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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
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Überschrift:
Leben mit der Autobahn.
Zwischenüberschrift:
In Nahne trifft Land-Idylle auf Stadtverkehr
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Es rauscht in Nahne. Egal, wohin man geht, über allem liegen die Geräusche der Autobahn 30 und der Iburger Straße. Doch dazwischen: Vogelgezwitscher und Grillenzirpen. Ländliche Idylle und dröhnender Verkehr das ist Nahne. Die Autobahn und die Bundesstraße mögen den Stadtteil äußerlich gevierteilt haben. Doch innerhalb wird das Miteinander großgeschrieben.

" Wer einmal in Nahne lebt, will nie wieder weg." Die Frau, die das voller Überzeugung sagt, ist Annegret Gutendorf, Vorsitzende des Bürgervereins Nahne. " Von jeder Straße aus ist mal ruck, zuck im Grünen", schwärmt sie. " Wir sind zwar gevierteilt, aber das heißt nicht, dass wir so denken." Wer Nahne nicht kennt, dürfte sich wundern, wie das mit der Nachbarschaftshilfe und dem " Jeder kennt jeden" funktioniert.

Denn die vielen Kneipen, die das Zusammenleben im Ort jahrzehntelang prägten, sind schon lange verschwunden: Das " Paradies" am Paradiesweg existiert nicht mehr, das Hotel " Im Himmelreich" ist nur noch eine Ruine, und das Café Schumla stand einst da, wo sich nun die Jet-Tankstelle an der Iburger Straße befindet. Trotzdem: Die vielen Vereine halten Nahne noch immer sehr lebendig. Männergesangverein, TuS Nahne, Bürgerverein, Förderverein der Brüningsquelle, Schützenverein die Liste ist lang für den Stadtteil Osnabrücks mit der zweitgeringsten Einwohnerzahl. Das Vereinsheim des Turn- und Sportvereins mit seinem Sportplatz am Zoo beherbergt außerdem eine Gaststätte die letzte im Stadtteil.

Wer fremd ist und durch die verschlafenen Straßen von Nahne läuft, fühlt sich bei der Begegnung mit Einheimischen wie auf dem Land: Erst ein kurzer kritischer Blick, dann aber ein freundliches " Guten Tag" so sind sie, die Nahner. Der Ort entstand um 1900 aus einer jahrhundertealten Bauerschaft und hat seinen ländlichen Charakter bis heute bewahrt. Von der Anhöhe des Hauswörmannshofes (früher Padeffke) lässt sich das am besten nachvollziehen. Hier bietet sich ein schöner Blick auf die ältesten Höfe Nahnes neben Padeffke sind das Bröker und Spiegelburg. Bis zur Zeit des Zweiten Weltkrieges war Nahne übrigens noch viel größer: Teile von Sutthausen und Fledder zählten ebenso dazu wie der Schölerberg.

Erzkatholisch

Nahne, das als einer der letzten Orte 1972 eingemeindet wurde, ist nicht nur dörflich geprägt noch immer sind die Bewohner etwas katholischer als in anderen Stadtteilen. Lange Zeit war Nahne sogar dermaßen katholisch, dass es getrennte Schulpausenzeiten zwischen den wenigen Protestanten und den vielen Katholiken gab, erinnern sich einige Ur-Nahner.

Gefragt nach dem charakteristischsten Gebäude Nahnes, wird den meisten Osnabrückern wohl der Marktkauf direkt an der Autobahnausfahrt einfallen. Fragt man hingegen die Nahner, nennen sie die katholische Kirche St. Ansgar. Wer allerdings zurzeit den Kirchplatz aufsucht, fragt sich: Das soll das lebendige Zentrum sein? Verlassen und ausgestorben liegt der kantige Kirchenbau aus den 60er-Jahren da. Das liege aber an den Ferien und der Baustelle, betonen die Nahner. Derzeit ist die Ansgarstraße, die sonst zur Kirche führt, voll gesperrt und wird komplett erneuert, ab 2013 folgen Paradiesweg und Wiesental.

Auch wenn hier nach außen hin nichts los ist, spielt die Kirche noch immer eine Rolle im Stadtteilleben insbesondere, was die Jugendarbeit betrifft. Inzwischen haben Gemeindemitglieder die strikte Trennung der Konfessionen aufgegeben. Otto Wetzig etwa, als Protestant in Nahne aufgewachsen, sei der erste Nicht-Katholik gewesen, der kirchliche Jugendgruppen leiten durfte. " Hier herrschte ein großer Zusammenhalt", erinnert sich der Grünen-Politiker. " Jeder kannte jeden."

Wohnen im Himmelreich

Nahne hat sich verändert. Der größte Einschnitt seit dem Bau der Autobahn Ende der 60er-Jahre war das Neubaugebiet " Auf dem Stadtfelde", das wegen der dortigen Straße eigentlich nur " Himmelreich" genannt wird. Annegret Gutendorf verhehlt nicht, dass sie stolz ist, das Baugebiet vor einigen Jahren durchgesetzt zu haben. " Was bin ich dafür angegriffen worden!", erinnert sich die ehemalige CDU-Ratsfrau. In den individuell gestalteten Häuschen wohnen überwiegend junge Familien direkt neben der A 30. Einem acht Meter hohen Erdwall verdanken sie es, dass der Lärm über sie hinweggeleitet wird.

So beschaulich es zugeht in Nahne über allem schwebt das Verkehrsrauschen von Autobahn und Bundesstraße. " Die Autobahn ist das Schlimmste, was uns passieren konnte", sagt Gutendorf. Direkt hinter ihrem Garten im Wiesental brausen täglich knapp 70 000 Fahrzeuge über die A 30 zwischen Südkreuz und Nahne. Dank Schallschutzwand und Flüsterasphalt ist der Lärm hier erträglich. Schlimmer ist es für die Anwohner des höher gelegenen Höhenweges, da der Schall nach oben dringt.

" Einige dachten damals in den 60er-Jahren, dass die Autobahn Nahne mehr beleben würde", sagt Gutendorf. Jetzt habe Nahne mit dem Verkehr zu kämpfen und die Ansiedlung des Marktkaufs und der anderen Supermärkte hat dazu geführt, dass es in Nahne keinen einzigen Tante-Emma-Laden mehr gibt.

Auf der Iburger Straße verkehren im Bereich Nahne etwa 28 000 Fahrzeuge pro Tag. Das war früher noch ganz anders, erinnert sich Ernst-August Entrup. Er bewirtschaftet den Hof an der Bundesstraße, dessen Geschichte bis ins zwölfte Jahrhundert zurückreicht. Ein schmaler Weg führt parallel zur B 51/ 68 auf das Gehöft. Wenn sich dort zwei Autos entgegenkommen, wird es eng. " Das war früher die Bundesstraße", erzählt Entrup. " Damals trieben wir noch die Kühe darüber auf die Weide", erinnert er sich. " Da stellen sich dann zwei mit einer Fahne auf die Straße das ging!" Heute unvorstellbar.

Bildtexte:
70 000 Autos passieren täglich das Teilstück der A 30 zwischen Südkreuz und der Abfahrt Nahne. Ohne Lärmschutz wäre das für die Nahner kaum zu ertragen.

Hier geht′s zum Himmelreich: Annegret Gutendorf ist stolz darauf, das Neubaugebiet durchgesetzt zu haben.

Die Kirche St. Ansgar im Nahner Zentrum spielt im Stadtteilleben noch immer eine wichtige Rolle.

Fotos:
Hermann Pentermann
Autor:
Sandra Dorn


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