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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ein bisschen öko, ein bisschen bürgerlich
 
Ein Schluck Wasser für Ritter Tunichtgut
Zwischenüberschrift:
Die Weststadt: Ein ruhiger Stadtteil, der vom Katharinenviertel bis zur Illoshöhe reicht
 
Mein Lieblingsplatz: Die Trotzenburg – lauschig, grün und fast ohne Autos
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Nirgendwo in Osnabrück gibt es so viele Bioläden, so viele Meter Fahrradstraße und so viele Prozente für die Grünen. Die Weststadt ist das Viertel, in dem öko und bürgerlich zusammengehören. Räumlich gesehen, verbindet die Weststadt das gründerzeitliche Katharinenviertel mit der später besiedelten Illoshöhe.

Ein ausgeprägtes Weststadt-Bewusstsein gibt es in diesem Stadtteil nicht: Entweder wohnt man im Katharinenviertel oder an der Illoshöhe. Der Begriff " Weststadt" erscheint künstlich verordnet. Vielleicht, weil die Planer dem Flächenkonstrukt zwischen Wüste und Westerberg einen Namen verpassen mussten.

Die Besiedlung der Weststadt begann vor 140 Jahren, als sich Osnabrück aus der Enge seiner Stadtmauern befreit hatte. Damals entstand an der Arndtstraße eines der ersten Baugebiete außerhalb der mittelalterlichen Grenzen. So begann die Stadt vor 140 Jahren in die Feldmark zu wachsen, und an der Weststadt lassen sich die nachfolgenden Epochen wie Zwiebelringe ablesen.

Langsam, aber stetig entstand ein neues Viertel entlang der Katharinenstraße. Manche schmucke Stadtvilla, die heute ganz selbstverständlich als Mehrparteienhaus angesehen wird, galt um die Jahrhundertwende als Einfamilienhaus. Wer etwas auf sich hielt, wohnte in der Beletage, also im 1. Stock. Im Erdgeschoss durften sich die älteren Herrschaften niederlassen, im Dachgeschoss die Dienstboten.

Mit dieser großzügigen Bauweise war es spätestens in den 30er-Jahren vorbei. Nach dem Krieg setzte sich die Bautätigkeit in Richtung Illoshöhe fort. Die typischen 50er-Jahre-Häuser, überdimensionale Hundehütten mit spitzen Giebeln, bestimmen noch heute das Bild. Inzwischen ist aber fast überall die nächste Generation eingezogen. Durch aufwendige An- und Umbauten sind aus bescheidenen Nachkriegs eigenheimen anspruchsvolle Wohnparadiese geworden.

Wer nicht gerade dem Verkehrslärm der Martinistraße, der Lotter Straße oder der Rheiner Landstraße ausgesetzt ist, erlebt die Weststadt als ruhiges Viertel. " Diese hohe Wohn- und Lebensqualität in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt ist einmalig in Osnabrück", schwärmen Ute und Karl-Heinz Diehl, die seit 1978 in der Adolfstraße wohnen. Ihre vier Kinder sind inzwischen alle aus dem Haus. " In der Rückschau müssen wir sagen: Besser als hier hätten wir es als Familie nicht antreffen können", sagen die Diehls. Gleichwohl sehen sie es kritisch, dass immer mehr Autos im Viertel abgestellt werden.

" Uns brennt die Parksituation unter den Nägeln", sagt auch Manfred Haubrock vom Bürgerverein Katharinenviertel. Es sind ja nicht nur die Autos der Anwohner, die das Viertel verstopfen. Verschärft wird die Lage durch Kunden, die in der Lotter Straße einkaufen, und durch Innenstadtbesucher, die sich vor der Parkgebühr drücken wollen. Dass die Stadt nur einen Teil des Viertels zur Anwohnerparkzone erklären will und den anderen nicht, sieht Manfred Haubrock kritisch.

Zu den besonderen Erkennungszeichen der Weststadt gehört der ungewöhnlich spitze Turm der Bonnuskirche an der Oberen Martinistraße. Da liegt es nahe, mit dem Slogan " Bonnus ist spitze!" zu werben. Aber was ist das Besondere an der Bonnusgemeinde? Die neue Pastorin Doris Jäger ist um eine Antwort nicht verlegen: " Hier auf der Illoshöhe war schon der Papst!" Und dann erzählt sie, dass ihr Vorgänger gemeinsam mit seinen katholischen und reformierten Kollegen eine " ökumenische Erklärung" für die Weststadt formuliert hat.

Es war Papst Johannes Paul II., der am 16. November 1980 rund 140 000 Gläubige und Schaulustige zu einem Freiluftgottesdienst auf die Illoshöhe lockte. Die Sportanlage weckt bei Generationen ehemaliger Schüler Erinnerungen an die Bundesjugendspiele. Und dass auf der Illoshöhe die Profis vom VfL trainieren, weiß in Osnabrück jeder Fußballfan. Nicht ganz so bekannt ist das Leistungszentrum für die Nachwuchskicker zwischen 11 und 21 Jahren.

Letzte Ruhe im Westen

In der Weststadt stecken noch mehr Zukunftspotenziale. Auf dem ehemaligen Busdepot und auf dem Gelände der früheren Chemiefabrik Hagedorn entstehen Geschäfte, Büros und Wohnungen. Die Lage gilt als begehrt, und das scheint sich auch auf das Preisniveau auszuwirken.

Wer sich nicht zu Lebzeiten in der Weststadt niederlässt, findet vielleicht nach seinem Tod den Weg in diesen Stadtteil. Der Heger Friedhof bietet sich an für die letzte Ruhe. Auch er ist ein Teil der Weststadt.

Bildtexte:
Auf der Illoshöhe war schon Papst Johannes Paul II. Hier trainieren Schulsportler und VfL-Spieler.
In der Arndtstraße nahm die Entwicklung der Weststadt um 1870 ihren Anfang.
Typisch für die 50er-Jahre: die spitzgiebeligen Häuser in der Schemmannstraße.
Die Weststadt hat noch Potenziale: Baugebiet Mittewest an der Lotter Straße.

Fotos:
Elvira Parton

Name

Die Weststadt reicht vom Heger Friedhof bis zum Heger Tor und wird im Norden von der Linie Lotter Straße/ Lieneschweg begrenzt, im Westen von der Autobahn A 30 und im Süden von Martinistraße und Blumenhaller Weg.

Zahlen

In der Weststadt leben heute 8583 Einwohner, damit nimmt sie den 7. Platz in der Statistik der 23 Osnabrücker Stadtteile ein. Alterszusammensetzung (Zahl der ausländischen Mitbürger in Klammern): unter 7 Jahren: 402 (22), 7 bis 14 Jahre: 345 (24), 14 bis 18 Jahre: 248 (10), 18 bis 40 Jahre: 2650 (371), 40 bis 65 Jahre: 2629 (168), 65 Jahre und älter 1662 (52). Um die Menschen kümmern sich 27 Arzt- und ärztliche Gemeinschaftspraxen, darunter 11 für Zahnheilkunde.

Die Fläche beträgt 309, 88 Hektar (Stadt gesamt: 11 980), davon sind 134, 13 ha Wohnbaufläche, 14, 19 ha gemischte Baufläche (mit Gewerbe), 9, 55 ha gewerbliche Baufläche, 7, 77 ha Sonderbaufläche (Einrichtungen des Bundes, Hochschulen, GVZ, großflächiger Einzelhandel), 16, 13 ha für Gemeinbedarf, 19, 93 ha Straßen, 6, 72 ha Dauerkleingärten, 10, 41 ha Sportplätze, 30, 13 ha Friedhöfe, 30, 26 ha sonstige Grünflächen, 23, 04 ha Landwirtschaft, 3, 08 ha Wald/ Forstwirtschaft, 0, 71 ha Wasserflächen.

Besonderes

Sehenswert ist das Katharinenviertel mit seinen Gründerzeithäusern, dem hohen Grünanteil und verkehrsberuhigten Bereichen mit Fahrradstraßen. Einst befand sich dort die Synagoge, die 1938 zerstört wurde und heute ihren Platz in der Straße In der Barlage hat. Der Stadtteil ist wegen der günstigen Lage zwischen Universität und Hochschule ein bevorzugtes Wohngebiet für Studenten. Für sportliche Aktivitäten ist die Anlage der Illoshöhe täglich geöffnet.

Vor Ort

Am Freitag, 7. September, ist die NOZ-Redaktion vor Ort bei Allfrisch/ Wellmann an der Lotter Straße 58. Von 10 bis 12 Uhr bittet Till zum Gespräch.

Osnabrück. Trotzenburg. Schon dieser Name! Da stelle ich mir vor, wie sich Raubritter Tunichtgut ganz trotzig auf seiner Burg verschanzt hat. Bis es seinen Feinden irgendwann zu bunt wurde und sie die Trotzenburg dem Erdboden gleichmachten. So muss es gewesen sein, denn es gibt keine Ruine, nicht einmal Fundamente.
Die Wahrheit ist, dass hier nie eine Burg gestanden hat. Es gibt nur einen Straßennamen, der die Fantasien beflügelt. Und der geht auf eine alte Flurbezeichnung zurück, nicht auf eine Burg.
Die Trotzenburg ist eine Allee, die am Rande des Heger Friedhofs von der Rheiner Landstraße zum Finkenhügel führt. Für mich ist diese dunkle Gasse mit den knorrigen Linden der schönste Platz in der Weststadt. Lauschig, grün und fast ohne Autos. Die ideale Verbindung für alle, die mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs sind. Zum Beispiel, um zum Klinikum zu kommen.
An der Trotzenburg gibt es eine Besonderheit, die kaum jemand kennt: die Lodtmannsquelle im Garten vom Haus Nr. 24. Wer sich an der Entengrütze nicht stört, kann sich ein Glas frisches Wasser abfüllen. Der Garten ist privat, aber die Eigentümer Dieter und Renate Höfner gestatten ausdrücklich den Zugang zur Wasserstelle.
Die Quelle selbst gehört der Heger Laischaft. Über Jahrhunderte diente sie als Tränke fürs Vieh, das vor den Toren der Stadt weidete. Und ich stelle mir vor, dass auch die Ritter der Trotzenburg aus dieser Quelle schöpften

Bildtext:
Die Trotzenburg ist eine Lindenallee im Grünen. Rainer Lahmann-Lammert sucht immer noch die Burg.

Foto:
K. Lindemann
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert, iza
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