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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Tod in der Drehtür der Hauptpost
Zwischenüberschrift:
Straßenkunde: Landrat von Ostman kommt 1933 auf tragische Weise ums Leben
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Gutsherr auf Leye und Honeburg. Landrat. Königlich Preußischer Geheimer Regierungsrat. Noch mehr Titel gefällig? Bitte schön: Landschaftsrat der Ritterschaft des ehemaligen Fürstentums Osnabrück. Er hat es zu etwas gebracht im preußischen Staatswesen, der Clemens August Freiherr von der Leye. Überdies gelang es ihm, den Gutsbesitz zu halten und zu mehren. Eine Straße im Wohngebiet Strothe, auf altem Leyer Besitz gelegen, trägt seit 1972 den Namen Landrat-von-Ostman-Straße.

In der langen Ahnenreihe der Herren auf Leye verkörpert Clemens August die siebte Generation. Er kommt am 23. Oktober 1861 auf Gut Honeburg zur Welt. Die Schule fällt ihm leicht, seine Noten sind so gut, dass er vom mündlichen Abitur befreit wird. Er studiert Jura, wird Gerichtsreferendar und schlägt die Verwaltungslaufbahn ein. Zwischen 1901 und 1919 hat er die schon genannten Ämter inne. Die Zeitenwende nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Ende der Monarchie und der Abschaffung der Adelsprivilegien lässt ihn nicht unberührt. Mit 58 Jahren zieht er sich ins Private zurück, das aber die Gutsverwaltung einschließt.

Dem Freiherrn werden vielfältige Begabungen nachgesagt. Er kommt weit in Europa und Nordafrika herum und eignet sich umfassende Bildung an, kein Gesprächsthema ist ihm fremd. Er ist ein guter Reiter und ein ausdauernder Tennisspieler. Diese Sportarten mag man als adelstypisch ansehen, er fährt jedoch auch gern Fahrrad. Musikalität beweist er auf dem Klavier, gleichzeitig ist er passionierter Jäger.

1895 heiratet Clemens August die Reichsfreiin Eleonore von Fürstenberg-Stammheim. Sie bringt eine stattliche Mitgift in die Ehe ein. So hat man die Mittel, Umbauten und Verschönerungen am Besitz Leye vorzunehmen, die den heutigen, harmonischen Gesamteindruck prägen. Das Dach des 1703 errichteten Hauptgebäudes wird angehoben und mit Ausbauten versehen. Die Gebäudeflügel rechts und links des Innenhofes erhalten ihre neobarocken Erker. 1906 wird die Kapelle angebaut und 1912 mit dem charakteristischen Kuppeldach umgestaltet. 1911 lässt Clemens August die mit Douglas-Fichten bestandene Allee vom Torbogen an der Leyer Straße bis zum Gut anlegen.

Er legt aber auch Wert auf neuzeitliche Installationen im Innern. Um fließend Wasser auch in die Obergeschosse zu bekommen, gibt er einen Wasserturm in Auftrag. Der ist heute noch neben der Einfahrt von der Leyer Straße aus zu sehen. Auf eigene Kosten lässt der Baron eine Stromleitung von der Berger hoff′schen Mühle ziehen. Dort wird nämlich ganz fortschrittlich Strom aus der Wasserkraft der Düte über den eigenen Bedarf hinaus erzeugt. Die Gemeinde Atter hatte angeblich den Bau der Leitung und damit den Einstieg in eine öffentliche Stromversorgung mit dem Argument abgelehnt, früher sei man mit dem Petroleumlicht doch auch gut zurechtgekommen.

Der große stadtnahe Gutsbesitz ruft verschiedene Pachtinteressenten auf den Plan. Clemens August führt Verhandlungen mit dem Militärfiskus, der auf der Suche nach einem Übungsgelände für die Soldaten der Westerberg-Kasernen ist. 60 Hektar " Atterheide" werden schließlich ans Militär verpachtet. Heute teilen sich die Sportflieger, die Reiter und landwirtschaftliche Pächter das Areal.

Der tragische Unfall ereignet sich am 30. Juni 1933 auf dem Hauptpostamt an der Wittekindstraße. Der Baron betritt die Schalterhalle durch eine Drehtüranlage, die das gleichzeitige Eintreten und Verlassen des Gebäudes ermöglicht. Nicht jeder Osnabrücker ist mit der Handhabung der zu dieser Zeit noch nicht sehr verbreiteten Technik vertraut. Ein hastiger Passant gibt der Tür beim Hinausgehen einen zu starken Schwung. Der 72-jährige Baron stürzt und schlägt mit dem Kopf hart auf die Fliesen. Vermutlich erleidet er eine Gehirnblutung, die mit den diagnostischen Mitteln der damaligen Zeit aber nicht erkannt wird. Er stirbt am 4. Juli 1933.

Seine Witwe Eleonore überlebt ihn um volle 37 Jahre. Bis zu ihrem Tod 1970 wohnt sie, von der Schwiegertochter Nora umsorgt, im " Landhaus" nahe Leye. Fast hätte sie die Straßenbenennung nach ihrem Mann noch miterlebt. Heute verwaltet mit Dominik Freiherr Ostman von der Leye die zehnte Generation die Güter.

Bildtexte:
Die Landrat-von-Ostman-Straße erinnert an den vielfältig begabten Freiherrn.
Clemens August Frhr. Ostman von der Leye

Fotos:
Joachim Dierks, Archiv
Autor:
Joachim Dierks


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