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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Eine kleine Sensation zum Schluss.
Zwischenüberschrift:
Ausgrabungscamp an der Gedenkstätte Augustaschacht.
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Hasbergen. Von Ermüdungserscheinungen keine Spur: Auch nach 14 Tagen gruben die Teilnehmer des deutsch-russischen Workcamps noch fleißig in der Erde des Augustaschachts. Dabei legten die jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 28 Jahren nicht nur jede Menge Fundstücke frei, sondern entdeckten auch Überreste des ehemaligen Kesselhauses.
Über so viel Enthusiasmus staunten selbst die Veranstalter. " Da ist noch so viel Power nach 14 Tagen", so André Schmalkuche von der Stadt- und Kreisarchäologie, der die Teilnehmer zusammen mit seiner Kollegin Judith Franzen anleitet. Auch Ute Vergin, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Gedenkstätte Augustaschacht, ist begeistert: " Das ist ein richtig gutes Camp mit vielen hoch engagierten Leuten."
Seit 2009 kommen junge Menschen aus aller Welt nach Ohrbeck, um nach Spuren der wechselvollen Geschichte des Augusta schachts zu suchen. Organisiert wird das deutsch-russische Workcamp von Service Civil International, einer gemeinnützigen Freiwilligenorganisation. Zu den Sponsoren zählen neben privaten Förderern auch die Stadt GMHütte, der Landschaftsverband Osnabrücker Land, die MBN Bau-AG, Prier und Peußner sowie das DRK Holzhausen, das den Teilnehmern auch sein Heim als Unterkunft zur Verfügung gestellt hat. In diesem Jahr nehmen zehn Freiwillige aus Deutschland, Russland, Spanien und Kirgisistan an dem Camp teil. Verständigungssprache ist " Englisch mit viel Lachen", so Vergin.
Tatsächlich ist die Stimmung im Camp hervorragend und die Freude groß, wenn jemand eine Entdeckung macht. Und Grund zur Freude gab es in diesen Tagen reichlich: In der Latrine des ehemaligen Arbeitserziehungslagers fanden die Teilnehmer eine ganze Menge Gegenstände wie Emaillebecher, Häftlingsmarken und Münzen aus der Zeit der Weimarer Republik. Schmalkuche fasziniert besonders eine Pillendose, die mit Einschusslöchern übersät ist. Vermutlich brachte sie ein französischer Kriegsgefangener ins Lager, bevor sie als Ziel bei Schießübungen eingesetzt wurde. Am letzten Tag der Ausgrabung gab es noch eine kleine Sensation: Die Gruppe stieß auf Überreste des ehemaligen Kesselhauses, von dessen Existenz Vergin und Schmalkuche bisher nur durch Luftaufnahmen der Alliierten wussten.
Was fasziniert junge Menschen an der Geschichte des Augustaschachts? Fabian Mehl aus Leipzig interessiert sich schon lange für das Thema Zwangsarbeit, auch weil dies in der öffentlichen Diskussion häufig zu kurz komme. Dabei habe es allein im Deutschen Reich mindestens 13 Millionen Zwangsarbeiter gegeben. " Das ist vor den Haustüren der Menschen passiert, auf Bauernhöfen, in Fabriken. Jeder hat es mitbekommen."
Leonie Gläss aus der Nähe von Stuttgart reizt vor allem, dass es sich beim Augustaschacht um eine junge, sich entwickelnde Gedenkstätte handelt: " Hier kann man noch aktiv was machen. Es0 gibt noch viel Arbeit."
Neben den Ausgrabungen dient das Workcamp auch dem kulturellen Austausch. Besonderer Beliebtheit bei der Grabungsgruppe erfreute sich hier der plattdeutsche Abend, an dem Einheimische und Gäste zusammen plattdeutsche Lieder sangen. Ohnehin konnten alle Teilnehmer ihre Sprachkenntnisse erweitern, was in Sätzen wie " What about Schubkarre?" resultierte.
Auch Schmalkuche lobt die gute Gemeinschaft. So habe man nicht nur die Latrine vollständig ausgegraben, sondern mit der Entdeckung des Kesselhauses bereits den Grundstein für das nächste Camp gelegt. Der Archäologe hält es für möglich, dass sich unter den ausgegrabenen Resten des Kesselhauses noch Kellerräume befinden. " Es hilft alles nichts, ihr müsst nächstes Jahr noch mal wiederkommen", so Schmalkuche. Das können sich die Teilnehmer durchaus vorstellen.

Bildtexte:
Beim internationalen Workcamp an der Gedenkstätte Augustaschacht haben die jungen Teilnehmer Hinweise auf das ehemalige Kesselhaus gefunden.

Mit Einschusslöchern übersät ist diese Pillendose, die vermutlich ein Franzose mit ins Lager brachte.

Fotos:
Thomas Osterfeld
Autor:
Danica Pieper


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