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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Ein Greifvogel entdeckt das Stadtleben.
Zwischenüberschrift:
Der Uhunachwuchs aus dem Domkreuzgang fliegt aus.
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Bewaffnet mit Kameras oder nur ausgestattet mit scharfem Auge, pilgerten seit Mai Beobachter in den Domkreuzgang. Inzwischen braucht man aber schon viel Geduld und eine gute Portion Glück, um noch einen der jungen Uhus am Dom zu erspähen. Der Nachwuchs übt das Fliegen und entfernt sich nun regelmäßig vom Horst.

Und dann wächst da noch eine zweite Herausforderung für die Beobachter heran: Die " Kleinen" haben sich entwickelt und sehen ihren Eltern inzwischen fast zum Verwechseln ähnlich. In einigen Wochen werden die Nachwuchsjäger ihre kirchliche Kinderstube ganz verlassen. Die Elterntiere bleiben dem Kreuzgang nach Einschätzung des Wallenhorster Vogelexperten Udo Stangier aber treu.

Auf den Auszug der Jungvögel aus dem elterlichen Horst pocht das Vatertier der sogenannte Terzel mit Anbruch der Vorbalz. Dann nämlich wird der männliche Nachwuchs zur Konkurrenz für ihn. Zwischen 25 und 30 Kilometer von ihrem Geburtshorst entfernen sich die jungen Uhus dann, um selbst mit der Familienplanung zu beginnen. Ihre neue Heimat könnte folglich irgendwo zwischen Damme im Norden und Bad Laer im Süden sowie Melle im Osten und Ibbenbüren im Westen zu finden sein.

Bei ihrer Standortwahl sei damit zu rechnen, dass die Jungen aus dem Dom eher als ihre Artgenossen Gebäude als Brutplatz annähmen, vermutet Udo Stangier. Dieses gewisse Maß an Flexibilität sei allerdings auch überlebensnotwendig. Im Gegensatz zu Bayern oder Ländern wie der Schweiz und Österreich, wo fehlendes Futter zu einem Rückgang der Populationen führe, sei der " limitierende Faktor" in Osnabrück das Brutplatzangebot, so der Vogelexperte. Der Uhu eigentlich in Felswänden und Gesteinsnischen zu Hause betreibt deshalb auch verstärkt Baum- und Bodenbruten. Dabei nutzt er gelegentlich auch seine körperliche Überlegenheit gegenüber anderen Greifvögeln aus: Er übernimmt Nester von Habicht oder Mäusebussard. Derzeit nehmen die Uhuzahlen in der Region aber noch stetig zu. Die Osnabrücker Population umfasse etwa 15 bis 20 Uhu-Paare, schätzt Stangier.

Der Ausdruck " Paare" steht übrigens zu Recht, denn Uhus sind sich außer bei kränkelndem Partner oder Tod treu. Diesem bodenständigen Lebensstil kommen sie auch bei ihren Brutstätten nach. Wenn sich ein Horst bewährt hat, bleiben die Tiere ganzjährig an diesem Standort. Im Fall des Kreuzgangs bedeutet das: Sofern das Gebäude nicht umgebaut wird und keine natürlichen Feinde auftauchen, könnten dort auch im nächsten Jahr Jungtiere beobachtet werden, kündigt Udo Stangier an. Mit natürlichen Feinden habe der Uhu als Schlussglied der Nahrungskette nicht zu rechnen.

Die Verbreitung des Uhus im Raum Osnabrück freut den Hobby-Ornithologen, schließlich sei das Tier seit den 1930er Jahren in Mittel- und Westeuropa nahezu ausgerottet gewesen. Heute stehen die Greifvögel in Deutschland unter Naturschutz. Durch systematische Auswilderungsaktionen wie beispielsweise im Harz nehmen die Populationen seit etwa 50 Jahren wieder zu. Die Greifvögel hätten sich seit den 1980er-Jahren in einer " Westwanderung" vom Grenzgebiet des Weserberglandes aus in Richtung Teutoburger Wald ausgebreitet, erklärt Stangier. Von da aus seien die Wege zu den günstigen Bedingungen des Wiehengebirges und des Piesbergs dann kurz gewesen. In letztgenanntem Gebiet werden Uhus mindestens seit 1985 wieder beobachtet.

Warum Uhus Städte als Lebensraum attraktiv finden, ist nach Stangier leicht zu erklären: " In Städten gibt es genügend Nahrung." Neben kleinen Vögeln, Igeln oder Mäusen seien es vor allem die vom Müll angelockten Ratten, die dem Greifvogel in die Krallen gerieten, klärt der Experte über den Speiseplan der Uhus auf. " Da fällt dann auch schon einmal etwas herunter. Deshalb riecht es um Uhus herum für gewöhnlich nicht sehr gut."

Das Uhupaar im Domkreuzgang brütete dort in diesem Frühjahr nach 2011 bereits zum zweiten Mal. Die Jungtiere waren im Mai geschlüpft und haben seitdem viele interessierte Vogelfreunde angelockt.

Bildtext:
Zurück vom Beutezug: Die Stadt bietet den Uhus ausreichend Nahrung, um sich und den Nachwuchs zu ernähren.

Foto:
Joachim Viertel
Autor:
Sven Mechelhoff


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