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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Schöpfer des Pappelgrabens
Zwischenüberschrift:
Bürgermeister Schepeler vertrat die Stadt am Ende des 30-jährigen Krieges
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Wenn ein Bürgermeister 338 Jahre nach dem Tod noch im Straßenbild präsent ist, dann ist das in erster Linie ein Verdienst der Straßenbenennung. Dr. Gerhard Schepeler (1615– 1674) gab der Straße zwischen Petersburger Wall und Bahn ihren Namen. Aber er hat noch eine weitere bis heute sichtbare Spur hinterlassen: den Pappelgraben.

Es war nämlich so, dass es einen ständigen Streit zwischen Altstadt und Neustadt um die Weidegründe im Südwesten der Stadtumwallung gab. Namentlich die Angehörigen der Martini-Laischaft und die " Neustädter Gemeinheit" fochten so manchen Strauß miteinander aus. 1671 wurde es Schepeler zu bunt. Er nahm ein Lineal und zog auf dem Stadtplan eine gerade Linie zwischen dem Turm der Katharinenkirche und dem Grenzpunkt des Hofes Nordhaus in Hellern. Kraft seines Amtes als Fürstlicher Kanzlei- und Regierungsrat legte er diese Grenze fest. Sie wurde respektiert.

Geschichtlich bedeutender war jedoch sicherlich die Rolle, die Schepeler als Vertreter der Stadt Osnabrück bei den Friedensverhandlungen am Ende des Dreißigjährigen Krieges spielte. 1615 in Nienburg geboren, studierte er Jura, heiratete die Osnabrücker Bürgermeisterstochter Anna Grave und zog 1645 nach Osnabrück. Seine juristische Ausbildung in Deutschland, den Niederlanden, England und Frankreich war sicher ein gutes Fundament für seine Auftritte bei den Friedensverhandlungen.

Er war 1645 nach Osnabrück gekommen, um die " Kriegsschatzungen" seines Schwiegervaters zu ordnen. Das waren Geldzahlungen, die vermögende Bürger einer unterworfenen Stadt den Besatzern zu leisten hatten. Schepeler trat vor dem Rat der Stadt so wortgewandt auf, dass die Bürgerschaft ihn beim Handgiftentag 1647 in den Rat wählte. Als der Bürgermeister sein Amt wegen Krankheit niederlegen musste, stieg Schepeler noch im gleichen Jahr zum Ersten Bürgermeister auf.

Eine vorläufige Krönung der Blitzkarriere bestand in der Teilnahme an dem Friedenskongress in Münster. Schepelers Verhandlungsauftrag war, für die Stadt den Status der Reichsunmittelbarkeit zu erlangen. Damit wäre Osnabrück als freie Reichsstadt nur dem Kaiser untertan gewesen, nicht mehr dem Fürstbischof. Schepeler merkte, dass er nur mit Bestechungsgeldern weitergekommen wäre, " Gelt, das wir nur auf der Zunge, aber nicht in der Hand führen." Er überzeugte den Rat, dass es letztlich besser sei, eine Stiftsstadt zu bleiben. Mit dem Beistand der schwedischen Diplomaten erreichte er aber, dass der von Frankreich und den Kaiserlichen unterstützte katholische Bischof Franz Wilhelm von Wartenberg in seiner Macht beschnitten wurde. Sichtbarer Ausdruck der bischöflichen Macht war die vor der Stadt drohend gelegene Zitadelle Petersburg. Die durfte nun geschliffen werden, woran sich die protestantischen Bürger mit Eifer beteiligten. Dass die Schepelerstraße auf dem Gelände der ehemaligen Petersburg liegt, ist somit kein Zufall.

Schepeler darf als einer der geistigen Väter der 1650 in Nürnberg verabschiedeten " Capitulatio perpetua osnabrugensis" gelten, der zufolge die Landesherrschaft abwechselnd von einem katholischen, vom Domkapitel gewählten Bischof und einem lutherischen Bischof aus dem herzoglichen Haus Braunschweig-Lüneburg ausgeübt wurde. Der erste protestantische Bischof Ernst-August I. ernannte Schepeler zum Kanzlei- und Regierungsrat. In dieser Eigenschaft nahm er am Reichstag zu Regensburg teil. Schepeler starb am 30. August 1674 in Osnabrück und wurde in St. Marien beigesetzt. Sein Grabstein ist verloren gegangen.

Bildtexte:
Zwischen Petersburger Wall und Bahn liegt die nach Bürgermeister Schepeler benannte Straße.
Das Bild zeigt Gerhard Schepeler in einem Kupferstich von Anselm van Hulle, Rotterdam (1667).

Foto:
Joachim Dierks
Autor:
Joachim Dierks
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