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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Erholungsstätte für Caro-Pauker
Zwischenüberschrift:
Gut Gartlage im Stadtteil Dodesheide hat in 800 Jahren vielen Herren gedient
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Die heutigen Stadtteilgrenzen nehmen nicht immer Rücksicht auf historisch gewachsene Zusammenhänge. So fand sich das Gut Gartlage auf einmal im Stadtteil Dodesheide wieder hart an der Grenze zum Widukindland, aber keineswegs im Stadtteil Gartlage, der seinen Namen auf den 1190 erstmals erwähnten Adelssitz zurückführt. Schuld haben die Statistiker im Rathaus, die das Stadtgebiet in vergleichbare Einheiten zerlegten und sich dabei oft von rein praktischen Gesichtspunkten leiten ließen.

Das erhaltene Herrenhaus des Gutes Gartlage ist in dem ansonsten jungen Stadtteil Dodesheide das mit Abstand älteste und historisch bedeutsamste Gebäude. Es ist der Überrest einer größeren Gutsanlage, die ursprünglich dem Fürstbischof gehörte. Bis ins 17. Jahrhundert wechselte das Gut mehrfach den Besitzer. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es von schwedischen Truppen geplündert und niedergebrannt. 1683 schenkte der Hildesheimer Domherr Nikolaus Eberhard von Snetlage zu Wulften das Anwesen samt 54 Hektar Grundbesitz dem Gymnasium Carolinum, um ihm in den Konfessionswirren der damaligen Zeit den Rücken zu stärken. Den Jesuiten Patres, die das Carolinum seit 1625 leiteten, diente das Herrenhaus als Erholungsstätte. Ein nordöstlich des Gutes gelegenes Wäldchen trägt bis heute den Namen Carolinger Holz.

1773 wurde der Jesuitenorden verboten. Acht Jahre später übernahmen Franziskaner den Schulbetrieb und nutzten ebenfalls das Gut Gartlage. Ein zum Gut gehörendes Fachwerkhaus in der Nachbarschaft des Herrenhauses, " Dierkers Colonat" genannt, besaß das Schankrecht und wurde bei Lehrern und Schülern des " Caro" besonders beliebt. Daraus entwickelte sich das Wald-Restaurant Gartlage, das bis in die 1930er-Jahre zu den beliebtesten Ausflugslokalen am Stadtrand gehörte. Es erhielt im Krieg Bombentreffer und wurde nicht wieder aufgebaut.

Anders das Herrenhaus des Gutes. Relativ unbeschadet überstand der alte Adelssitz die Zeiten seit seiner Errichtung Ende des 16. Jahrhunderts auf Fundamenten aus dem 14. Jahrhundert. Die historische Ansichtskarte aus der Zeit um 1910 zeigt die Südansicht des Hauses, wie man sich ihm über den Gartlager Weg und die Sandbach-Brücke nähert. Ursprünglich war das Gut von Wassergräben umgeben, die aus dem Sandbach gespeist wurden. Sie waren zum Zeitpunkt dieser Aufnahme vor hundert Jahren bereits verfüllt.

Der äußerlich eher schmucklose Bau wirkt kantig und streng. Sein wehrhafter Charakter wird auch an dem meterdicken Mauerwerk aus Piesberger Sandstein deutlich, in das zahlreiche Schießscharten eingelassen sind. Im Südgiebel ist die Mauerwerksnische erkennbar, in der eine Christophorus-Figur steht. Sie wird um das Jahr 1520 datiert und dem Meister von Osnabrück zugeschrieben. Seit 1964 ist sie im Kulturgeschichtlichen Museum vor weiterem Witterungsfraß geschützt.

Nach dem Krieg kam die Stadt Osnabrück in den Besitz des Hauses. Die Stadt war Schulträgerin des Carolinums geworden und hatte damit auch das Eigentum am Carolingischen Grundbesitz erworben.

Bis 1965 war das Gutshaus samt Nebengebäuden an einen Landwirt verpachtet. Danach stand es leer und verfiel zusehends. Stadtkämmerer Raimund Wimmer und der städtische Denkmalpfleger Julius Reiling hielten 1969 eine Pressekonferenz darin ab. Zwischen morschen Eichenbalken, zersplitterten Fensterscheiben und Fledermausdreck beklagten sie öffentlichkeitswirksam das große Dilemma, in dem die Stadt stecke: Einerseits habe sie kein Geld, andererseits müsse die Bausubstanz als Denkmal erhalten bleiben.

1977 fand sich eine private Bauherrengemeinschaft aus Münster, die den Adelssitz für eine symbolische D-Mark erwarb unter der Auflage, ihn denkmalgerecht zu renovieren. Wie meistens in solchen Fällen waren die Schäden größer als zunächst angenommen. Bauherr Wolfgang Hölker musste den Bau komplett entkernen lassen, nur die Außenmauern blieben stehen. In zähen Verhandlungen mit dem Landeskonservator konnte er Dachgauben in dem Walmdach durchsetzen, um so weiteren Wohnraum im zweiten Obergeschoss zu gewinnen.

Im Juni 1982 wurde mit einem Umtrunk die zwei Millionen DM teure Wiederherrichtung gefeiert. Seither sind in dem 400 Jahre alten Gemäuer zwölf hochwertig ausgestattete Apartments in Einzelgrößen von 40 bis 120 Quadratmeter vermietet.


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