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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Damit jedes Kind die Matheaufgaben versteht
Zwischenüberschrift:
Lehrer hilft Kindern aus Migrantenfamilien – Netzwerk mit neun Schulen aus der Region
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. " Mara muss mit ihren Eltern an der Gondelbahn Schlange stehen. Vor ihnen stehen 46 Personen. Die Gondelbahn kann maximal 10 Personen auf einmal befördern. Sie fährt alle 12 Minuten. Wie lange müssen Mara und ihre Eltern warten?"
Solche Textaufgaben kennt fast jeder aus dem Matheunterricht, und die Lösung ist nicht allzu schwer zu ermitteln. Aber könnten Sie die Aufgabe auch problemlos ins Englische übersetzen? Spätestens beim Begriff " Gondelbahn" werden wahrscheinlich viele nicht um den Blick ins Wörterbuch herumkommen.
So ähnlich ergeht es Migrantenkindern an deutschen Schulen. Der rechnerische Lösungsweg wäre für sie theoretisch gar kein Problem, doch häufig wird die Aufgabenstellung aufgrund solcher sprachlicher Hürden gar nicht erst verstanden.
" Wer sprachliche Schwierigkeiten hat, bekommt sehr schnell das Etikett ' doof' verpasst", sagte Rita Simone Müller vom Niedersächsischen Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung. Sie ist eine der Sprachberaterinnen beim niedersächsischen Weiterbildungsprogramm " DaZNet", das es seit Januar 2012 auch an der Iburger Straße in Osnabrück gibt. Die Abkürzung " DaZNet" steht für " Netzwerk für Deutsch als Zweit- und Bildungssprache, Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz in Niedersachsen". In diesem Projekt des Kultusministeriums werden derzeit 16 regionale Zentren eingerichtet, in denen sich Lehrer als Sprachlernkoordinatoren fortbilden und weiterqualifizieren können.
13 Bausteine
In Osnabrück geben die Lehrerinnen Natalie Dillmann, Jennifer Rahnert und Eleonora Sattelmaier als speziell ausgebildete Sprachberaterinnen ihre Expertenkenntnisse an Lehrer aus Stadt und Landkreis weiter. In 13 Modulen und zusätzlichen Werkstattarbeiten erlernen die Lehrer, wie sie die Sprachbildung in allen Schulfächern im Bereich Deutsch als Zweit- und Bildungssprache optimieren können. " Viele Kollegen fragen uns schon jetzt um Rat, wenn es in der Schule sprachliche und interkulturelle Schwierigkeiten gibt", sagte Teilnehmerin Cornelia Knösel von der Grundschule Eversburg. Es sei enorm wichtig, dass das ganze Kollegium hinter dem Projekt stehe und die Beratung der Sprachlernkoordinatoren ernst nehme.
Neun Schulen mit besonders hohem Migrantenanteil in Stadt und Landkreis Osnabrück beteiligen sich an dem Projekt: die Grundschule Eversburg, die Erich-Kästner-Schule Bohmte, die Rosenplatzschule, die Stüveschule, die Lindenschule Buer, die Johannes-Vincke-Schule in Belm, die Erich- Maria-Remarque-Realschule, die Kooperative Gesamtschule Schinkel sowie die Comeniusschule. Damit sind fast alle Schulformen vertreten; allein die Gymnasien tun sich noch schwer mit einer Teilnahme. " Viele befürchten, als Migrantenschule abgestempelt zu werden", sagte Achibert Goll von der Erich Maria-Remarque-Realschule. Auch gebe es Bedenken, dass durch die Teilnahme am Programm das Gesamtniveau sinken könnte.
Kompliziert formuliert
" Unser Ziel ist aber nicht, die Schulaufgaben zu vereinfachen", erklärte Sprachberaterin Jennifer Rahnert. " Wir möchten nur die Lehrer für die speziellen Schwierigkeiten von Migrantenkindern sensibilisieren, damit sie sie optimal fördern können."
Die Zusammenarbeit mit den Elternhäusern ist dabei enorm wichtig. " Viele Migranteneltern haben als Kinder selbst schlechte Erfahrungen in deutschen Schulen gemacht", sagte Sprachberaterin Eleonora Sattelmaier, die als Lehrerin am Gymnasium Melle tätig ist. Diese Vorbehalte gelte es erst einmal zu entkräften, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Elke Quadflieg-Käufler von der Johannes-Vincke-Schule in Belm unternimmt deswegen auch häufiger Hausbesuche in den Familien. Katrin Friedrich von der Comeniusschule überlegt sich gemeinsam mit ihren Kollegen niedrigschwellige Angebote wie Kochnachmittage, denn zu den formellen Elternabenden kommen viele Migranteneltern nicht, manchmal allein schon deshalb, weil die Einladungsbriefe zu kompliziert formuliert sind.
Mit Berufsschulen
Sprachberaterin Jennifer Rahnert, die die Sprachförderklasse an der Rosenplatzschule betreut, lobte das Engagement der beteiligten " DaZNet"- Schulen. " Speziell in Osnabrück gibt es im Vergleich zu anderen Regionen viel Aufmerksamkeit für das Thema Sprachbildung", sagte sie. Mit dem Netzwerk Sprachbildung der regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAZ), der Zusammenarbeit mit dem Verein zur pädagogischen Arbeit mit Kindern aus Zuwandererfamilien (VPAK) und der laufenden Kooperation mit der Universität Osnabrück gebe es hier schon ein starkes Bewusstsein für Sprachförderung in Deutsch als Zweitsprache. In einem nächsten Schritt sollen auch die Berufsschulen noch stärker als bisher in das Förderprojekt integriert werden.
Bildtext:
Ein Lehrer-Netzwerk, das Kindern hilft: Das Programm " DaZNet" des Kultusministeriums will Lehrer befähigen, besser auf Sprachprobleme von Kindern aus Migrantenfamilien eingehen zu können.
Foto:
Michael Hehmann
Autor:
Regine Bruns


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