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1.
Erscheinungsdatum:
26.09.2012
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Werdegang
des
beliebten
Ausfluglokals
an
der
Berningshöhe.
Einzelheiten.
Überschrift:
Langer Abschied vom Traditionslokal.
Zwischenüberschrift:
Das Kaffeehaus Fernblick und sein umstrittenes Ende.
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Was
heute
eine
bevorzugte
Wohnlage
ist,
war
vor
hundert
Jahren
eine
Vorrangfläche
für
Ziegen
und
Schafe.
Aus
Lehm,
Mergel
und
Felsen
besteht
die
115
Meter
hohe
Berningshöhe,
die
den
Tieren
mit
Dornengestrüpp
und
Disteln
nur
ein
karges
Auskommen
bot.
Ortsnamen
wie
Ziegenbrink
und
Armenholz
künden
davon,
dass
dieser
Bereich
des
heutigen
Stadtteils
Kalkhügel
nicht
in
höchstem
Ansehen
stand.
Das
wurde
erst
anders,
als
1924
die
Besiedlung
der
Berningshöhe
begann.
Die
Genossenschaft
"
Selbsthilfe
gegen
Wohnungsnot"
legte
eine
sogenannte
Nebenerwerbssiedlung
entlang
der
Straßen
Nahner
Weg,
Holzhauser
Weg,
Am
Armenholz
und
Am
Nahner
Holz
an.
Das
bedeutete,
dass
zu
jeder
Parzelle
Acker-
und
Gartenland
gehörte,
auf
dem
die
Arbeiter
und
Angestellten
Obst
und
Gemüse
zogen
–
Düngung
aus
dem
hauseigenen
Dreikammersystem
inbegriffen.
Jedes
Haus
hatte
seinen
Stall
für
Schwein,
Hühner
und
anderes
Kleinvieh.
Der
Baugenossenschaft
wurde
auferlegt,
eine
für
Pferdegespanne
geeignete
Zufahrt
vom
Johannisfriedhof
bis
hoch
in
die
Neusiedlung
zu
legen.
Zu
diesem
Zweck
baute
sie
den
Hauswörmannsweg
zu
einer
Straße
aus.
Die
Siedlergemeinschaft,
in
einiger
Entfernung
vor
der
Stadt
gelegen,
hatte
bald
ihren
eigenen
Lebensmittelladen,
einen
Milchmann,
eine
Bäckerei,
einen
Schuhmacher,
einen
Kohlenhandel
mit
Fuhrgeschäft
und
–
die
Gaststätte
Fernblick.
1928
wurde
das
später
in
ganz
Osnabrück
und
Umgebung
bekannte
Kaffeehaus
Fernblick,
Besitzer
A.
Fuhrmann,
mit
Kegelbahn,
Saalbetrieb
und
Biergarten
gebaut.
Die
Ansichtskarte
aus
dem
Jahr
1932
zeigt
den
großzügigen
Bau
von
Nordosten,
also
von
der
Stadt
aus
gesehen,
vor
dem
Hintergrund
des
Waldstücks
Armenholz
auf
der
Kuppe.
Aus
den
Panoramafenstern
des
Saales
und
von
der
Freiterrasse
hat
man
den
gerühmten
Fernblick
auf
die
Türme
der
Stadt.
Die
Linden
und
Kastanien
inmitten
des
Kaffeegartens
sind
noch
recht
mickrig,
Schatten
vermögen
sie
nicht
zu
spenden.
Diese
Aufgabe
übernehmen
die
zahlreichen
Sonnenschirme.
70
Jahre
später
sieht
die
Sache
anders
aus.
Zu
großen,
prächtigen
Bäumen
ausgewachsen,
stoppen
diese
vorübergehend
die
dort
projektierte
Wohnbebauung.
Doch
der
Reihe
nach
. . .
In
den
1950er-
bis
1970er-
Jahren
knüpft
der
Fernblick
noch
einmal
an
seine
großen
Zeiten
vor
dem
Krieg
an.
Der
Biergarten
läuft
im
Sommer
gut,
das
Sonntags-
Frühstücksbuffet
ist
sehr
beliebt,
die
Minigolfanlage
liegt
im
Trend,
die
traditionellen
Osterfeuer
ziehen
Hunderte
an.
Doch
dann
bekommen
die
Pächter
ihre
Schwierigkeiten.
Die
Altbausubstanz
hätte
einer
Renovierung
bedurft,
die
aus
dem
zurückgehenden
Geschäft
nicht
zu
erwirtschaften
ist.
Eine
Entwicklung,
die
zahlreiche
andere
Ausflugslokale
am
Stadtrand
wie
die
Ludwigshalle,
das
Schweizerhaus,
die
Friedenshöhe
oder
das
Kaffeehaus
Paradies
schon
hinweggerafft
hat,
macht
auch
vor
dem
Fernblick
nicht
halt.
Im
Juni
1995
verkündet
die
Erbengemeinschaft
als
Eigentümerin,
das
Lokal
aufgeben
zu
wollen.
Sie
steht
in
Verhandlungen
mit
der
Baufirma
Scholle,
die
dort
Pläne
für
eine
verdichtete
Wohnbebauung
entwickelt
hat.
Umgehend
bildet
sich
unter
Stammgästen
eine
Initiative
gegen
den
Abriss.
"
Der
Fernblick
als
Traditionsinsel
muss
gerettet
werden"
,
lautet
ihre
Devise.
Ihr
spielt
in
die
Hände,
dass
der
geänderte
Bebauungsplan
einen
so
weitgehenden
Erhalt
von
Grünflächen
vorsieht,
dass
der
Investor
abspringt.
1996
schließen
die
Eigentümer
mit
einem
anderen
Gastronomen
einen
neuen
Pachtvertrag
über
zehn
Jahre.
Doch
nach
vier
Jahren
geht
auch
dem
die
Puste
aus.
Mit
einem
letzten
großen
Osterfeuer
schließt
das
Lokal
im
April
2000
und
verfällt
danach
zusehends.
Im
Oktober
2001
kauft
die
Baufirma
Echterhoff
das
Fernblick-
Grundstück
und
plant
eine
weniger
dichte
Bebauung.
Da
Baumschutzauflagen
ihr
eine
Bebauung
des
Biergarten-
Areals
verwehren,
schlägt
sie
der
Stadt
einen
Tausch
dieses
Teilgrundstücks
gegen
den
"
Bolzplatz"
vor,
eine
Wiese
nördlich
des
Fernblicks
zum
Bergerskamp
hin.
Dagegen
macht
nun
eine
neue
Bürgerinitiative
mobil.
Den
Abriss
des
letzten
der
alten
Osnabrücker
Ausflugslokale
im
Juli
2002
nimmt
sie
mehr
oder
weniger
achselzuckend
hin,
nachdem
die
Denkmalpflege
das
Gebäude
als
nicht
schutzwürdig
eingestuft
hat.
Aber
die
Spielwiese
für
die
Kinder
will
sie
unbedingt
erhalten
wissen.
Im
Oktober
2002
scheint
ein
Kompromiss
gefunden:
Zwei
Drittel
des
Bolzplatzes
werden
nicht
angetastet,
nur
der
Randstreifen
zum
Hauswörmannsweg
hin
darf
bebaut
werden,
unter
den
Biergarten-
Bäumen
richtet
die
Stadt
einen
öffentlichen
Spielplatz
ein.
Aber
auch
diese
abgespeckte
Version
des
B-
Plans
stößt
auf
heftige
Kritik.
Der
Bürgerverein
Neustadt
sammelt
440
Unterschriften
und
erhält
Unterstützung
von
SPD
und
Grünen
im
Rat.
Im
September
2003
setzt
sich
die
Ratsmehrheit
schließlich
durch,
und
dem
Baubeginn
steht
nichts
mehr
im
Wege.
Mittlerweile
haben
sich
die
Gemüter
beruhigt,
die
Neubebauung
ist
abgeschlossen.
Kinder
haben
den
einstigen
Biergarten
übernommen.
Sie
schaukeln,
rutschen
und
klettern
unter
den
mächtigen
Kastanien
und
Linden.
Die
Bäume
und
ein
paar
Haselnusshecken
sind
die
letzten
Relikte
des
Kaffeehauses
Fernblick
und
seiner
früher
so
beliebten
Gartenwirtschaft
Bildtexte:
Ein
Bild
aus
großer
Zeit:
1932
war
das
Kaffeehaus
Fernblick
auf
der
Berningshöhe
ein
weithin
beliebtes
Ausflugsziel.
Ein
Kinderspielplatz
nimmt
heute
die
Flächen
des
ehemaligen
Biergartens
ein.
Im
Hintergrund
neue
Wohnhäuser
anstelle
des
Traditionslokals.
Fotos:
Postkarte
aus
der
Sammlung
Helmut
Riecken/
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks