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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bessere Zeiten für die Osnabrücker Juden
Zwischenüberschrift:
Die Besomim-Büchse erinnert an die Synagoge
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Juden mit Einführung des Code Napoléon vorübergehend gleichgestellt. 1813 ging dieses Recht mit dem Fall der Stadt an Hannover wieder verloren. Erst mit dem preußischen Recht wurden emanzipatorische Tendenzen seit 1866 in Osnabrück allmählich spürbar. Die Einführung der Reichsverfassung von 1872 führte zu einem spürbaren Anwachsen der jüdischen Gemeinde.

1871 verzeichnete die jüdische Gemeinde Osnabrück 138 Mitglieder, 20 Jahre später hatte sich die Zahl verdreifacht. Mit 474 Mitgliedern erreichte sie 1905 ihren Höhepunkt. Sichtbarster Ausdruck für ihre Etablierung war 1906 der Bau der repräsentativen Synagoge in der Rolandstraße. 1919 wurde daneben ein neues mehrstöckiges Schulgebäude mit Wohnungen für die Gemeindeangestellten und einen Hausmeister errichtet.

Vom Stolz der jüdischen Gemeindemitglieder zeugt die Stiftung einer Besomim-Büchse durch die beiden Familien Nussbaum und Gossels anlässlich der Einweihung der neuen Synagoge. Oberhalb des Glockenhäuschens verläuft die entsprechende Inschrift von 1906.

Besomim-Büchsen werden eigentlich im häuslichen Ritus bei der jüdischen Havdala-Zeremonie benutzt, einer Lobpreisung bei der Feier des Sabbat-Ausgangs oder am Ende eines Feiertages.

Das hebräische Havdala bedeutet " Scheidung" und bezeichnet die Trennung des Heiligen vom Profanen, also des Feiertages vom Alltag. Die Zeremonie ist verbunden mit dem Segensspruch über einem vor Wein überfließenden Becher als Symbol überströmenden Segens sowie einer Segnung über dem in der Besomim-Büchse aufbewahrten Gewürz, dessen Wohlgeruch die Wonne des Sabbats symbolisiert.

Während die jüdische Bevölkerung trotz des alltäglichen Antisemitismus im Kaiserreich und in der Weimarer Republik ein halbwegs reguläres Leben führen konnte, wuchs die gesellschaftliche Ausgrenzung im Nationalsozialismus kontinuierlich. Bevor die Verfolgung im Holocaust mündete, erreichte sie mit der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 einen ersten Höhepunkt. Anhänger des Nationalsozialismus zerstörten landesweit die Synagogen. In Osnabrück wurde die Feuerwehr daran gehindert, den ausgelösten Brand rechtzeitig zu löschen.

Bereits 1945 versuchten die wenigen Überlebenden des Holocaust, die nach Osnabrück zurückgekehrt waren, in der stehen gebliebenen jüdischen Schule die Gemeinde neu zu etablieren. Der Erfolg war zunächst fraglich, da sie sich nach wie vor antisemitischen Tendenzen ausgesetzt sahen und größte Schwierigkeiten hatten, genügend Mitglieder zusammenzubekommen. An der Stelle der Synagoge entstand 1949 eine erste Gedenkanlage mit zwei Bronzegedenktafeln, die an die Zerstörung von 1938 erinnerte.

1969 war die Gemeinde mit 64 Mitgliedern groß genug, um in der Barlage eine neue Synagoge zu bauen. Bei der Grundsteinlegung sagte der damalige Gemeindevorsteher Alfred Rose: " Unsere jüdische Pflicht fordert [. . .] ein Zelt dem Ewigen aufzuschlagen, wo immer wir auch sein mögen. Wir sind ein Volk der Ewigkeit."

Mittlerweile ist die jüdische Gemeinde durch den Zuzug aus der ehemaligen Sowjetunion auf über 1000 Mitglieder angewachsen, weshalb die Synagoge 2010 erweitert wurde. An die alte Synagoge erinnert neben dem Straßennamen seit 2004 das " Mahnmal Alte Synagoge".
Bildtext:
Der ganze Stolz der jüdischen Gemeinde: Besomim-Büchse aus der alten Synagoge.
Foto:
Kulturgeschichtliches Museum
Autor:
Thorsten Heese
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