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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
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Überschrift:
Schlaue Siebenschläfer übernachten im Museum
Zwischenüberschrift:
Am Schölerberg gibt es eine ungewöhnlich große Population
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Der 126 Meter hohe Schölerberg in Osnabrück birgt abseits des Zoos ein tierisches Phänomen. Dort gibt es eine ungewöhnlich hohe Population des Siebenschläfers, ganz am nordwestlichen Rande seines europäischen Lebensraumes.

Trotz seines Namens ist der zur Familie der Bilche oder Schlafmäuse gehörende Nager mit buschigem Schwanz und großen, schwarzen Augen außerhalb seiner Winterschlafzeit, die von September bis Mai dauert, nachts sehr aktiv, orientiert sich im Dunkeln mit seinen langen Tasthaaren. Geht der Sommer zu Ende, macht sich der schlaue Osnabrücker Siebenschläfer auf den Weg vom Wald, in dem er seinen Nachwuchs aufgezogen hat, hinüber zum Museum am Schölerberg, wo er in Wärme und in Sicherheit vor Fressfeinden wie Marder, Hauskatzen oder Eulen überwintert.

" Ursprünglich waren Siebenschläfer sehr scheue Tiere, die in Eichen und Buchenwäldern leben", erklärt Dietmar Grote, Direktor des Museums am Schölerberg. " Hier sind sie nun zum Kulturfolger geworden, meiden den Menschen nicht und suchen aktiv die Möglichkeiten, die unser Gebäude zur Überwinterung bietet."

Das Museumsgebäude wurde 1986 gebaut, 1988 eröffnet und wird seit 1991 von Grote geleitet, der seitdem jeden Winter Besuch von den Siebenschläfern hatte. Tendenz: steigend. " Inzwischen gibt es tradierte Wege", so der Direktor. Die Tiere wüssten genau, an welchen Stellen sie in das Gebäude hinein- und wieder herauskämen. Ihr Nachwuchs, der aus dem Wald mitlaufe, erlerne diese Strecken, die mit Duftmarken versehen würden, dann auch. Versuche, die Einstiegslöcher zu verschließen, schlugen fehl, da sich die Nager immer wieder neue Einschlupfmöglichkeiten suchen. Die Füße der Tiere sind mit kleinen Krallen und Saugnäpfen versehen. Ohne Probleme können sie Wände und Bäume hinaufklettern.

Auch Lücken zu den Büroräumen der Mitarbeiter werden aufgespürt. " So guckt man doch hin und wieder einem Siebenschläfer ins Gesicht, während man den Blick durch den Raum schweifen lässt", berichtet Grote. Während des Winterschlafs verringert sich die Pulsschlagfrequenz der Siebenschläfer von 300 auf fünf Schläge pro Minute. So werden die Tiere im Herbst immer träger. Der Schlaf wird von kurzen Aufwach- und Aufwärmphasen unterbrochen. Direkt hinter dem Bücherregal in Grotes Büro befindet sich ein Winterlager der Tiere. " Ich bekomme ihr ganzes Privatleben mit. Das Quieken das sind Soziallaute und das Trappeln", meint Grote lächelnd. Wird es nach Feierabend ruhig im Gebäude, wagen sich die Nager ins Büro und suchen nach Krümeln oder Apfelresten für ihre Nahrungsdepots.

Eines dieser Depots legte ein Tier direkt hinter dem Sicherungskasten an, nagte an den Kabeln und löste so den Feueralarm aus. Überhaupt ist das Thema Alarm ein ganz heißes: Das Museum verfügt über ein Sicherheitssystem mit Lichtschienen und Bewegungsmeldern. Da die possierlichen Siebenschläfer gerne das Lichtschienennetz für ihre Wege nutzen, lösen sie so immer mal wieder den Alarm im Museum aus. An dieser Stelle sei noch mal daran erinnert: Siebenschläfer sind nachtaktiv. Also kommt der Alarmstart zur Schlafenszeit des Museumsteams.

Neben diesen Unannehmlichkeiten gibt es noch ein anderes Problem. " Wo viele Tiere sind, da sterben auch Tiere", sagt Grote und erzählt dann vom bestialischen Gestank, der von den verwesenden Kadavern auf den Bürodecken ausgehe. " Als es nicht mehr auszuhalten war, mussten die Deckenplatten entnommen werden, um die toten Tiere zu entfernen." Auch Fahrstuhlschächte oder die Deckengitter über den Museumsvitrinen stellen eine Todesfalle für die Siebenschläfer dar.

Das Museum hat die Erlaubnis, die Tiere in Lebendfallen zu fangen und sie außerhalb der Winterschlafzeit an einem geeigneten Ort wieder auszusetzen. Der Siebenschläfer lebt in Kolonien bevorzugt in Buchenwäldern mit Baumhöhlen aus Alt- und Totholz oder auf Streuobstwiesen nahe Häusern mit Dachböden, die er zum Überwintern nutzt. Reine Nadelwälder meidet er. Neben dem Schölerberg gibt es die Bilche auch in Melle. In Deutschland ist der Siebenschläfer als gefährdet eingestuft, darf als geschützte Tierart nicht getötet werden. In Frankreich und Slowenien hingegen gilt er noch heute als Delikatesse.


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