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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
"Das Leben läuft hier im Fahrradtempo ab"
Zwischenüberschrift:
Einmal um den Pudding: Die Augustenburger Straße – vom Unfallschwerpunkt zum Künstlerviertel
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Das Katharinenviertel ist die bevorzugte Wohngegend von Musikern und Künstlern; auch gut betuchte Menschen ziehen in die Gegend. Dort befinden sich Osnabrücks ältester Naturkostladen und einige Galerien und Ateliers; dort wurde das erste Haus in Osnabrück besetzt und der erste Afro-Shop der Stadt eröffnet. Die Uhren scheinen an der Augustenburger Straße langsamer zu ticken. Doch das war nicht immer so: Früher lag der Unfallschwerpunkt Osnabrücks im Katharinenviertel.

Wer sich ins Café Mojo an der Augustenburger Straße an einen Tisch im Freien setzt, sieht viel Grün und viele Radfahrer, die die verkehrsberuhigte Zone in dem Karree zwischen Lotter- und Martinistraße, Heger-Tor-Wall und Kirchenkamp für ihre Wege nutzen. " Das Leben läuft hier im Fahrradtempo ab", sagt der Künstler und stellvertretende Leiter der Musik- und Kunstschule Manfred Blieffert. " Hier ist der Slow-Motion-Bereich von Osnabrück", ergänzt Café-Besitzer David Geißler.

" Hier zu wohnen, das wäre der Hit", dachte Blieffert, als er 1985 durch das Katharinenviertel ging. Damals hatte er sich beim Konservatorium um eine Stelle als Pädagoge beworben. Ein Jahr später zog er mit seiner Frau Renate Hansen dorthin.

Früher wurde das Leben im Katharinenviertel nicht im Fahrradtempo geführt. " An der Kreuzung Herderstraße/ Katharinenstraße lag der Unfallschwerpunkt Osnabrücks", erinnert sich Karl-Heinz Diehl, der seit 1978 im Katharinenviertel lebt. Diehl erinnert sich zudem daran, dass damals noch Busse durch das Viertel zum Depot gefahren sind und an der Ecke Adolfstraße einmal in der Woche ein verunfalltes Auto quer stand. " Das waren heiße Zeiten."

Diehl war mit einigen anderen Bewohnern des Viertels daran beteiligt, die Verkehrsberuhigung durchzusetzen. Der damalige Oberbürgermeister Ernst Weber habe herausgefunden, dass es EU- und Bundesmittel für bestehende Wohngebiete gab, um sie in verkehrsberuhigte Zonen umzubauen. " Das gab es damals nur für Neubaugebiete", sagt Diehl, der sich auch daran erinnert, dass es von dem im Viertel ansässigen Fleischer, dem Bäcker und anderen Gewerbetreibenden erheblichen Widerstand gegen die Verkehrsberuhigung gab.

Heute profitieren die Gäste von David Geisler und die Radfahrer von dem Engagement der Mitstreiter Diehls. " Früher lebte man hier schnell, jetzt ist es gediegener", sagt die Künstlerin und Kunstpädagogin Renate Hansen. " Aus Fünfer-WGs sind Zweier-WGs geworden. Die Leute haben geheiratet, Wohnungen renoviert, und die Klos auf dem Flur gibt es auch nicht mehr", umschreibt Geisler den Wandel in der Bewohnerstruktur in knappen Worten.

Das Katharinenviertel sei konzentrisch angelegt, führt er weiter aus. Der Spielplatz sei für Kinder und deren Eltern der Mittelpunkt der Gegend, und im benachbarten Park knutschten im Halbdunkel Teenies. Sein Café sei das Herzstück des Viertels. " Hier trifft sich alles: vom Althippie bis zum Anwalt."

Manfred Blieffert berichtet, der Bürgerverein des Katharinenviertels habe gezählt, dass täglich 4000 Fahrräder durch die Wohngegend fahren. Ein lebhaftes Viertel sei es aber nicht, meint David Geisler. " Abends ist es hier total ruhig." Kleine Läden oder sein Café, das seit sieben Jahren an der Augustenburger Straße ansässig ist, müssten ums Überleben kämpfen. " Es sollte mehr Geschäfte im Katharinenviertel geben", sagt er.

Die Nahversorgung sei gut, meint Renate Hansen. Am Ende der Lotter Straße gibt es seit Kurzem einen Bio-Supermarkt. Das alteingesessene Naturkostgeschäft " Kathrinchen" sei ein " Tante-Emma-Laden auf Bio-Basis", meint Manfred Blieffert. " Es ist attraktiv geworden, hier zu wohnen", sagt David Geisler. Daher seien die Mieten stark gestiegen, fährt er fort.

Er habe beobachtet, dass es immer mehr Autos im Viertel gebe, die über 30 000 Euro kosten. Auch Porsches habe er schon gesehen. Die Enten seien auf dem Rückmarsch. Blieffert hat entdeckt, dass sich viele Anwohner mit dem Viertel identifizieren. " Viele Leute sind stolz darauf, hier zu wohnen", sagt Geisler. Das Katharinenviertel habe in Osnabrück ein positives Image.

Bildtext:
Als entschleunigt beschreiben Renate Hansen, David Geisler und Manfred Blieffert (von links) das Leben im Katharinenviertel. Sie Leben seit einigen Jahren an der Augustenburger Straße.

Foto:
Hermann Pentermann
Autor:
Thomas Wübker
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