der Internetseite der Stadt unter www.osnabrueck.de/ erdwaerme .
Bildtext:
Wer heizen will, muss bohren: Bei der Geothermie werden Sonden ins Erdreich gelassen, die die Wärme aus der Tiefe holen. Das Schaubild zeigt, dass umgekehrt auch eine Kühlung möglich ist.
Grafik:
dpa

Wärme aus der Tiefe
Im Grundwasser bleiben die Temperaturen ziemlich konstant. Wer 50 oder 100 Meter tief bohrt, kann mit dauerhaften 8 bis 10 Grad rechnen. Diese relative Wärme lässt sich mit einer Sonde anzapfen. Im Erdwärmetauscher zirkuliert ein Wasser-Glykol-Gemisch, die sogenannte Sole. Sie entzieht dem Boden die Wärme und transportiert sie nach oben.
Eine Wärmepumpe verdichtet die Erdwärme bis auf 35 oder 40 Grad. Das reicht als Vorlauftemperatur für eine Fußbodenheizung. Je höher die Temperatur, desto höher der Stromverbrauch. Deshalb ist die Wärmepumpe nicht empfehlenswert, wenn es zum Beispiel um das Warmwasser für die Dusche geht.
Wer sich für die vermeintlich saubere Wärmepumpe entscheidet, sollte nicht nur auf die Stromkosten achten, sondern auch auf die CO 2 - Bilanz.
Denn das Kohlendioxid kommt dann nicht aus dem Heizungsbrenner, sondern aus dem Kraftwerksschlot.
Eine Alternative sind Wärmepumpen, die mit Wind- oder Solarstrom arbeiten.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert
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