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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Kartoffeldiebe und Schweißfüße.
Zwischenüberschrift:
August 1912: Eine bunte Palette von Sommerthemen im "Osnabrücker Tageblatt"
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Diskussionen um die Preise der Theaterkarten sind mindestens hundert Jahre alt. Der Redakteur des " Osnabrücker Tageblatts" nimmt im August 1912 deutlich Partei für eine Absenkung der Eintrittsgelder. Der Grund: Die öffentliche Generalprobe zur Neuinszenierung von Leo Falls " Brüderlein fein" zu stark verbilligten Preisen war restlos ausverkauft, was das Theater schon lange nicht mehr erlebt hatte.

" Der außergewöhnlich große Andrang zum Musentempel dürfte wohl mehr in der starken Herabsetzung der Eintrittspreise als in dem Bedürfnis nach einer Theatervorstellung mitten im Hochsommer zu suchen sein", urteilt er. Die Premiere am Folgetag war eine geschlossene Vorstellung für die Mitglieder des Verbandes der deutschen Eisengießereien, der seine Jahreshauptversammlung in Osnabrück abhielt ein großes Ereignis für die Stadt, das mit all seinen Fachvorträgen ausführlich gewürdigt wird.

Die künstlerische Qualität von Stück und Inszenierung sieht der Schreiber allerdings differenziert. Es habe " viel Gutes, aber nicht immer nur Herausragendes" zu sehen und zu hören gegeben. Die " anspruchslose und in verschiedenen Szenen recht rührselige" Operette habe den Geschmack des Publikums jedenfalls getroffen. Ganz besonders habe der von Fräulein Vornholt und Herrn Heydrich sehr graziös ausgeführte Tanz gefallen. Auch Fräulein Koma sei als allegorische Figur der Jugend mit ihrer goldenen Fiedel eine recht anmutige Erscheinung gewesen.

Der August ist Erntemonat. In der ersten August-Woche vor hundert Jahren waren der Roggen und zum Teil auch der Hafer unter Dach und Fach gebracht. Die Roggenernte lieferte vielfach nicht den gewünschten Ertrag. Als Grund werden die Spätfröste im Frühjahr ausgemacht.

Dass die Landwirtschaft spezifische Gefahren mit sich bringt, hat sich in hundert Jahren nicht geändert. Während heutzutage die Riesen-Trecker mit ihren gigantischen Reifen oftmals zur Gefahr für davor oder dahinter spielende Kinder werden, lenkte das Tageblatt 1912 die Aufmerksamkeit auf eine ganz andere Gefahrenquelle. Ein bedauerlicher Unglücksfall bot dazu Anlass.

Unfall beim Pflügen

Er ereignete sich am 5. August 1912 auf dem Acker hinter dem Kaffeehaus " Paradies" in Nahne, auf dem sogenannten Wiewint-Esch. Hier war der Neubauer und Gemeindediener Bernhard Hehemann mit seinem Kuhgespann beim Pflügen beschäftigt. Die Kühe gingen plötzlich durch. Sie schleiften Hehemann, " der, wie man das so oft sieht, die Lenkleine sich um den Hals gelegt hatte, mit sich fort." Nachdem es Hehemann gelungen war, sich freizumachen, blieb er bewusstlos liegen und wurde von herbeieilenden Personen in das Kaffeehaus gebracht. An den erlittenen inneren Verletzungen starb der Landwirt am nächsten Morgen. Im Nachruf heißt es: " Das Unglück, das den 60-jährigen, noch rüstigen Mann, der seit mehr als 30 Jahren in pflichtgetreuester Weise in unserer Gemeinde zugleich das Amt eines Gemeindedieners versah, so jäh hinweggerafft hat, erregt hier aufrichtige Teilnahme."

Dass die Osnabrücker schon immer ein Herz für Tiere hatten, zeigt der Bericht über die erfolgreiche Arbeit eines " Kriminalhundes". Feldhüter Temmeyer erhielt die Meldung, dass Diebe dem Acker des Arbeiters D. an der Natruper Straße einen Besuch abgestattet und eine Partie Kartoffeln entwendet hatten. Temmeyer eilte mit seinem Schäferhund " Wolf" herbei. Der Hund nahm, zum Suchen aufgefordert, sofort die Spur auf und verfolgte sie in gerader Linie bis zum Hause eines Arbeiters E., etwa einen Kilometer entfernt. In diesem Hause, das mehrere Eingangstüren hatte und von mehreren Familien bewohnt wurde, verbellte der Hund die Tür des Arbeiters E. In dessen Wohnung wurden, unter dem Bette versteckt, auch die Kartoffeln gefunden. E. war aus dem Haus in die nahe Holzung geflüchtet. Dort wurde er von dem Hund gestellt.

Ballon-Fotografien

Der Osnabrücker Fotograf Rudolf Lichtenberg jr. erhielt auf der Allgemeinen Fotografischen Ausstellung in Heidelberg für seine Ballon-Fotografien die höchste Auszeichnung in der Abteilung " Wissenschaftliche Fotographien". Luftaufnahmen aus Flugzeugen spielten noch keine Rolle. Längere Belichtungszeiten und unruhige Fluglagen in den noch unsicheren Flugapparaten standen dem entgegen. Ballonfahrten boten demgegenüber nahezu ideale Bedingungen.

Pflege für die Füße

In der Ratgeber-Rubrik lässt das Tageblatt ein typisches Sommerthema nicht aus: Schweißfüße. Fuß-Schweiß sollte man nicht unterdrücken, heißt es da. Es sei aber nötig, den Füßen eine besondere Pflege angedeihen zu lassen. Ein öfteres Wechseln der Strümpfe müsse selbstverständlich sein. Am besten greife man zu leichten wollenen Sayettstrümpfen. Eine tägliche Abwaschung mit lauwarmem Wasser sei nötig, dem man etwas Branntwein oder Senfmehl beimischen könne.

Um Wundgehen zu vermeiden, empfiehlt das Blatt " den Gebrauch des Salizylsäuretalges, den man bereitet, indem man zwei Teile Salizylsäure in fünf Teilen Benzoëtinktur löst und der Lösung hundert Teile Hammeltalg, welche vorher mit fünf Teilen Benzoëharz verrieben sind, zusetzt. Mit dem Talg bestreicht man vor dem Abmarsch diejenigen Teile des Fußes, die am leichtesten zum Wundwerden hinneigen. Zum Abwaschen nehme man nicht immer lauwarmes Wasser, auch mal kaltes, weil sonst die Haut verweichlicht wird."

Bildtexte:
Als begeisterter Ballonfahrer nutzte Rudolf Lichtenberg (rechts im Korb mit der Faltenbalg-Kamera in der Hand) jede sich ihm bietende Gelegenheit, vom Ballon aus zu fotografieren. Wer dieses um 1910 entstandene Foto machte, ist unbekannt.

Das Osnabrücker Theater am Domhof auf einem historischen Foto, das aus der Zeit zwischen 1909 und 1920 stammen dürfte.

Fotos:
Foto aus dem Band " Lichtenberg Bilder einer Stadt", von Rolf Spilker, Bramsche 1996, S. 14
Foto aus dem undatierten Bildband " Erinnerung an Osnabrück", Verlag Bruno Hancke.
Autor:
Joachim Dierks


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